Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
19-11-2008<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
119<br />
Richard Howitt, im Namen der PSE-Fraktion. – Herr Präsident! Heute appellieren wir an<br />
diejenigen EU-Länder, die gegenwärtig nicht vorhaben, die Konvention gegen Streumunition<br />
zu unterzeichnen, dies doch noch zu tun. Zypern, Estland, Finnland, Griechenland, Polen,<br />
Rumänien, die Slowakische Republik und Slowenien, zusammen mit den<br />
EU-Beitrittskandidaten Serbien und Türkei, bitte schließen Sie sich den anderen EU-Ländern<br />
und den über einhundert Staaten weltweit an und unterzeichnen Sie diese Konvention.<br />
Für wen richten wir diesen Appell an Sie? Für Suraj Ghulam Habib aus Herat in Afghanistan,<br />
der im Alter von sechs Jahren beide Beine verlor, als er eine Streubombe fand, die er für<br />
etwas Essbares hielt. Für ihn ist es nun fast unmöglich, die Schule zu besuchen oder mit<br />
seinen Freunden zu spielen, denn er sitzt im Rollstuhl. Für Frau Chanhthava aus dem Bezirk<br />
Sepone in Laos, die ein Bein verloren und einen Teil ihrer Sehkraft eingebüßt hat, weil sie<br />
versehentlich auf eine Streubombe getreten ist, während sie in den Reisfeldern arbeitete,<br />
um Essen für ihre Familie zu beschaffen. Nun muss sie ihre Tochter in dieselben gefährlichen<br />
Felder schicken, um Reis zu ernten. Für den 13 Jahre alten georgischen Jungen Beka<br />
Giorgishvili, der in diesem Jahr im Haus eines Freun<strong>des</strong> eines der neuesten Opfer wurde,<br />
als er seinem Freund dabei behilflich war, seinen neuen Fahrradreifen aufzupumpen. Beka<br />
verlor einen Teil seines Schädels, und die Granatsplitter konnten nicht entfernt werden.<br />
Es ist eine Heuchelei von Seiten der EU-Länder, die russische Aggression gegenüber Georgien<br />
zu verurteilen, nicht aber die Mittel dieser Aggression, die Zivilisten über die Maßen<br />
schädigen, wo immer Streumunition eingesetzt wird. Auch ist es eine hohle Ausrede für<br />
Länder, zu versuchen, die Lagerung von Streubomben als Teil der Einhaltung <strong>des</strong> Verbots<br />
von Landminen zu rechtfertigen, obwohl Streumunition ebenso tödlich ist und sogar noch<br />
größere humanitäre Schäden in der Welt angerichtet hat.<br />
Mein eigener Mitgliedstaat, Großbritannien, hat bereits mit der Vernichtung von rund<br />
30 Millionen Sprengkörpern begonnen, seine Exportkontrollbestimmungen geändert und<br />
direkt zur Waffenbeseitigung beigetragen, auch von Streumunition in Georgien. Diese<br />
Waffen wurden zuerst von deutschen und sowjetischen Streitkräften im Zweiten Weltkrieg<br />
in <strong>Europa</strong> eingesetzt. In <strong>Europa</strong> werden derzeit schätzungsweise eine Milliarde Minibomben<br />
gelagert, und es ist <strong>Europa</strong>, das die weltweite Führung bei der Vernichtung dieser Bomben<br />
übernehmen sollte.<br />
Elizabeth Lynne, im Namen der ALDE-Fraktion. – Herr Präsident! Wie bereits viele meiner<br />
Vorredner gesagt haben, werden Zivilisten, darunter viele Kinder, Tag für Tag wahllos<br />
durch Streubomben getötet oder verletzt. Zahlreiche dieser Kinderopfer erleiden durch<br />
Streumunition Behinderungen und müssen den Rest ihres Lebens damit leben. Da schockiert<br />
es, dass in mehr als 15 EU-Mitgliedstaaten Streumunition eingelagert wird. Dies ist der<br />
erschreckende Beweis dafür, dass min<strong>des</strong>tens sieben EU-Mitgliedstaaten nach wie vor diese<br />
Waffen produzieren. Meines Erachtens haben diese Länder wie auch diejenigen, die sie<br />
eingesetzt haben – darunter auch mein eigenes Land Großbritannien – Blut an ihren Händen.<br />
Ein Verbot der Produktion, <strong>des</strong> Verkaufs und der Lagerung von Streumunition wird viele<br />
Leben retten. Diese Konvention wird darüber hinaus die Bereitstellung dringend benötigter<br />
Hilfsmittel gewährleisten, darunter ärztliche Versorgung und Rehabilitationsmaßnahmen<br />
für Opfer von Streubomben. Ich appelliere dringend an alle EU-Mitgliedstaaten, diese<br />
Konvention zu unterzeichnen und zu ratifizieren und nicht nach einer neuen Definition<br />
dafür zu suchen, was genau wir unter Streumunition verstehen, um sich damit aus ihrer<br />
Verantwortung zu stehlen, wie es von bestimmten Mitgliedstaaten versucht wird.