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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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Wissenschaftliche Perspektiven<br />

� Durch die etwa 800jährige Belegung des Friedhofs sind bei der<br />

Auswertung des Fundmaterials die unterschiedlichsten Fragestellungen<br />

zu verfolgen. Während sich im Vergleich der Grabausstattungen<br />

Veränderungen der Bestattungssitten und die wachsende<br />

soziale Stratifizierung der Gesellschaft widerspiegeln, vermitteln<br />

die einzelnen Gräber durch anthropologische Untersuchung der<br />

Skelettreste, aber auch durch die Auswahl, Beschaffenheit und Art<br />

der Deponierung der Beigaben sowie deren naturwissenschaftlichen<br />

Materialanalysen vielfältige Informationen zu verschiedenen,<br />

oft sehr privaten Aspekten des Alltagslebens der Bestatteten. Im<br />

Vergleich mit anderen Gräberfeldern in der abydenischen Region<br />

lassen sich demographische und gesellschaftliche Entwicklungen in<br />

dieser Siedlungskammer erkennen, die sich im überregionalen<br />

Vergleich, z.B. mit den Friedhöfen in Naqada, Hierakonpolis oder<br />

auch in Mittelägypten, in den Rahmen der politischen Entwicklungen<br />

im Niltal des 4. Jts. einfügen. Neben den unterschiedlichen Belegungszeiten<br />

der Friedhöfe geben vor allem die merklichen<br />

Schwankungen des Reichtums der Friedhöfe Hinweise auf unterschiedliche<br />

regionale Entwicklungen, die mit einer zeitweiligen<br />

ökonomischen oder/und politischen Dominanz der Region verbunden<br />

sein können. Siegelabrollungen, Gefäßaufschriften und Anhängetäfelchen<br />

mit Herkunftsvermerken sind Zeugnisse einer sich in<br />

der 2. Hälfte des 4. Jts. rasch entwickelnden, vermutlich mit den<br />

Machtstrukturen einer Elite eng verbundenen Verwaltung, deren<br />

Umfang es schon bald erforderte, ein Zeichensystem zur Registrierung<br />

von Anzahl, Qualität und Herkunft bestimmter Waren zu entwickeln,<br />

aus dem sich später die Hieroglyphenschrift entwickelte.<br />

Umm el-Qaab bietet durch die lange Belegungskontinuität als fast<br />

einziger heute bekannter Fundort die Möglichkeit, das Zusammenspiel<br />

dieser Faktoren und die Entwicklungen zu verfolgen, die eng<br />

mit der Entstehung des frühdynastischen ägyptischen Staates verbunden<br />

sind.<br />

Projektlaufzeit<br />

� Beginn: 1985; die Feldarbeit ist abgeschlossen<br />

� der Abschluss der Auswertung für 2012 geplant<br />

Betreuung<br />

- Prof. Dr. Günter Dreyer<br />

- Dr. Ulrich Hartung<br />

Kooperationspartner<br />

� <strong>Institut</strong> für Pathologie, Universität München<br />

� <strong>Institut</strong> für Archäozoologie und Domestikationsforschung, Universität<br />

München,<br />

� Abt. Archäobotanik, Botanisches <strong>Institut</strong>, Universität Hamburg,<br />

� Department of Botany Faculty of Science, University of Helwan<br />

� Abteilung Archäometrie, Prähistorisches <strong>Institut</strong>, Universität Tübingen<br />

(Gefäßinhalte)<br />

� MASCA Philadelphia (Petrographische Untersuchungen, Gefäßinhalte)<br />

� Geological Survey of Israel, Jerusalem (Petrographische Untersuchungen)<br />

� C14-Labor der Eurasienabteilung des DAI, Berlin<br />

� Akademie der Wissenschaften Warschau (Geomagnetik)<br />

� British Museum, London (Funde aus Altgrabungen)<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 398

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