Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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19-11-2008<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
147<br />
Marco Cappato (ALDE). – (IT) Herr Präsident, meine Damen und Herren! Mir geht es<br />
genau um das Gegenteil <strong>des</strong>sen, was Herrn Mitchell am Herzen liegt. Forschung an bereits<br />
gewonnen Zelllinien ist sicherlich zulässig. Das Problem besteht meiner Ansicht nach<br />
darin, dass die Hindernisse trotzdem so groß sind, dass diese Art der Forschung bestraft<br />
wird – aus Gründen, die auf den ersten Blick ethischer Natur scheinen, dies in Wirklichkeit<br />
aber nicht sind.<br />
Gay Mitchell (PPE-DE). - Herr Präsident! Sie haben vorhin gesagt, Sie würden Nachfragen<br />
an den Kommissar nur vom Fragesteller zulassen. Jetzt können sich aber andere offiziell<br />
äußern. Warum stellen sie zu diesen Themen nicht selbst Fragen? Sie müssen jetzt<br />
konsequent bleiben, Herr Präsident.<br />
Sie haben gesagt, Sie würden nur dem Fragesteller Nachfragen gestatten, und jetzt erlauben<br />
Sie einem Herrn, bei meiner Frage nachzufassen. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich<br />
viel länger zu meinem Anliegen gesprochen.<br />
Unethische Forschung ist völlig unnötig ...<br />
(Der Präsident unterbricht den Redner.)<br />
Der Präsident. − Herr Mitchell, wenn ich einem Abgeordneten das Wort für 30 Sekunden<br />
gebe, weiß ich nicht, ob er eine Frage stellen oder einen Kommentar zu den Fragen abgeben<br />
wird, die bereits gestellt wurden. In jedem Fall hatten Sie durch den Beitrag von<br />
Herrn Cappato die Möglichkeit, sich noch einmal zu äußern. Ich glaube, dass wir alle<br />
zufrieden sein können. Ich danke Herrn Potočnik für seine Geduld und gebe ihm das Wort<br />
für seine abschließende Antwort.<br />
Janez Potočnik, Mitglied der Kommission. − Sie haben gesehen, wie schwierig diese Debatte<br />
ist, wenn es um ethische Fragen geht. Genau das ist <strong>Europa</strong>, und so sieht es aus.<br />
Genauer gesagt ist die Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen unter den<br />
Bedingungen erlaubt, auf die wir uns geeinigt und für die wir im <strong>Europäischen</strong> Parlament<br />
und im Rat gestimmt haben. Wir hatten eine sehr ausführliche und tiefgründige Debatte,<br />
und das verwendete Verfahren basiert – so kann ich sagen – auf einem echten ethischen<br />
Ansatz.<br />
Ich habe einführend erklärt, welche Schritte wir unternommen haben und wie die<br />
Entscheidung getroffen wird. Erst einmal brauchen wir eine wissenschaftliche Bewertung.<br />
Dann nehmen wir eine ethische Bewertung auf Ebene der <strong>Europäischen</strong> Union vor und<br />
anschließend eine ethische Bewertung auf Ebene je<strong>des</strong> einzelnen Mitgliedstaates. Wenn<br />
ein Mitgliedstaat gegen die Förderung von etwas in seinem Land ist, fördern wir das Projekt<br />
nicht. Anschließend geht das Projekt an den Ausschuss, wo durch die Mitgliedstaaten eine<br />
Entscheidung auf Einzelprojektbasis erfolgt.<br />
Wenn wir die wissenschaftliche Bewertung vornehmen, lautet die erste Frage: Ist es möglich,<br />
dies mit einem anderen Ansatz zu erzielen? Nur wenn die Antwort „nein“ lautet, fahren<br />
wir in der erwähnten Richtung fort.<br />
Normalerweise glaubt die überwiegende Mehrheit der Forscher, dass eine Kombination<br />
genutzt werden sollte. Wenn Sie jedoch die Struktur in unseren Programmen betrachten,<br />
werden Sie feststellen, dass die überwiegende Mehrheit der Programme, die wir finanzieren,<br />
mit der Forschung an adulten Stammzellen im Zusammenhang steht. Das ist ganz klar.<br />
Deshalb bemühen wir uns, die Regeln zu befolgen, für die wir hier gestimmt und auf die<br />
wir uns geeinigt haben und die unseres Erachtens in der Praxis funktionieren.