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2003_2 - Archeologický ústav AV ČR

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Archeologické rozhledy LV–<strong>2003</strong> 425getroffen hatte, druckfrisch präsentieren: Unter dem Titel „Fernkontakte in der Eisenzeit“ beinhalteter 29 Beiträge, die chronologisch die gesamte Eisenzeit und geographisch fast ganz Europa, von derBretagne bis zum Schwarzen Meer, von Polen bis Italien, umspannen. Der Band bietet somit einewichtige Grundlage für die weitere Beschäftigung mit dem Thema „Kontakte“, die im Jahre 2002unter den Titeln „Nord–Süd–Kontakte“ in Hamburg und „Ost–West–Kontakte“ in Sopron von derArbeitsgemeinschaft fortgesetzt wurde.Zu Beginn stehen drei Beiträge, die den Themenkomplex aus theoretischer Sicht beleuchten: Inihrem Einführungsbeitrag definiert A. Lang Fernkontakte als solche, die über die benachbarte Kulturgruppehinausgehen. Sie behandelt in knapper Form das Verkehrsnetz als Voraussetzung für Kontakteund bespricht die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten archäologisch identifizierbarerFremdstücke. Die Frage nach den Auswirkungen von Fernkontakten beantwortet sie differenziertund skeptisch: In der Hallstattzeit hätten sie keine Auswirkung auf den „durchschnittlichen Menschen“gehabt, erst der Frühlatènestil hätte mit seiner weiten Verbreitung auf vielen Gegenständen destäglichen Lebens Bedeutung für den „kleinen Mann auf der Straße“ besessen, und nach den Keltenwanderungenhätten Fernkontakte in der Spätlatènezeit zu strukturellen Veränderungen, nicht jedochzur Entwicklung einer Hochkultur geführt. – N. Venclová hingegen beurteilt die Wirkung der „unsichtbarenKontakte“, nämlich Techniken, Strategien, soziales Verhalten, Gebräuche oder Ideologien,auf die Transformation latènezeitlicher Gesellschaften Europas als wesentlich tiefgreifender.V. Salač untersucht den Zusammenhang zwischen Zentralorten und Fernkontakten. Auf derGrundlage zahlreicher Studien zur Güterverteilung im Böhmischen Becken, die am Beispiel vonMahlsteinen, Sapropelit, Keramik und Glas eingehend untersucht ist, entwickelt er ein siedlungsgeographischesModell, das auf den naturräumlichen Gegebenheiten Böhmens basiert und hohes Erklärungspotentialfür Phänomene der longue durée besitzt. Zentralsiedlungen der Latènezeit in Böhmen,wie Kadaň an der Eger, Prag–Bubeneč an der Moldau, Lovosice an der Elbe oder Kolín am HabererSteig Richtung Mähren lagen nicht in der Mitte einer naturräumlichen Region, sondern randlich anden Hauptzugängen zur Böhmischen Tafel. Seit dem Neolithikum hatten diese sich aus regelmäßigbenutzten Rastplätzen über „Organisierungspunkte“ für den Handel zu Knotenpunkten entwickelt.Daneben existierten in bestimmten Zeiten „Zusatzzentren“, wie die Siedlung von Mšec, die ihren Aufstiegder Sapropelitverarbeitung verdankt, oder die böhmischen Oppida, die auf grüner Wiese errichtetwurden, um die Verbindung Böhmens mit dem Donauraum, Mähren und zum Maingebiet abzusichern.Zwei Schweizer Beiträge beschäftigen sich mit konkreten Wegen als Voraussetzungen für Kontakte.P. Jud gibt einen Überblick über latènezeitliche Brücken und Straßen in der Westschweiz, woder Forschungsstand durch die Untersuchungen bei der ersten und zweiten Juragewässerkorrektionbesonders gut ist. Die dendrochronologische Datierung der Pfahljochbrücken erlaubt die Rekonstruktionder Verkehrsnetze, die regional im Gebiet der Juraseen um 300 v. Chr. und ab dem späten2. Jahrhundert entlang der Fernhandelsrouten ausgebaut und auch in römischer Zeit beibehaltenwurden. – B. Schmid–Sikimić behandelt die Frage nach den Paß– und Handelswegen über die Zentralalpenim 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. Sie untersucht die Rolle der alpinen Golasecca–Kultur alsVermittler der Kontakte und stellt Überlegungen zu den notwendigen Einrichtungen, wie Kontroll–(Arbedo), Rast– und Halteplätzen (Mesocco, Dalpe), für die schwierige Alpenüberquerung an. Ausder Verbreitung geschlechtsspezifischer Trachtbestandteile schließt sie auf die Rolle der Männer alsHändler und die exogame Verheiratung der Frauen zur Sicherung der Kontakte.In den meisten Beiträgen werden Verteilungsmuster archäologischer Funde zur Rekonstruktionvon Kontakten herangezogen:Diesen Ansatz verfolgt J. Pape mit umfangreichen Untersuchungen zu etruskischer und griechischerImportkeramik im Westhallstattkreis, die optisch eindrucksvoll in 26 Verbreitungskarten nachvier Zeitphasen getrennt präsentiert werden. Sie verfolgt die geopolitischen Umstrukturierungen imSpannungsfeld zwischen der Vorherrschaft im Mittelmeerraum und der Herausbildung von Machtzentrenin Mitteleuropa von der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 5. Jahrhundertsv. Chr. Die ausführlichen Ergebnisse sind mittlerweile in Band XI der Heuneburgstudien(Kimmig Hrsg. 2000) erschienen.

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