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Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

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DE<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

19-11-2008<br />

Wie die Reformen in den einzelnen Mitgliedstaaten aussehen sollen, ist natürlich je nach<br />

Struktur verschieden. Notwendig sind u. a. nach unseren Vorstellungen bei allen Systemen<br />

erstens, bessere und mehr Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, damit<br />

die Erwerbsquote gehalten werden kann und gesellschaftliche und soziale Probleme nicht<br />

durch zu große Zuwanderung von Arbeitskräften verstärkt werden.<br />

Zweitens: Trotz Zulassung von sogenannten atypischen Arbeitsverhältnissen müssen wir<br />

am klassischen unbefristeten Vollarbeitsverhältnis festhalten, weil nur dieses Stabilität der<br />

Lebensverhältnisse und der Sozialversicherungssysteme gewährleistet.<br />

Drittens: Neben der finanziellen Absicherung der Sozialausgaben durch Umlage und<br />

kapitalgedeckte Mischformen müssen wir die Sozialinvestitionen in den Vordergrund<br />

rücken.<br />

Viertens: Arbeitsproduktivität und Innovationsfähigkeit müssen gesteigert werden, denn<br />

wir haben in <strong>Europa</strong> im Wesentlichen nur das Humankapital.<br />

Fünftens: Qualitativ hohe und für alle zugängliche Gesundheitsversorgung muss<br />

sichergestellt werden, wobei medizinischer Fortschritt und sinkende Beiträge eine<br />

Grundversorgung für jedermann garantieren müssen.<br />

Sechstens: Frauen müssen durch besondere Maßnahmen vor ihren spezifischen Risiken<br />

und gerade vor Altersarmut geschützt bzw. privilegiert werden, z. B. durch Anrechnung<br />

von Kindererziehungs- und Pflegezeiten in der Rentenversicherung.<br />

Kernpunkt aller Bemühungen ist und kann auch in Zukunft nur die Solidarität zwischen<br />

den Generationen und gesellschaftlichen Gruppen sein. Das gilt vor allem in einer sich<br />

durch die Globalisierung wandelnden Welt, die zunehmend entpersonalisiert und<br />

anonymisiert. Solidarität und Subsidiarität sind die Grundprinzipien <strong>des</strong> europäischen<br />

Sozialmodells. In diesem Sinne muss die Globalisierung sozial gestaltet werden, damit<br />

qualifizierte und anpassungsfähige Arbeitnehmer sich und ihren Familien den<br />

Lebensunterhalt in Würde verdienen, im Krankheitsfall gute Behandlung erfahren und im<br />

Alter finanziell abgesichert sind.<br />

Janez Potočnik, Mitglied der Kommission. − Frau Präsidentin! Obwohl er vor Ausbruch<br />

der derzeitigen Turbulenzen auf unseren Finanzmärkten und vor den Anzeichen eines<br />

wirtschaftlichen Abschwungs erstellt wurde, kommt dieser Bericht bemerkenswerterweise<br />

genau zum richtigen Zeitpunkt, und er ist auch wichtig. Ich möchte der Berichterstatterin<br />

zu ihrer soliden Arbeit gratulieren.<br />

Der Bericht hebt die langfristigen soziodemographischen und wirtschaftlichen<br />

Veränderungen hervor, die die Modernisierung und Reform unserer sozialen<br />

Sicherungssysteme antreiben. Er unterstreicht die Bedeutung unserer gemeinsamen Werte<br />

auf dem Gebiet der sozialen Sicherung. Er zeigt auch, wie damit unsere Renten- und<br />

Gesundheitssysteme zukunftsfähig gestaltet werden können.<br />

Mehr Menschen, die mehr und länger arbeiten – dies ist der Schlüssel für die langfristige<br />

Angemessenheit und Zukunftsfähigkeit der sozialen Sicherung. Gleichzeitig ist dies eine<br />

Win-Win-Strategie. Der Bericht verknüpft zukunftsfähigen, angemessenen Sozialschutz<br />

mit der Strategie von Lissabon und unserer Verpflichtung zur Gewährleistung von<br />

zukunftsfähigen öffentlichen Finanzen. Die von der Kommission vorgeschlagene erneuerte<br />

Sozialagenda verleiht dieser Verbindung Substanz, indem sie im Hinblick auf die künftige<br />

Sozialpolitik und die künftigen Prioritäten einen breiten, holistischen Ansatz unterstützt.

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