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Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

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19-11-2008<br />

DE<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

29<br />

die Zulieferindustrie – das ist ganz wichtig – darf hierbei nicht vergessen werden. Gerade<br />

da sind es kleine und mittelständische Unternehmen, in denen Arbeitsplätze geschaffen<br />

werden und die Innovationen stattfinden.<br />

Aber was kann die Europäische Union unternehmen, um diese Schlüsselindustrie zu<br />

schützen? In der vergangenen Plenartagung hat der Ratspräsident den Vorschlag gemacht,<br />

Schlüsselindustrien zu schützen. Ein guter Vorschlag, wie ich finde, denn wenn man diesen<br />

Vorschlag einmal konsequent zu Ende denkt, heißt das: ein Volkswagengesetz für die<br />

gesamte europäische Automobilindustrie. Das wäre sicherlich ein gutes Instrument. Aber<br />

dieses Schutzinstrument wird zurzeit von der <strong>Europäischen</strong> Kommission bekämpft. Und<br />

hier meine Frage an die Kommission: Wird sie trotz der Krise in der Automobilindustrie<br />

an einer Klage festhalten oder ändert man jetzt angesichts der Krise diesen Kurs?<br />

Sophia in 't Veld (ALDE). – (NL) Frau Präsidentin! Es ist bezeichnend, dass der Kommissar<br />

für Unternehmen und Industrie anwesend ist, aber nicht die Kommissarin für Wettbewerb.<br />

Ich habe große Bedenken, was Hilfen für die Automobilindustrie angeht. Die Probleme<br />

sind zweifellos sehr ernst, aber warum sollte die Automobilindustrie unterstützt werden,<br />

andere Branchen aber nicht? Die Kreditklemme hat die Probleme vielleicht verschärft, aber<br />

sicherlich nicht verursacht, und staatliche Hilfe sollte keine Belohnung für schlechte Führung<br />

sein. Auch wenn Rettungshilfen nach dem EU-Vertrag erlaubt sind, sollten wir Steuergelder –<br />

die schließlich von den Bürgern aufgebracht werden – nicht dafür einsetzen, notleidende<br />

Branchen über Wasser zu halten. Wir sollten auch nicht vergessen, dass in den letzten<br />

Jahren bereits sehr viel Geld in die Rettung von Automobilherstellern geflossen ist – und<br />

nicht immer mit Erfolg, wie ich hinzufügen möchte.<br />

Ja, wir haben eine kurzfristige Verantwortung für gefährdete Arbeitsplätze, aber wir haben<br />

auch eine langfristige Verantwortung, nachfolgenden Generationen eine gesunde Wirtschaft,<br />

eine gesunde Umwelt und gesunde Staatsfinanzen zu hinterlassen. Ich finde es ein wenig<br />

ungerecht, dass für Pflege, für Bildung, für Kinderbetreuung und für die Umwelt seit Jahren<br />

kein Geld da ist und wir jetzt aufgefordert werden, Milliarden in die Rettung der<br />

Autoindustrie zu stecken. Wenn Hilfe gewährt wird, dann mit sehr strengen Auflagen im<br />

Hinblick auf die Gegenleistungen der Automobilindustrie in Form von<br />

Umstrukturierungsmaßnahmen und nur für zukunftsweisende, umweltfreundliche und<br />

innovative Aktivitäten. Schließlich kann staatliche Hilfe zwar möglicherweise Betriebe<br />

retten, sie kann aber durch Wettbewerbsverzerrung auch andere Unternehmen ruinieren.<br />

Jean-Paul Gauzès (PPE-DE). – (FR) Frau Präsidentin, Herr amtierender Ratsvorsitzender,<br />

Herr Kommissar, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Dies ist schon mehrmals gesagt<br />

worden. Die Automobilindustrie beschäftigt in der <strong>Europäischen</strong> Union direkt oder indirekt<br />

12 Millionen Menschen. Das entspricht 10 % <strong>des</strong> europäischen BIP. Die Automobilindustrie<br />

befindet sich heute in einer schweren Krise: der europäische Markt ist um etwa 15 %<br />

geschrumpft. Für die letzten Quartale 2008 könnte der Rückgang 17 % bis 20 % betragen.<br />

Die Ergebnisse der Hersteller sind rückläufig. In diesem Zusammenhang wird der Mangel<br />

an liquiden Mitteln zur Hauptgefahr für diese Branche. Die Hersteller fahren infolge<strong>des</strong>sen<br />

ihre Produktion herunter und versuchen, die Strukturkosten zu senken. Arbeitsplätze fallen<br />

der Krise zuerst zum Opfer.<br />

Wie Sie gesagt haben, Herr Präsident, ist angesichts dieser Krise eine zwischen <strong>Europa</strong> und<br />

den Mitgliedstaaten, vor allem den direkt betroffenen Staaten, abgestimmte Reaktion<br />

erforderlich. Die vorgesehene finanzielle Unterstützung der EIB ist notwendig.

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