Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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19-11-2008<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
153<br />
beschrieben werden, gleichzeitig ist jedoch die Tatsache, dass wir heute länger gesünder<br />
sind, eine positive Entwicklung.<br />
Dies bringt jedoch auch viele Herausforderungen mit sich. Ich möchte einige davon<br />
beschreiben. Heutzutage werden weniger Kinder geboren als früher. Allerdings ist die<br />
Situation in den einzelnen Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Wir können sehen, dass<br />
die Ergebnisse in den Mitgliedstaaten besser sind, in denen ein System eingerichtet wurde,<br />
das es Eltern erlaubt, Berufsleben und Elternschaft vereinbaren können, und zwar sowohl<br />
den Frauen als auch den Männer in einer Familie. Wir müssen in dieser Hinsicht voneinander<br />
lernen.<br />
Obwohl unsere Bevölkerung altert, geht der langfristige Trend hin zu einer Verkürzung<br />
<strong>des</strong> Arbeitslebens. Das ist erstens darauf zurückzuführen, dass die Menschen jetzt später<br />
ins Berufsleben eintreten, und zweitens – mit Ausnahme der letzten Jahre, in denen die<br />
Entwicklung positiver war – darauf, dass die Lebensarbeitszeit kürzer geworden ist. Wir<br />
müssen etwas an beiden Seiten unternehmen, um das Arbeitsleben zu verlängern, und vor<br />
allem müssen wir für die Zeit vor dem Eintritt in den Ruhestand flexible Lösungen anbieten.<br />
Wir haben heute über die „Blue Card“ diskutiert. Wir müssen jedoch dafür sorgen, dass<br />
jeder, der aus einem anderen Teil der Welt gekommen ist, in dem gegenwärtig eine hohe<br />
Arbeitslosigkeit herrscht, integriert wird und Zutritt zur Arbeitswelt erhält, auch Menschen<br />
mit Behinderungen und anderen Problemen. All dies muss im Rahmen <strong>des</strong><br />
Lissabon-Prozesses erfolgen, damit wir diese Herausforderungen langfristig meistern<br />
können.<br />
Marian Harkin, im Namen der ALDE-Fraktion. – Frau Präsidentin! Es gibt viele Fragen,<br />
die sich aus der Diskussion heute Abend ergeben, ich möchte jedoch nur einen Punkt<br />
aufgreifen: Pflege und Betreuer.<br />
Wenn wir das Glück haben, lange zu leben, brauchen wir wahrscheinlich Pflege, und<br />
obwohl es Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten gibt, wird es sich vermutlich<br />
großenteils um informelle Pflege handeln.<br />
Betreuer bilden die Grundlage formeller und sozialer Pflege und ist ein unverzichtbarer<br />
Teil der Langzeitpflege. Wenn von Betreuern erwartet wird, dass sie Pflegeleistungen<br />
erbringen – was der Fall ist –, müssen ihre Bedürfnisse fester Bestandteil der<br />
Strategieentwicklung in Bezug auf Gesundheitswesen und Sozialfürsorge sein.<br />
In diesem Zusammenhang bin ich froh, dass auf der Website der Generaldirektion für<br />
Gesundheit und Verbraucher, DG SANCO, ein kurzer Abschnitt für Betreuer eingerichtet<br />
wurde, und ich habe keinen Zweifel daran, dass dies ein Ergebnis <strong>des</strong> Antrags der<br />
Interessengruppe der Betreuer an die DG SANCO zu ihrem Jahresarbeitsprogramm ist.<br />
Es genügt aber nicht, wenn Betreuer nur erwähnt werden. Wir glauben, es ist Zeit, einen<br />
neuen Sozialvertrag für die Pflege zu entwerfen, der deutlich über die traditionelle Sicht<br />
eines Vertrags zwischen dem Staat und dem Einzelnen hinausgeht und der ein neues<br />
Engagement auch von Arbeitgebern, lokalen Trägern und Kommunen fordert. Das jüngste<br />
Urteil <strong>des</strong> EuGH zur Diskriminierung durch Assoziation weist den Weg.<br />
Pflege kann nicht allein in der Verantwortung der informellen Betreuer oder <strong>des</strong><br />
Mitgliedstaates liegen. Das informelle Pflegesystem wird ohne angemessene Unterstützung<br />
zusammenbrechen, während bei einem ausschließlich staatlich basierten Ansatz die Kosten<br />
einfach zu hoch sind. Deshalb brauchen wir diesen breiter angelegten Sozialvertrag.