Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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19-11-2008<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
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Luca Romagnoli (NI). – (IT) Herr Präsident, verehrte Kollegen! Die Erklärungen <strong>des</strong> Rates<br />
und der Kommission zur Reaktion der EU auf die schwere Krise im Kongo sind wie üblich<br />
heuchlerisch und wirkungslos. Hinter Laurent Nkunda stehen Ruanda und Uganda, Länder,<br />
die schon immer an der Region interessiert waren, und zwar so sehr, dass sie in der jüngsten<br />
Vergangenheit mehrmals versucht haben, dort einzufallen: die Bodenschätze und die<br />
Ressourcen im Osten der Demokratischen Republik Kongo sind zu bedeutend, um sie<br />
anderen zu überlassen.<br />
Von Januar bis heute wurden dreimal so viele Waffen gekauft wie 2007, und soweit es den<br />
ruandischen Sektor betrifft, waren diese zum Teil für den Rebellen Laurent Nkunda<br />
bestimmt. Die Folgen sehen wir heute. Das Interesse Washingtons konzentriert sich jedoch<br />
seit Jahren auf die Region der Großen Seen, und es werden insbesondere Uganda und<br />
Ruanda unterstützt. Die größte Botschaft der USA in Afrika befindet sich zum Beispiel in<br />
Kampala. In Uganda oder Ruanda geschieht nichts ohne die Zustimmung der Vereinigten<br />
Staaten.<br />
Nun sendet diese schnelle Kehrtwendung der <strong>Europäischen</strong> Union hinsichtlich einer<br />
möglichen Entsendung einer Friedenstruppe in die Region das völlig falsche Signal, wie<br />
üblich, denn wir konzentrieren uns bevorzugt auf die Diplomatie, als ob Diplomatie<br />
ausreichen würde, um einen üblen Kunden wie Laurent Nkunda zum Rückzug zu bewegen.<br />
Wie üblich kommt bei unseren Diskussionen nichts heraus, und dann hören wir Kommissar<br />
Louis Michel quasi eine Lobrede auf Laurent Nkunda halten. Besten Dank dafür!<br />
Geoffrey Van Orden (PPE-DE). – Herr Präsident! Uns allen ist die Komplexität der<br />
derzeitigen entsetzlichen Lage im östlichen Kongo bewusst, die ethnisch begründet ist und<br />
deren Ursprünge in Ruanda, Burundi und Uganda liegen.<br />
Es muss dringend ein wirksamer Vermittlungsprozess zwischen Ruanda und der<br />
Demokratischen Republik Kongo in Gang gesetzt werden. Ein Waffenstillstand muss<br />
erreicht und wirklich durchgesetzt werden, und die Zivilbevölkerung braucht offensichtlich<br />
dringend Schutz und humanitäre Hilfe.<br />
Ich erinnere mich an die Erklärung <strong>des</strong> Ständigen Vertreters der Afrikanischen Union in<br />
Brüssel, der kürzlich im Unterausschuss <strong>des</strong> <strong>Parlaments</strong> für Sicherheit und Verteidigung<br />
deutlich machte, dass er es lieber sehen würde, wenn sich Afrikaner um Sicherheitsfragen<br />
auf ihrem Kontinent kümmern würden. Daher freut es mich, dass die EU nicht versucht<br />
hat, die Kongo-Tragödie einfach als Gelegenheit zu nutzen, eine weitere so genannte<br />
EU-Militäroperation mit ihrem Etikett zu versehen. Es ist in erster Linie Sache der Afrikaner,<br />
die Verantwortung für die Lösung der derzeitigen Situation zu übernehmen, doch wir<br />
müssen ihnen dabei über die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen jede mögliche<br />
Unterstützung gewähren.<br />
Inzwischen scheint es gewisse Unklarheiten hinsichtlich <strong>des</strong> Mandats, der einsatzrechtlichen<br />
Regeln und der Gewaltanwendung durch die MONUC zu geben. Kürzlich ist der<br />
Kommandeur der MONUC, Generalleutnant Vicente Díaz de Villegas, nach sieben Wochen<br />
im Amt zurückgetreten. Er nannte zwar persönliche Gründe, aber ich frage mich, ob es<br />
nicht aus beruflicher Frustration war.<br />
Es ist andererseits ermutigend, dass am 6. November eine tausend Mann starke<br />
südafrikanische Truppe im Rahmen der MONUC in der Nähe von Goma stationiert wurde.<br />
Wie der Leiter der MONUC sagt, haben sie den Befehl, wenn nötig das Feuer zu eröffnen.<br />
Die MONUC muss zum Schutz der Zivilbevölkerung vor unmittelbar drohender Gewalt