Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
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DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
19-11-2008<br />
Verschiedene Vorgehensweisen können sich gegenseitig ergänzen, wie ich im Folgenden<br />
beschreiben werde. In gewissem Maße stimmt es, dass wir den Beschäftigungsgrad erhöhen<br />
müssen, es stimmt weiterhin, dass wir Einwanderer brauchen, um dieses demographische<br />
Defizit auszugleichen, und es ist auch wichtig, dass die Einwanderung kontrolliert und<br />
organisiert erfolgt. Es stimmt auch, dass wir eine Familienpolitik brauchen und die<br />
vorhandene Geburtenrate unterstützen müssen. Es gibt einen Pflegebedarf für ältere<br />
Menschen, und der Umgang mit ihnen muss verbessert werden. In diesem Kontext müssen<br />
wir auch genau auf die Entwicklung der Bildungsinfrastruktur, die Kinderbetreuung und<br />
die Verminderung der Abhängigkeit im Alter achten.<br />
Wie mehrere Redner gesagt haben, müssen wir unsere Stärken in Betracht ziehen, vor<br />
allem neue Informationstechnologien, Forschung und Entwicklung und die Flexibilität,<br />
die sie im Hinblick auf medizinische Dienste und Gesundheitsleistungen bieten. Zudem<br />
müssen wir alles in Betracht ziehen, was zur Unterstützung der pränatalen Diagnostik, der<br />
Früherziehung und der öffentlichen Kinderbetreuung getan werden kann. Es gibt <strong>des</strong>halb<br />
verschiedene Herausforderungen, wir besitzen jedoch schon heute die Ressourcen, um<br />
dieses demographische Defizit anzugehen.<br />
Wie in der Aussprache betont wurde, müssen wir bereit sein, die Folgen <strong>des</strong><br />
demographischen Wandels zu überwachen. Wir müssen die Funktionsfähigkeit unserer<br />
Sozialversicherungs- und Rentensysteme überwachen, die eines der Hauptmerkmale <strong>des</strong><br />
europäischen Solidaritätsmodells darstellen. Trotz der derzeitigen Wirtschafts- und<br />
Finanzkrise müssen wir langfristige Maßnahmen ergreifen, um die Funktionsfähigkeit<br />
dieser Systeme sicherzustellen, und wir müssen auch die zukünftigen Auswirkungen dieses<br />
demographischen Wandels auf verschiedene Aspekte der Organisation der Arbeitswelt<br />
berücksichtigen. Herr Cappato hat diesen Punkt an einem speziellen Beispiel illustriert,<br />
und dies völlig zu Recht.<br />
Abschließend glaube ich, dass – wie Kommissar Potočnik zweifellos zustimmen wird –<br />
Kommission, Parlament und Rat den Dialog im Geiste der heutigen Aussprachen fortsetzen<br />
müssen. <strong>Europa</strong> steht zweifellos vor einer langfristigen Herausforderung, und wir müssen<br />
vorausschauend handeln, uns selbst organisieren und dürfen nicht zulassen, dass die<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise uns davon abhält, Maßnahmen zu ergreifen und eine Reform<br />
anzustoßen.<br />
Janez Potočnik, Mitglied der Kommission. − Frau Präsidentin! Wir haben heute eine klare<br />
Botschaft gehört, dass wir vor einer sehr ernsten Herausforderung stehen – dem Altern<br />
der Gesellschaft.<br />
Das 21. Jahrhundert ist in vielerlei Hinsicht eine Ära der Unsicherheit, und wir müssen uns<br />
damit auseinandersetzen. Wir alle müssen alles unternehmen, was möglich ist. Wie bereits<br />
erwähnt wurde, sollte ein langes Leben Lohn und keine Bestrafung sein. Es wurde auch<br />
schon erwähnt, dass es konsequent wäre, im Kontext der Lissabon-Agenda zu handeln,<br />
und ich stimme dem zu. Wir können die Lissabon-Agenda ganz einfach als Schritt in<br />
Richtung einer wissensbasierten Gesellschaft und als Maßnahme für Nachhaltigkeit<br />
verstehen, sei es in Bezug auf Sozialschutz, Umwelt oder Wirtschaft. Was wir aus dieser<br />
Krise gelernt haben, ist, dass selbst Gewinne eindeutig nachhaltig sein müssen.<br />
Daher darf die gegenwärtige Finanzkrise unsere Aufmerksamkeit nicht von den Problemen<br />
ablenken, die wir in den letzten Jahren geduldig diskutiert haben, auch nicht von dem<br />
Problem, über das wir heute sprechen. Hierbei handelt es sich nur um ein zusätzliches<br />
Problem. Wenn wir uns damit befasst haben, müssen wir aus der Finanzkrise mit einer