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2003_2 - Archeologický ústav AV ČR

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Archeologické rozhledy LV–<strong>2003</strong> 385Pšov auch eine gleichnamige Burg zu denken. Ziel des vorliegenden Beitrags ist die Präsentation derErgebnisse der Rettungsgrabungen im Areal der Stadt Mělník, die es ermöglichen, sich aufs neuevom Text der Legenda Christiani inspirieren zu lassen.1999 ist im Anschluss an die vorangehenden Rettungsaktionen eine Grabung in der Česká–GasseKonskr.–Nr. 149 an der Südseite der Befestigungsmauer des historischen Stadtkerns von Mělník durchgeführtworden (Abb. 1). Der Aushub verband die Situationen aus den vorangehenden Etappen mit einerSonde der Länge von 14 m, die in etwa quer zur Befestigungsmauer mit fünf dokumentierten, aneinanderanschließenden Profilen verlief, die es ermöglichen, mehrere Bauphasen der Befestigung zurekonstruieren; Unser Interesse gilt hier vor allem der ältesten frühmittelalterlichen Befestigung (Abb. 2).Die ältesten belegten Aktivitäten lassen sich offensichtlich mit der Vorbereitung des Bauplatzesfür den zukünftigen Mauerkörper in Verbindung bringen (Abb. 3, Schicht 28). Die nächste Etappestellt bereits die Aufschüttung des Körpers des Erdwalls dar (Schicht 6, 20–22, 33) und eine weitereEinebnung des Geländes hinter der Mauer (Schicht 11). Der Wall deutet durch seine unregelmäßigeInversion der Stratigraphie an, dass das Material im unbeschadeten Gelände außerhalb des Walls gewonnenwurde, d.h. dem gleichzeitig ausgehobenen Graben. Beim Mauerbau wurde bis zu 1 m Höheder Hinterteil der Aufschüttung als durchgehende Rampe mit etwa 120 cm Breite belassen und dieRückwand der Mauer durch eine Flechtwand verfestigt. Nach einer gewissen Zeit des Nebeneinandersder Befestigung und der an die Mauer anliegenden Befestigung brannten beide Situationen aus(Schicht 5, 8). Die Sonde bot einen relativ eindeutigen Blick auf dieses Ereignis: die hintere Flechtwandder Befestigung verbrannte und teilweise erlagen dem Feuer auch die Siedlungssituationen in der unmittelbarenUmgebung. Ein Teil des Mauerkörpers überdeckte die beschriebenen Situationen (Schicht 7).Die Keramikfunde aus den ältesten Situationen sind technologisch einheitlich, gewulstet und dieoberen Teile beidseitig nachgedreht, im unteren Teil der Gefäße finden sich Spuren von vertikalembzw. schrägen Nachglätten. Neben diesem geläufigen mittelalterlichen „Standard“ leicht glimmerhaltiger,glatter Keramik, finden sich in beiden Komplexen zwei technologisch interessante Gruppen.Die erste besteht aus für Mittelböhmen charakteristischer Keramik mit grießartiger Oberfläche,die bereits oft beschrieben und weiter untergliedert worden ist, die zweite dann aus stark glimmerhaltigerWare (Abb. 4).Gefäße aus stark glimmerhaltigem Material mit grobem Kammstich konnten in das Land vonMělník aus dem Ostteil Mittelböhmens gelangt sein, wie der sog. jüngere Horizont von Klučov vorder Mitte des 9. Jh., oder aus dem Nordteil des Prager Beckens irgendwann im 9. Jh. mit einem möglichenÜbergreifen in die ersten Jahrzehnte des 10. Jh., als bereits Keramik grießartiger Oberflächeund deutlich profiliertem (dem sog. Kragen–)rand angetroffen wird. Diese Ränder sind jedoch unterden Funden aus der ältesten Bauphase der Befestigung und der dazugehörigen Besiedlung des Bergesvon Mělník noch nicht festzustellen, und wir können somit eine frühere Datierung der ältestenMauer vorschlagen, zumindest in das 9. Jh.In Sichtweite von den Burgen des Prager Beckens, nahezu im Zentrum der Getreidegegend undin strategisch günstiger Lage an einem Wasserweg befand sich somit eine Burg, deren zentrale Funktionin der Region durch eine nahezu tausendjährige nachfolgende Existenz „innerhalb der einenMauern“ bestätigt wurde. Auch wenn wir außerstande sind, in die von Christian vorgegebene viergliedrigeGleichung mit einer Unbekannten das von Kosmas erwähnte „castellum Psov“ einzusetzen,so kann doch die vom Legendenschreiber erwähnte dynastische Eheschließung zwischen Ludmillaund Bořivoj als der Anfang jener Expansion gesehen werden, die durch die Verbindung desLandes von Pšov den Přemysliden den Weg zur Beherrschung des böhmischen Nordens ebnete.Deutsch von Tomáš MaříkPETR MEDUNA, <strong>Archeologický</strong> <strong>ústav</strong> <strong>AV</strong> <strong>ČR</strong>, Letenská 4, 118 01 Praha; meduna@arup.cas.cz

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