Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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19-11-2008<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
161<br />
Toomas Savi (ALDE). – Frau Präsidentin! Die Europäische Union ist eine alternde<br />
Gesellschaft. Viele Menschen in der EU möchten lieber beruflich vorankommen, anstatt<br />
sich auf das Familienleben zu konzentrieren, bis es für sie zu spät ist, Kinder zu bekommen.<br />
Ich bin kürzlich Großvater geworden und ein leidenschaftlicher Unterstützter einer<br />
Maßnahme zur Familienplanung in Estland, die es einem Elternteil ermöglicht, 18 Monate<br />
nach Geburt <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> zu Hause zu bleiben, wobei ihm soziale Leistungen garantiert sind,<br />
die mehr oder weniger seinem Gehalt entsprechen, das er vor der Geburt erhalten hat –<br />
das Elterngeld.<br />
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir einen ähnlichen Ansatz in der gesamten EU verfolgen<br />
sollten, wenn wir unsere Kinder nicht mit unangemessen hohen Steuern belasten wollen.<br />
In Estland beispielsweise hat eine solche Politik die Nation aus einem scheinbar nicht zu<br />
stoppenden Rückgang der Bevölkerungszahl herausgeführt.<br />
Avril Doyle (PPE-DE). – Frau Präsidentin! Die wichtigste Aufgabe eines Bürgers ist die<br />
Erziehung der nächsten Generation. Ohne die jungen Frauen von heute, egal, ob verheiratet<br />
oder Single, belehren zu wollen – wir müssen für alle Frauen, die zu Hause bleiben und ein<br />
zweites oder drittes Kind bekommen möchten, wieder die Möglichkeit einräumen, sich<br />
frei zu entscheiden. Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht gezwungen sind, aus<br />
wirtschaftlichen und finanziellen Gründen weiter arbeiten zu gehen.<br />
Wir müssen dafür sorgen, dass Frauen, die zu Hause bleiben, volle Renten oder eine<br />
Elternrente bzw. eine Mütterrente erhalten, damit sie im Alter finanziell abgesichert sind<br />
und angemessen vom Staat dafür entlohnt werden, dass sie die wichtigste Aufgabe für uns<br />
alle übernehmen: die Erziehung der nächsten Generation.<br />
Ein anderer Punkt ist, dass die meisten von uns heute im Durchschnitt mehr gesunde Jahre<br />
haben. Deshalb muss das obligatorische Rentenalter – das traditionelle Rentenalter – von<br />
65 Jahren überprüft werden, und dies sollte bald geschehen. Im Durchschnitt sind die<br />
Frauen jetzt schon weit in den Dreißigern, wenn sie ihr erstes Kind bekommen. Wir müssen<br />
diese Situation so schnell wie möglich überprüfen.<br />
Czesław Adam Siekierski (PPE-DE). – (PL) Frau Präsidentin! Wir wissen alle, dass die<br />
europäische Gesellschaft altert, aber wissen wir auch alle, welche Folgen dies für unsere<br />
Wirtschaft und unseren Arbeitsmarkt haben wird? In einer Ära der Globalisierung haben<br />
demographische Probleme eine viel größere Tragweite. Aus diesem Grund braucht die<br />
Europäische Union integrierte Maßnahmen auf vielen Ebenen.<br />
Einerseits müssen wir garantieren, dass die Ziele der Strategie von Lissabon erreicht werden:<br />
Wir brauchen mehr Arbeitsplätze, wir brauchen mehr Frauen auf dem Arbeitsmarkt, und<br />
wir müssen dem Trend hin zu einem vorzeitigen Ruhestand Einhalt gebieten. Wir müssen<br />
auch stärkeres Gewicht auf Ausbildung legen, vor allem in den Bereichen Ingenieurwesen<br />
und Informationstechnologie, die für eine wissensbasierte Wirtschaft ausschlaggebend<br />
sind. Zudem ist es äußerst wichtig, die lebenslange Bildung zu fördern und die Arbeitnehmer<br />
darauf vorzubereiten, neue Herausforderungen anzunehmen.<br />
Jean-Pierre Jouyet, amtierender Präsident <strong>des</strong> Rates. − (FR) Frau Präsidentin! Ich werde<br />
versuchen, Ihren Rat einzuhalten. Herr Kommissar, meine Damen und Herren! Die<br />
Aussprache war sehr fruchtbar, und aus den verschiedenen Wortmeldungen geht eindeutig<br />
hervor, dass es viele Ansatzpunkte gibt, um diese demographische Herausforderung zu<br />
meistern.