20.11.2013 Aufrufe

Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

138<br />

DE<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

19-11-2008<br />

Worauf ist das geschilderte Phänomen in erster Linie zurückzuführen? Welche<br />

Auswirkungen hat es auf die EU? Verfügt die Kommission über statistische Daten über die<br />

Beschäftigung von Wissenschaftlern pro Mitgliedstaat?<br />

Janez Potočnik, Mitglied der Kommission. − Forscher sind das Herz der Schaffung,<br />

Übertragung und Nutzung von Wissen. Sie sind der Schlüssel für <strong>Europa</strong>, um die fünfte<br />

Freiheit – den freien Verkehr von Wissen – zu realisieren und damit eine wissensbasierten<br />

Wirtschaft zu gestalten.<br />

Die Anzahl von Arbeitskräften für die Forschung spiegelt sich am besten in der Zahl neuer<br />

Hochschulabsolventen wider. Der vom Bildungsrat im Jahr 2003 verabschiedete Fixpunkt,<br />

die Zahl der Absolventen in den Mitgliedstaaten um 15 % zu erhöhen und das<br />

Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bis 2010 zu verringern, wurde erreicht.<br />

2006 gab es in der EU-27 in den Bereichen Mathematik, Naturwissenschaften und<br />

Technologie etwa 200 000 Absolventen mehr als im Jahr 2000.<br />

Natürlich gehen nicht alle Hochschulabsolventen in die Forschung. Für die Europäische<br />

Union besteht ein weiterer Faktor darin, dass der Markt für Forscher in der EU aufgrund<br />

<strong>des</strong> in <strong>Europa</strong> im Vergleich mit anderen Kontinenten geringeren Anteils von Investitionen<br />

in private Forschung verhältnismäßig kleiner ist als der unserer Mitbewerber.<br />

Außerdem gibt es einen starken Wettbewerb um die Gewinnung und Bindung der<br />

talentiertesten Forscher. Dies ist vor allem ein Wettbewerb zwischen der Forschung und<br />

anderen Wirtschaftssektoren. Es findet aber auch ein Wettbewerb zwischen den Ländern<br />

und Regionen der Welt statt – das betrifft vor allem die USA, aber zunehmend auch China<br />

und Indien.<br />

Die Europäische Union steht vor dem Problem, dass in <strong>Europa</strong> demnächst Generationen<br />

von Forschern in Rente gehen und keine Aussicht besteht, dass sie komplett ersetzt werden.<br />

Die Lage wird sich noch zuspitzen, wenn junge Menschen nicht für die Forschung gewonnen<br />

werden. Es geht darum, ob <strong>Europa</strong> langfristig ein erstklassiger Ort für Forschung und<br />

Entwicklung bleiben und sich in dieser Hinsicht weiterentwickeln kann.<br />

Tatsache ist, dass Forscher in <strong>Europa</strong> immer noch mit ernsten Hindernissen und fehlenden<br />

Möglichkeiten zu kämpfen haben. Wenn ich mit Forschern aus ganz <strong>Europa</strong> spreche, höre<br />

ich von unattraktiven Arbeitsbedingungen und Karriereaussichten, einem oftmals prekären<br />

Status und kurzfristigen Verträgen. Außerdem werden viele Forscher in ihrer Ausbildung<br />

nach wie vor nicht auf eine moderne Wissensgesellschaft vorbereitet. Forscher, die aus<br />

dem akademischen Umfeld in die Industrie und umgekehrt wechseln wollen, treffen auf<br />

enorme Hürden. Schließlich behindert die strukturelle Fragmentierung <strong>des</strong> europäischen<br />

Arbeitsmarktes für Forscher deren transnationale Mobilität innerhalb der <strong>Europäischen</strong><br />

Union. Gründe dafür sind vor allem das Fehlen einer offenen, leistungsbasierten<br />

Personalbeschaffung, kulturelle Faktoren sowie Probleme hochgradig mobiler Kräfte<br />

beispielsweise im Hinblick auf die Sozialversicherung, das Steuerwesen und die<br />

Übertragbarkeit zusätzlicher Rentenansprüche.<br />

Deshalb ist es höchste Zeit für <strong>Europa</strong>, seine Bemühungen zu intensivieren, um zu<br />

gewährleisten, dass in den kommenden Jahren genügend Forscher zur Verfügung stehen.<br />

Genau <strong>des</strong>halb hat die Kommission letztes Jahr im Mai eine europäische Partnerschaft für<br />

Forscher vorgeschlagen, eine Partnerschaft mit und zwischen den Mitgliedstaaten, die einen<br />

gezielten Rahmen für schnellen Fortschritt in ganz <strong>Europa</strong> in Schlüsselbereichen bietet<br />

und somit für bessere Karrieremöglichkeiten und mehr Mobilität sorgt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!