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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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B IX Orient-Abteilung<br />

1 Forschungsschwerpunkte<br />

1) Formen der Sesshaftigkeit und ihr gesellschaftlicher Kontext<br />

a) Frühe Sesshaftigkeit im ‚Fruchtbaren Halbmond’<br />

Für den sog. Beginn der Sesshaftigkeit gilt es, die Ausprägungen, Bedingungen<br />

und Entwicklungen ortstreuer Lebensweisen in zwei unterschiedlichen,<br />

den westlichen Fruchtbaren Halbmond abdeckenden<br />

Regionen (Nord-Mesopotamien/Türkei, West-Syrien) zu untersuchen<br />

und zu vergleichen.<br />

a 1) Göbekli Tepe, Türkei (ZD-Projekt)<br />

Zu den zentralen Problemen der prähistorischen Forschung gehört die<br />

Frage nach den Anfängen der Sesshaftwerdung des Menschen. Die<br />

neue Quellenlage in Obermesopotamien, u. a. Monumentalbauten und<br />

Großplastik, besonders in der Region von Urfa, kann durch die bisherigen<br />

Modelle zur Entstehung neolithischer Lebensweisen nicht erklärt<br />

werden. Vor diesem Hintergrund bildet die Neubewertung dieser<br />

Thematik das wichtigste Forschungsziel. Insbesondere soll geklärt<br />

werden, ob die „Kultgemeinschaft“ des Göbekli Tepe evtl. die Kultivation<br />

der Wildgetreide initiierte.<br />

Göbekli Tepe erregte die Aufmerksamkeit der Archäologen durch an<br />

der Hügeloberfläche angetroffene außergewöhnliche Funde (figürliche<br />

Plastik und andere Steinartefakte). Ausschlaggebend für die Wahl des<br />

Ortes für eingehendere Forschungen waren die Ergebnisse der in den<br />

späten 90er Jahren am Hügel durchgeführten Ausgrabungen und naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen.<br />

Der mit 15 m Schichtmächtigkeit gewaltige, rein steinzeitliche Siedlungshügel<br />

des Göbekli Tepe wird seit 1995 vom Museum in Urfa in<br />

Zusammenarbeit mit dem DAI durch Ausgrabungen erforscht. Herausragend<br />

sind die monumentalen, mit Skulpturen und Reliefs ausgestatteten<br />

Kreisanlagen aus der Zeit um 9000 v. Chr. Sie<br />

kennzeichnen den Göbekli Tepe als rituelles Zentrum und als Kommunikationsplattform<br />

für eine großräumig vernetzte jägerische Bevölkerung.<br />

Unabhängig von archäologischen Forschungen und ohne Kenntnis der<br />

Geschehen am Göbekli Tepe wurde der Karacadağ, eine sich östlich<br />

vom Göbekli Tepe erstreckende Vulkanlandschaft, durch naturwissenschaftliche<br />

Methoden als der Ort bestimmt, der am wahrscheinlichsten<br />

als Heimat der später kultivierten Getreide, besonders des<br />

Einkorns, gelten darf.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

� Die Monumente auf dem Göbekli Tepe sind eine weltweit einzigartige<br />

Quelle zur Geschichte des Umbruchs von jägerischen Gesellschaften<br />

zum Bauerntum. Die langfristigen, interdisziplinären<br />

Forschungen werden fundamental neue Erkenntnisse über die Dynamik<br />

der Sesshaftwerdung, die damit zusammenhängende neolithische<br />

Lebensweise sowie die kulturellen Techniken neolithischer<br />

Identitätsbildung liefern.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 286

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