Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
19-11-2008<br />
Rentenalter anzuheben, die Diskriminierung von älteren Menschen in Ländern wie Italien<br />
zu bekämpfen, wo die negativen Anreize für eine Fortführung der Erwerbstätigkeit nach<br />
Erreichen <strong>des</strong> Rentenalters so hoch sind, dass die Altersversorgung kein Recht, sondern<br />
eine Pflicht ist.<br />
Auf globaler Ebene appelliere ich besonders an die Präsidentschaft, etwas zu unternehmen,<br />
damit die neue Konferenz der Vereinten Nationen zu Bevölkerungsfragen einberufen wird,<br />
die seit Jahren blockiert wird, weil Staaten wie der Vatikanstaat und diejenigen Druck<br />
ausüben, die verantwortungsvolle Regelungen zu Informationen über Sex und<br />
Familienplanung fürchten.<br />
Ewa Tomaszewska (UEN). – (PL) Frau Präsidentin! Die demographischen Trends für<br />
<strong>Europa</strong> sind nunmehr seit über einem Dutzend Jahren äußerst alarmierend. Die<br />
Reproduktionsrate beträgt 2,16. In Polen beträgt die Geburtenrate 1,2. Gleichzeitig führen<br />
der medizinische Fortschritt und eine gesündere Lebensweise dazu, dass die Menschen<br />
länger leben. <strong>Europa</strong> wird immer älter, stirbt aber auch aus. Im Jahr 2030 wird das Verhältnis<br />
der erwerbstätigen zur nicht erwerbstätigen Bevölkerung 1:2 betragen.<br />
Eine familienfeindliche soziökonomische Politik, die Propagierung von Familienmodellen<br />
mit wenigen Kindern oder kinderlosen Ehen durch die Medien sowie eine Politik, die zum<br />
Zusammenbruch der Familie beiträgt, sind wichtige Ursachen der negativen<br />
demographischen Veränderungen in <strong>Europa</strong>. Die bedeutendsten Folgen sind ein<br />
Arbeitskräftemangel auf dem Arbeitsmarkt, der die wirtschaftliche Entwicklung bedroht,<br />
ein dramatischer Effizienzverlust <strong>des</strong> Rentensystems und gestiegene Gesundheitskosten<br />
aufgrund der speziellen Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft.<br />
Irena Belohorská (NI). – (SK) Ich begrüße die Aussprache zu diesen Themen und glaube,<br />
dass sie jetzt, wo wir gleichzeitig eine Finanz- und eine Wirtschaftskrise bewältigen müssen,<br />
besonders wichtig ist. Demographische Trends zeigen, dass die Bevölkerung aufgrund der<br />
Kombination aus verbesserter Gesundheitsversorgung und sinkenden Geburtenraten altert.<br />
Wir müssen uns <strong>des</strong>halb auf diese Gegebenheiten einstellen und in den entsprechenden<br />
Bereichen Vorkehrungen treffen.<br />
Im sozialen Bereich wird es relativ schwierig sein, die Renten zu sichern. Im<br />
Gesundheitsbereich müssen wir an Behandlungsmöglichkeiten denken, vor allem für<br />
Krankheiten im höheren Lebensalter. Wir wissen beispielsweise, dass bis zu zwei Drittel<br />
der Krebserkrankungen im Alter über 60 auftreten.<br />
Die Nachhaltigkeit <strong>des</strong> Sozialsystems erfordert mehr, bessere und besser angepasste<br />
Beschäftigungsbedingungen für ältere Menschen. Dies betrifft vor allem Frauen über 55<br />
und Männer im Alter von 55 bis 64 Jahren. Der Bevölkerungsrückgang kann durch die<br />
Einwanderung junger Menschen aus Drittländern abgefangen werden, wir müssen jedoch<br />
vor allem versuchen, Bedingungen zu schaffen, damit die jungen, gebildeten<br />
Bevölkerungsschichten nicht mehr in die USA abwandern.<br />
Angesichts der abnehmenden reproduktiven Gesundheit junger Frauen sollten wir die<br />
künstliche Fortpflanzung unterstützen. Viele junge Familien können diese nicht bezahlen.<br />
Meines Erachtens werden wir nicht in der Lage sein, die Strategie von Lissabon zu erfüllen.<br />
Wir sollten zumin<strong>des</strong>t versuchen, die Idee einer europäischen Allianz zur Unterstützung<br />
von Familien wiederzubeleben, entweder über Steuervergünstigungen oder über bessere<br />
Einrichtungen für Kinder im Vorschulalter. Der Mutterschutz sollte voll und nicht nur mit<br />
einem Minimalsatz bezahlt werden.