30.12.2012 Aufrufe

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Schwerpunkt der Belegung des Friedhofs liegt in der Naqada I-Zeit,<br />

d.h. in der ersten Hälfte des 4. Jts. Die große Zahl der Gräber aus dieser<br />

Zeit erlaubt nicht nur die Entwicklung von Grabbau und –ausstattung<br />

und damit langsame Veränderungen in den Bestattungssitten zu verfolgen,<br />

sondern auch das Skelettmaterial bietet einen Bevölkerungsquerschnitt,<br />

der nicht nur Rückschlüsse auf die Alters- und<br />

Geschlechtsstruktur der Gesellschaft, sondern durch zahlreiche Krankheitsbilder<br />

auch auf die Ernährung und die Lebensumstände der Bestatteten<br />

erlaubt. Während die Toten in den frühesten Gräbern in eine Matte<br />

oder/und in eine Tierhaut gewickelt zumeist mit nur einem Gefäß bestattet<br />

wurden, ist im Laufe der Zeit eine Zunahme der Zahl der Keramikbeigaben<br />

zu beobachten und ab der Naqada IB/C-Zeit erscheinen in<br />

zunehmendem Maße persönliche Gegenstände in den Gräbern, die eine<br />

unmittelbaren Eindruck vom Alltagsleben der Bestatteten geben.<br />

Bereits ab der frühesten Belegungsphase sind Unterschiede in der Grabausstattung<br />

zu beobachten, die eine soziale Stratifizierung der Gesellschaft<br />

widerspiegeln. Die Unterschiede zeigen sich nicht nur in einer<br />

größeren Zahl der Beigaben, sondern in der frühesten Zeit vor allem in<br />

der Größe der Grabgrube. Aus einigen solchen Gräbern stammen Gefäße<br />

mit figürlicher Bemalung, z.B. mit Darstellungen der Vorführung nackter<br />

Gefangener durch eine keulentragende, größer dargestellte Figur oder<br />

Szenen der Nilpferd- und Wüstenjagd, die mit ihrer Thematik die besondere<br />

Stellung ihrer Besitzer in der Gemeinschaft unterstreichen. Aus anderen<br />

gleichzeitigen Friedhöfen dieser Zeit sind solche Darstellungen<br />

bisher nicht bekannt. In Gräbern der frühen Naqada II-Zeit (Naqada<br />

IIA/B) fanden sich verschiedene Gefäße, die entweder als Imitationen<br />

oder als wirkliche Importe Kontakte nach Unterägypten (siehe Projekte<br />

in Maadi und Buto), nach Nubien und zu den Oasen der Westwüste anzeigen,<br />

zudem erste Perlen aus Türkis, der wahrscheinlich vom Sinai<br />

stammt.<br />

Nach einer Belegungslücke setzt die Nutzung des Bestattungsplatzes in<br />

der Naqada IID-Zeit wieder ein, ab dieser Zeit werden hier fast ausschließlich<br />

nur noch große und reich ausgestattete Gräber angelegt.<br />

Umm el-Qaab ist offensichtlich ab dieser Zeit Elitebestattungen vorbehalten,<br />

während die übrige Bevölkerung in anderen abydenischen Friedhöfen<br />

beigesetzt wird. Der Charakter dieser Gräber im Friedhof U zeigt<br />

sich nicht nur in der Grabgröße, sondern auch in der großen Zahl von<br />

Keramikbeigaben und verschiedenen besonderen Funden, wie Elfenbeinschnitzereien,<br />

wiederum mit Darstellungen von Gefangenen, Tributbringern<br />

und Jagdszenen, Objekten aus importierten Materialien wie<br />

Lapislazuli, Obsidian, Zedernholz und den frühesten bisher aus Ägypten<br />

bekannten Siegelabrollungen. Letztere verweisen auf die Existenz einer<br />

Administration, die den Warenverkehr überwachte und zu der die Besitzer<br />

der Gräber mit solchen Funden in enger Verbindung gestanden haben<br />

müssen. Im Gegensatz zu früher sind jetzt alle Gräber mit<br />

Holzsärgen ausgestattet, in einigen fanden sich auch Spuren einer hölzernen<br />

Aussteifung der Grabgrube und ihrer Abdeckung mit Hölzern,<br />

Matten und einem Lehmverstrich. Offensichtlich begann man in dieser<br />

Zeit erstmals einen Hohlraum, d.h. eine „Grabkammer“ für die Unterbringung<br />

der Toten zu schaffen. In der Folgezeit wird für dieses Vorhaben<br />

eine noch bessere Lösung gefunden. Ab der Naqada III-Zeit finden<br />

sich im Friedhof U nur noch Gräber mit Ziegelausmauerung, teilweise in<br />

mehrere Kammern unterteilt, die der Abtrennung eines Magazinbereichs<br />

von der eigentlichen Bestattung dienten. Dieser Aspekt ist bereits in den<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 396

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!