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Forschungsplan - Deutsches Archäologisches Institut

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te bleibt bislang der geometrische Tempel bei Ano Mazaraki/Rakita in<br />

ungefähr 1300 m Höhe. Von den fünf Städten des Zweiten Achäischen<br />

Bundes können heute erst drei gesichert zugewiesen werden: Aigion, Aigira<br />

und Kyrenaia; die Lokalisierung der weiteren beiden Städte, so auch<br />

von Rhypes, gilt noch als unsicher. Auf der Trapeza Aigion, einem steil,<br />

etwa 451 m über dem Meer aufragenden Tafelberg inmitten der kräftig<br />

ansteigenden Weinhänge am korinthischen Golf und so eine geradezu<br />

prädestinierte Akropolis, sind antike Fundament- und Architekturreste<br />

erhalten, so dass man von einer Stadtfläche von ungefähr 272 ha ausgehen<br />

kann.<br />

Die Antiken auf der Trapeza sind seit J. Albert Lebègue 1871 bekannt<br />

und mit Rhypes in Zusammenhang gebracht, seit 1997 ist der Platz vom<br />

griechischen Staat zum archäologischen Gelände erklärt worden. Das<br />

griechische Kulturministerium forderte vor Beginn der Grabung ein<br />

Schutzdach, das 2005 mit einer Spannweite von 20 m und 800 m 2 Dachfläche<br />

als eines der größten Griechenlands errichtet wurde.<br />

Nach den ersten beiden Kampagnen 2006-7 konnte die gesamten Tempelfundamente<br />

ausgegraben und auch aufgenommen werden. Im Osten<br />

besitzt er die typische Rampe exakt in der Mittelachse des Tempels. Im<br />

Jahr 2008 konnte in der Grabung der Westabschluss der Cella geklärt<br />

werden: wie zu erwarten ist die Cella ohne Opisthodom ausgebildet. Im<br />

Inneren der Cella wurden die Fundamente für eine Säulenstellung gefunden,<br />

ein kleines Kapitell lässt auf eine doppelte Säulenstellung<br />

schließen. Einzigartig ist ein extrem harter Kalkestrich im Pronaos und in<br />

den Ptera. Im Westen des Tempels wurden 2008 Reste der archaischen<br />

Giebelskulptur (Krieger, Kore mit Aigis) geborgen. Die Qualität der<br />

Skulpturen aus Kalksandstein ist mit der berühmten Giebelskulptur von<br />

aiginetischen Aphaia-Tempel durchaus vergleichbar, auf der ganzen Peloponnes<br />

haben sie nur Parallelen zum Zeus-Tempel in Olympia, in<br />

Achaia sind sie einzigartig und zeugen von der Bedeutung des Tempels.<br />

2009 kamen weitere Architekturteile im Norden und nun auch im<br />

Osten Giebelskulptur (Pferdefragmente, Krieger) zu Tage, so dass in den<br />

folgenden Kampagnen noch viel zu erwarten sein wird.<br />

Bei dem Tempel auf der Trapeza haben wir es damit mit einem seltenen<br />

sog. ‘Kurztempel’ ohne Opisthodom von 6 auf 12 Säulen zu tun, der in<br />

archaischer Zeit während der experimentellen Entwicklungsphase des<br />

griechischen Peripteraltempels öfters gebaut wurde. Der Trapeza-<br />

Tempel kann so zusammen mit dem jüngeren Aphaia-Tempel, dem<br />

zweiten Athena-Pronaia-Tempel in Delphi und dem Hera-Tempel auf der<br />

Tavole Palatine in Metapont gruppiert werden. Wir haben inzwischen<br />

Säulentrommeln, Architrave, Triglyphen und Geisa, besonders wichtig<br />

auch den Eckarchitrav und das Ecktriglyphon, 2008 kam zudem das<br />

Eckgeison zu Tage, so dass die aufgehende Architektur sicher rekonstruiert<br />

werden kann. Interessant wird im Zusammenhang mit dem ionisch-kykladischen<br />

Einfluss dieser ‚Kurztempel’, die geographische<br />

Entwicklungslinie führt von Paros über den Saronischen Golf nach<br />

Achaia, nördlich nach Delphi und Korfu und hinüber in die Magna Graecia<br />

nach Metapont, zumal es sich bei Rhypes um die Mutterstadt von<br />

Kroton handelt.<br />

Bei der Untersuchung eines 2005 entdeckten Geisonblocks wurde offensichtlich,<br />

dass er aus einem sehr großen Kapitell umgearbeitet wurde.<br />

Ein einzelnes Kapitell lässt zunächst einmal keinen Schluss auf einen<br />

Vorgängerbau zu; es könnte sich auch um eine Weihgeschenksäule han-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 232

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