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2003_2 - Archeologický ústav AV ČR

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346ZÁPOTOCK¯: K ranému stfiedovûku Kutnohorska ...in Zusammenhang mit der Existenz des Hrádek – eines nicht allzugroßen, im Raum der ehemaligenAkropolis erbauten Adelssitzes – bis in die späte Burgwallzeit an. Unterschiedlich war auch die Beziehungder beiden Befestigungsanlagen zur Besiedlung des Beckens von Čáslav (Abb. 25A). Diefrühmittelaterliche Ökumene, insofern sie nicht von der Binnenkolonialisation geprägt wurde, wareinem Zustand nahe, wie er im Verlauf der agrarischen Urgeschichte herrschte (Abb. 25B; Zápotocký2001). Von diesem Gesichtspunkt aus liegt Cimburk an der Grenze der Zonen A und B, d.h.an der Scheide einer ständig besiedelten Landschaft zu einer nur sporadisch oder zufällig besetztenLandschaft, die den Übergang zur „Waldlandschaft“ bildet – der Zone E. Dem gegenüber befindetsich Sión schon innerhalb der Zone B. Trotzdem lässt sich sagen, dass die Anordnung beider im Ganzenmit der These über eine häufige Situierung der frühen slawischen Burgwallanlagen am Rand desSiedlungsgebietes übereinstimmt (Sláma 1992, 171). Mit ihrer Randlage ist auch eine bestimmteAbgelegenheit von der machtpolitisch–wirtschaftlichen Achse der Region, vorgegeben durch die LinieKolín – Malín – Čáslav, verbunden, und auch von den nach Mähren gerichteten Fernkommunikationen.Den Eindruck der Abgelegenheit, der durch die eher periphere Bedeutung beider Befestigungsanlagenangedeutet wird, erweckt auch die Absenz einer größeren Anzahl von zeitgleichenSiedlungen in ihrer Umgebung, wie das im Fall von bedeutenderen Lokalitäten geläufig ist. In unmittelbarerNähe von Cimburk befindet sich nur eine kleinere Siedlungskammer am Bylanka–Bach;die weiteren Siedlungslagen von hier aus nördlich, am Kataster von Kutná Hora, fallen schon in denBezirk der Burgwall Malín. Aus dem Umfeld von Sión kennen wir überhaupt keine mittelburgwallzeitlicheBesiedlung. Insoweit es um politisch–administrative Verhältnisse geht, liegt die hiesige Regionschon ausserhalb des Gebietes, welches vom, am Ende des 9. bis in die 1. Hälfte des 10. Jhs.aufgebauten Burgennetz der mittelböhmischen Domäne der Přemysliden kontrolliert wurde (Sláma1988, Abb. 29). Nach der mit einer Aufteilung Böhmens auf eine größere Anzahl an Stämmen rechnendenKonzeption würde sie zum Gebiet der ostböhmischen Charvaten, und später zur Herrschaftder Slavnikiden gehören. Für das Gebiet des Beckens von Čáslav, welches einen relativ isoliertenAusläufer der mittelböhmischen Elbeniederung in Richtung der Böhmisch–Mährischen Höhe bildet,lässt sich von Gesichtspunkt der archäölogischen Quellen zu dieser Frage nur soviel sagen, dass derBesiedlungszustand im frühen Mittelalter, ebenso wie schon im Verlauf der gesamten agrarischenUrgeschichte, und auch vom Blick der rekonstruierten Vegetationskarte aus (Abb. 25A–C), im Ganzeneindeutig von einer Bindung an die benachbarte Region um Kolín zeugt. Für die Vor–Přemyslidenzeitist daher am allerhöchsten eine Zugehörigkeit der hiesigen Region und mit ihr auch vonCimburk und Sión in der Zeit ihrer älteren Siedlungsphasen zur Region Kolín – Kouřim, bzw. zum„Fürstentum“ Kouřim wahrscheinlich. Schliesslich was die Funde betrifft, so begrenzen sie sich inzwischennur auf Keramik. Völlig fehlen Gegenstände, die eine Anwesenheit höherer Gesellschaftsschichtensignalisieren würden, wie dem im Fall der oben erwähnten Zentralorte ist.All diese Tatsachen, d.h. der Typ, die Größe, der Charakter der Besiedlung und der Funde, dieFortifikation, die Lage im Siedlungsnetz der Region und die Beziehung zu seinen Zentralorten führenzum Schluss, dass beide Burgwälle nicht in die Kategorie der Verwaltungs– oder Wirtschaftszentrengehören. Ihre Primäraufgabe war am ehesten funktionell refugial, in Abwechslung mitkürzeren (?) Besiedlungsphasen. Für diese Interpretation scheint es spricht auch der Umstand, dasssie gemeinsam mit Bořetice, Lomec und einigen weiteren bislang undatierten Lokalitäten (Abb. 25A)eine Linie von befestigten Plätzen bilden, welche dem Grenzbereich des alten Siedlungsgebietes miteiner „Waldlandschaft“ folgen, und so apriori als Zufluchtsort in Zeiten der Unruhe und von Kriegengeeignet sind. Bei Cimburk bleibt noch einen Umstand zu erwähnen, welcher auf seine Rolle undeventuell auch auf seinen Untergang Einfluss hatte, und zwar ist das die große Nähe zum erzführendenStreifen um Kutná Hora, mit dessen Ausnutzung man schon seit der 1. Hälfte des 10. Jahrhundertsfür das Münzwesen der Přemysliden und Slavnikiden geläufig rechnet.Deutsch von Stephan ScholzMILAN ZÁPOTOCKÝ, <strong>Archeologický</strong> <strong>ústav</strong> <strong>AV</strong> <strong>ČR</strong>, Letenská 4, 118 01 Praha 1; zapotocky@arup.cas.cz

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