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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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angrenzenden Regionen aus, so u. a. in die Gebiete rund um das Schwarze<br />

Meer mit teilweise ganz unterschiedlichen naturräumlichen Bedingungen.<br />

Das Projekt untersucht in enger Verbindung mit dem Forschungscluster 1 in<br />

einem zeitlichen Längsschnitt und im regionalen Vergleich die Auswirkungen<br />

des mit dem Neolithikum einsetzenden Kulturwandels im zirkumpontischen<br />

Raum auf verschiedene Aspekte der Nutzbeziehungen zwischen Menschen<br />

sowie Pflanzen und Tieren, so auf die Stellung von Ackerbau und Tierhaltung<br />

im Rahmen der Nahrungswirtschaft, die Zusammensetzung des Bestandes<br />

an kultivierten Pflanzen und der Tierbestände, die<br />

Nutzungsschwerpunkte bei den Kulturpflanzen und Haustieren, das Niveau<br />

der Tierzucht sowie Art und Umfang von Jagd, Fischfang und Sammelwirtschaft.<br />

Ein besonderes Augenmerk gilt der Rekonstruktion der Umweltbedingungen<br />

sowie anthropogenen Einflüssen auf die lokale natürliche<br />

Pflanzen- und Tierwelt. Der betrachtete Zeitrahmen erstreckt sich vom frühen<br />

Neolithikum bis zur Bronzezeit. Die untersuchten Gebiete sind das<br />

Struma-Tal, Thrakien, die Süd-Ukraine und der Kaukasus. Die Materialien<br />

an Pflanzen- und Tierresten, die im Rahmen des Projektes ausgewertet<br />

werden, stammen hauptsächlich von folgenden Fundorten: Kovačevo und<br />

Drama (Bulgarien), Kırklareli (Türkei), Pietrele (Rumänien), Orlovka (Ukraine)<br />

und Aruchlo (Georgien).<br />

Im Rahmen des Projektes werden auch molekulargenetische Untersuchungen<br />

an Knochenfunden durchgeführt. Rind, Schwein, Schaf und Ziege sind<br />

die ältesten Wirtschaftshaustiere bäuerlicher Gemeinschaften in der Alten<br />

Welt. Im Hinblick auf ihre wild lebenden Stammformen konnte in den letzten<br />

Jahrzehnten ein reiches Faktenmaterial zusammengetragen werden, so<br />

dass die so genannte Stammartenfrage aus zoologisch-systematischer Sicht<br />

heute als weitgehend geklärt angesehen werden kann. Auch bezüglich des<br />

ersten Auftretens dieser Tierarten im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes,<br />

d. h. in der Region mit dem ältesten Nachweis von Landwirtschaft, hat sich<br />

die Kenntnislage durch neuere Forschungen deutlich gebessert. Noch weitgehend<br />

unerforscht sind die Vorgänge um die Herausbildung einer frühen<br />

Tierhaltung in den Gebieten außerhalb der primären Domestikationszentren<br />

von Schaf, Ziege, Rind und Schwein im Vorderen Orient.<br />

Das Projekt untersucht die biologischen und kulturellen Mechanismen, die<br />

zur Entstehung einer frühen Tierhaltung in den verschiedenen Teilräumen<br />

des Schwarzmeergebietes geführt haben. Es geht der Frage nach, ob die<br />

frühen Nutztierbestände ausschließlich auf importierte Tiere aus den älteren<br />

Domestikationsgebieten Vorderasiens zurückgehen oder ob es weitere lokale<br />

Domestikationsereignisse (Primär-, Sekundärdomestikationen, Einkreuzungen<br />

von Wildtieren) in den jeweiligen Regionen gegeben hat. Daneben<br />

wird die Frage verfolgt, ob sich genetische Marker für neue Nutzungsrichtungen<br />

bei Haustieren (z. B. Rind: Milch, Schaf: Wolle) finden lassen.<br />

- Wirtschaft und Umwelt früher Bauern im zirkumpontischen Raum – Wirtschaftsstrategien<br />

in unterschiedlichen Naturräumen (N. Benecke)<br />

- Molekulargenetische Studien zur Zuchtgeschichte der ältesten Wirtschaftstiere<br />

im zirkumpontischen Raum (N. Benecke)<br />

- Frühe Etappen der Landwirtschaft im Vorderen Orient und deren Verbreitung<br />

nach Europa (R. Neef)<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 18

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