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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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von Thrakien unabhängigen stratigraphischen Sequenz. Obwohl bei<br />

der Ausgrabung eine umfängliche Grabungsdokumentation angelegt<br />

wurde, ist die Auswertung der Ergebnisse in den Anfängen abgebrochen<br />

worden. Der Fundplatz steht beispielhaft für das Frühneolithikum<br />

Nordostbulgariens, das nach einem weiteren Fundplatz bei<br />

Veliko Tărnovo als Ovčarovo-Samovodene-Gruppe bezeichnet wird.<br />

Es handelt sich um die bislang einzige vollständig ergrabene Fundstelle<br />

des gesamten unteren Donautieflandes.<br />

Bereits jetzt zeichnen sich neue Erkenntnisse zum Siedlungsgeschehen<br />

ab. Die in den untersten Lagen der Kulturschicht dokumentierten<br />

Gruben lassen sich weitgehend als Hauseinheiten interpretieren. Der<br />

hier vor Augen geführte Haustyp findet Parallelen auch in anderen<br />

frühneolithischen Siedlungen Südosteuropas und steht somit nicht<br />

mehr isoliert da. Die über dem Horizont mit Gruben ursprünglich postulierte<br />

Pfostenhäuser halten dagegen einer kritischen Überprüfung<br />

nicht stand. Nachgewiesen sind überwiegend Lehmplattformen und<br />

Mahlsteinplätze, die in mehreren Fällen unmittelbar übereinander liegen<br />

und als wiederholt aufgetragene Erneuerungen älterer Befunde<br />

zu bewerten sind. In einigen Fällen sind auch diese Befunde mit dem<br />

Grubenhorizont zu verbinden. Bei einigen anderen ist ein Zusammenhang<br />

mit einer jüngeren Siedlungsphase möglich, von deren Bebauung<br />

allerdings keine umfassende Vorstellung zu gewinnen ist. Eine<br />

klare Trennung zweier verschiedener Siedlungen in Ovčarovo-gorata<br />

ist somit schwer möglich. Belegt ist an diesem Platz eine ein- bis maximal<br />

zweiphasige Besiedlung von relativ kurzer Lebensdauer.<br />

Einen chronologischen Rahmen für die Besiedlung bietet das Fundmaterial.<br />

Zunächst offenbart sich in Ovčarovo-gorata ein für das Frühneolithikum<br />

der Region unerwartet breites Formenspektrum. Bereits von<br />

der Ausgräberin wurde ein Zusammenhang der Funde mit der Phase<br />

Karanovo II in Thrakien erkannt, womit die zeitliche Stellung der<br />

Siedlung aber nur recht grob beschrieben ist. Das Typenspektrum<br />

setzt sich mehrheitlich aus schlanken Bechern sowie verschiedenen<br />

Topf- und Schüsselformen zusammen, die enge Verbindungen zu den<br />

nordbulgarischen Fundplätzen Samovodene und Podgorica aufzeigen.<br />

Greifbar wird hier eine Stufe des entwickelten Frühneolithikums nördlich<br />

des Balkans, welche ausweislich der Formen präziser mit der Stufe<br />

Karanovo II/ III in Thrakien zu parallelisieren ist. Bemerkenswert<br />

im Fundmaterial von Ovčarovo-gorata sind ferner zahlreiche Stücke,<br />

die sowohl in der Form als auch aufgrund der charakteristischen Einstichverzierung<br />

an Funde der frühen Hamangia-Kultur erinnern. Hinter<br />

dieser Kulturgruppe stehen die frühesten uns fassbaren Ackerbau<br />

und Viehzucht betreibenden Gemeinschaften der Dobrudža, welche<br />

gleichzeitig die erste Keramik in die Region bringen. Die Auswertung<br />

der Funde von Ovčarovo-gorata legt nun nahe, die Ursprünge der<br />

Hamangia-Keramik im nordöstlichen Balkan-Vorgebirgsland zu suchen.<br />

Die Neolithisierung der Dobrudža aus den westlich angrenzenden<br />

Gebieten zu erklären, ist geographisch ohnehin sinnvoll und kann<br />

nun erstmals auch am Material begründet werden. Überaus vielfältig<br />

sind die in Ovčarovo-gorata gefundenen zoomorphen und anthropomorphen<br />

Tonidole, deren Auswertung unser Wissen über das künstlerische<br />

Schaffen im Frühneolithikum Südosteuropas maßgeblich<br />

bereichern. Einzigartig in seiner Masse und Varianz ist darüber hinaus<br />

die Sammlung der Knochengeräte von Ovčarovo-gorata.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 319

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