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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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konkretisieren und besser zu verstehen, wie einerseits die Pharaonen<br />

anscheinend (mit dem Bau von Tempeln) direkten Einfluss nahmen, andererseits<br />

das „berühmte“ Heiligtum in historischen Quellen des Niltals<br />

aber „verschwiegen“ wird und vorzugsweise nur im griechischen Kulturraum<br />

eine bekanntere Rolle spielte.<br />

Naturgemäß konzentrierten sich die Arbeiten in erster Linie auf die Freilegung<br />

und Untersuchung der antiken Bausubstanz, die Wiedergewinnung<br />

des einstigen Plans dieser beeindruckenden Anlage – sie umfasst<br />

ein Gebiet von ca. 500 x 100 m - sowie ihre Funktionsweise als Orakelstätte.<br />

Daneben erfolgten die Aufnahme des wenigen verfügbaren (hieroglyphischen<br />

wie griechischen) Materials sowie der leider nur<br />

unstratifizierten Keramikfunde und nicht zuletzt aufwendige konstruktive<br />

Sicherungsmaßnahmen zum Erhalt des absturzgefährdeten Orakeltempels,<br />

eines der bekanntesten sowie gleichzeitig geheimnisvollsten Kulturdenkmäler<br />

der Antike, sowie die Restaurierung der Moschee von<br />

Aghurmi, eines hervorragenden Beispiels lokaler Baukunst.<br />

Die archäologische Dokumentation umfasst bislang:<br />

- auf Aghurmi alle antiken Baureste (Orakeltempel, Palast, Brunnenanlage)<br />

mit Ausnahme eines ca. 30 x 35 m messenden Areals auf der<br />

Ostseite des Hügels<br />

- im Bereich des dromos - d.h. einer die Heiligtümer von Aghurmi und<br />

Umm Ubayda verbindenden Prozessionstrasse, die als „Bühne“ für öffentliche<br />

Orakelverfahren fungierte - bei Probegrabungen freigelegte<br />

(1) Baureste, die möglicherweise einen Teil dieser anzunehmenden<br />

Straße darstellen, (2) zu einem perpendikulär hierauf orientierten<br />

Tempel gehören, dessen bauplastische Überreste und griechischen<br />

Steinmetzmarken ihn als ein hellenistisches oder römerzeitliches<br />

Bauwerk identifizieren, sowie (3) antike Abmauerungen in einem<br />

Entwässerungskanal, der den dromos von West nach Ost durchschneidet<br />

und die Existenz dieses Kanals offenbar schon für alte Zeiten<br />

belegen<br />

- in Umm Ubaydah (1) einen Teilbereich des Tempelvorplatzes im Norden,<br />

(2) Teile einer ursprünglich anscheinend die Umfassungsmauer<br />

des Tempelareals auf der Ost-, Süd- und Westseite umgebenden<br />

Plattform, (3) den ansatzweise ausgegrabenen „heiligen Brunnen“ auf<br />

der Ostseite (in dem wahrscheinlich die berühmte „Sonnenquelle“ zu<br />

erblicken ist), (4) Teilbereiche der Umfassungsmauer sowie (5) die<br />

Überreste des eigentlichen Tempels, von dem bisher erst die Fundamentierung<br />

der Fassade, ein Teil der Ostwand, Fundamente östlich<br />

daran anschließender Räumlichkeiten sowie, überraschenderweise,<br />

die Gruft der Bestattungsanlage des Oasenkönigs Wenamun (?) mit<br />

monolithischen Überresten der Sargkammer sowie Sarkophage aus<br />

Alabaster bekannt waren<br />

Grabungen und Erforschung des Ammoneion haben bereits jetzt eine<br />

Reihe von Ergebnissen erbracht, die zu einer nachhaltigen Änderung<br />

landläufiger Auffassungen über Siwa zwingen und für die Zukunft Forschungsbedarf<br />

in einer neuen Richtung anmelden. Siwas kulturelle Orientierung<br />

an Ägypten beruht nicht auf ägyptischer Einflussnahme. Eher<br />

umgekehrt erklärt sich der Ursprung des Orakelkults in der Oase aus<br />

dem Versuch, in einem Umfeld ägyptischer Dominanz politisch eigenständig<br />

zu überleben. Nicht anders als die „schwarzen“ Pharaonen Nubiens<br />

bedienten sich die libyschen Stammesfürsten dazu des<br />

Gedankenguts ägyptischer Königsideologie sowie deren religiöser Prakti-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 420

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