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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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� K. Heine, Lehrstuhl für Vermessungskunde der BTU Cottbus (Geodäsie)<br />

Finanzierung<br />

� Schwerpunktprogramm der DFG zur Erforschung der Hellenistischen<br />

Polis<br />

� DAI-Sondermittel<br />

2) Entstehung und Entwicklung von Heiligtümern<br />

a) Milet, bronzezeitliches Heiligtum<br />

Ein beträchtlicher Teil der ausgegrabenen Fläche der minoischen<br />

Siedlung Milet IV (ca. 1750/1720-1445/1415 v. Chr., s. o.) wird von<br />

einem Heiligtum eingenommen, dessen Zentrum ein Hof mit einer<br />

Abfolge von Lehmziegel-Altären bildete. In ihm wurden zahlreiche<br />

Kultobjekte minoischen Charakters gefunden (rituelle Stein- und Tongefäße,<br />

Terrakotta-Figurinen, Opfertisch), andere Objekte aber sind<br />

nichtminoischen, einheimischen Charakters. In der Publikation wird<br />

das Heiligtum von Milet IV systematisch mit gleichzeitigen Heiligtümern<br />

auf Kreta und im westlichen Kleinasien verglichen werden, um<br />

auch im religiös-kultischen Bereich das Verhältnis von Zentrum und<br />

Peripherie und mögliche Akkulturationsprozesse zu untersuchen. In<br />

den Keramiklagern des Heiligtums kamen große Mengen an Grobkeramik<br />

(Kochtöpfe, Grillständer, Ess- und Trinkgeschirr) zutage, die<br />

anscheinend bei Festmählern im Heiligtum gebraucht wurden. Diese<br />

Keramik, die bei den älteren Grabungen großzügig weggeworfen wurde,<br />

bildet ein Hauptindiz für die Präsenz von Minoern in Milet IV. Der<br />

Großteil der Gefäße imitiert minoische Formen (ca. 95 %) in lokalem<br />

Ton. Die Modifizierungen, die bei einigen Beispielen an dem standardisierten<br />

Formenspektrum gegenüber kretisch-minoischen oder inselägäisch<br />

minoisierenden Beispielen vorgenommen, lassen allgemeine<br />

Aussagen über ökonomische Bedürfnisse, Geschmack und Technologieverständnis<br />

der Bewohner von Milet IV zu. Neben den minoischen<br />

sind ca. 5. % anatolische Formen anzutreffen. Diese systematisch<br />

vorzustellen ist bei der derzeitigen Publikationslage im Bereich der<br />

bronzezeitlichen Archäologie der türkischen Westküste ein wichtiges<br />

Desiderat. Die Vergesellschaftung minoischer und anatolischer Formen<br />

gibt Hinweise auf die Eß- und Trinkgewohnheiten, woraus unter<br />

Zuhilfenahme moderner ethnologischer Modelle wiederum Rückschlüsse<br />

auf die Identität der Einwohner gezogen werden können.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

� Es handelt sich um ein minoisches Heiligtum in der östlichen Ägäis,<br />

das interessante Fragen nach dem Export von Religion und Kult<br />

minoischer Prägung und den Ursprüngen des Athena-Heiligtums<br />

von Milet aufwirft.<br />

Projektlaufzeit<br />

� Bis 2015<br />

Betreuung<br />

� Prof. Dr. Wolf-Dietrich Niemeier (Heiligtum)<br />

Kooperationspartner<br />

� Abteilung Istanbul des DAI<br />

� Prof. Dr. V. von Graeve, Ruhr- Universität Bochum<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 209

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