Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
19-11-2008<br />
Aber das klimafreundlichste Auto, das wir in <strong>Europa</strong> haben wollen, bringt nichts, wenn<br />
es im Schaufenster und nicht auf der Straße steht. Die Leute müssen es nicht nur fahren,<br />
sondern sie müssen es auch bezahlen können. Deswegen fordern wir folgenden Dreiklang:<br />
Erstens: neue Modelle auf die Straße zu bringen. Dazu braucht es jetzt viele Investitionen<br />
in die Forschung, <strong>des</strong>wegen begrüßen wir das Programm der <strong>Europäischen</strong> Investitionsbank.<br />
Am 2. Dezember tagt der Ecofin – wir hoffen, dass dort eine Entscheidung getroffen wird,<br />
dass weiche, günstige Darlehen in die Automobilindustrie fließen.<br />
Zweitens: Die Autobanken müssen gesichert werden. Das können wir hier in <strong>Europa</strong> nicht<br />
tun, das muss unter den Dächern der nationalen Rettungspakete erfolgen und diese müssen<br />
offen bleiben.<br />
Drittens: Wir brauchen Verschrottungsprämien in <strong>Europa</strong>. Italien hat es vorgemacht.<br />
Schweden ebenfalls, vielleicht nicht ganz so eindrucksvoll wie Italien. Das ist der Weg, wie<br />
man durch steuerliche Anreize neue Modelle auf die Straße bringt. Es wäre schön, wenn<br />
wettbewerbsrechtlich keine europäischen Schranken aufgestellt würden. Deswegen wäre<br />
es auch gut gewesen, wenn Frau Cruz hier anwesend gewesen wäre. Das ist der Weg in ein<br />
neues Paradigma!<br />
Rebecca Harms, im Namen der Verts/ALE-Fraktion. – (DE) Frau Präsidentin, sehr geehrte<br />
Präsidentschaft, sehr geehrter Herr Kommissar! Wie schon gestern muss ich sagen, dass<br />
ich große Zweifel an der Aufrichtigkeit habe, mit der die Kommission diese Debatte führt.<br />
Meiner Meinung nach, Herr Kommissar, müssten Sie als derjenige, der die strategische<br />
Gruppe CARS 21 gegründet hat, zunächst einmal die Verantwortung dafür übernehmen,<br />
dass es nicht geglückt ist, die europäische Automobilindustrie tatsächlich zukunftsfähig<br />
aufzustellen. Was haben Sie eigentlich in den letzten Jahren gemacht, dass jetzt die<br />
Finanzkrise genutzt wird, um zu bilanzieren?<br />
Dass man in der Automobilindustrie in <strong>Europa</strong> ein strategisches Problem hat, das ist ja das<br />
eine. Aber dass Sie sozusagen Ihre strategischen Schwächen der letzten Jahre, Ihr<br />
Unvermögen, sich für ökologische Innovationen einzusetzen, nicht mit in diese Bilanz<br />
hineintun, das halte ich für unlauter. Wenn jetzt Tausende oder Zehntausende Familien<br />
in <strong>Europa</strong> zittern, wie es mit den Jobs in der Automobilindustrie weitergeht, dann hat auch<br />
die Kommission, hat auch der Kommissar, hat CARS 21 dafür eine Verantwortung.<br />
Woran kann man eigentlich erkennen, dass die Kommission und insbesondere Sie,<br />
Herr Kommissar, nichts dafür getan haben, dass die strategischen Ziele, die sich aus den<br />
volatilen Ölpreisen wegen der Endlichkeit <strong>des</strong> Öls und aus Klimaschutzanforderungen<br />
ergeben, nicht umgesetzt worden sind? Herr Kommissar, Sie haben als Person die Vorschläge<br />
Ihres Kollegen Dimas zur CO 2<br />
-Regulierung für Personenkraftfahrzeuge jahrelang blockiert.<br />
Sie sind derjenige, der auf der Bremse steht, wenn es darum geht, ein verbindliches Ziel für<br />
effiziente Autos, das Mitte der 90er Jahre schon freiwillig unterschrieben wurde, für Mitte<br />
<strong>des</strong> nächsten Jahrzehnts verbindlich zu machen. Sie wollen weniger ökologische Innovation<br />
als schon Mitte der 90er Jahre selbstverständlich war. Seit gestern wissen wir, dass im Rat<br />
wegen <strong>des</strong> Drucks aus Deutschland noch nicht einmal die Bereitschaft da ist, verbindliche<br />
Ziele, die immer noch in der Nähe der Ziele aus der Mitte der 90er Jahre liegen, für das<br />
Jahr 2020 zu unterschreiben.<br />
Ich halte diesen Doppelsprech, diese Verlogenheit der Diskussion um ökologische<br />
Innovation für einen Skandal. Ich fordere Sie auf, in diesem Trilog endlich das zu tun, was<br />
Sie in dieser Diskussion über Innovation der Automobilindustrie versprechen. Alles andere