Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
72<br />
DE<br />
<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />
19-11-2008<br />
würde dies die Anwendung der Richtlinie am Ende doch übermäßig einschränken. Zudem<br />
wäre damit die Gefahr der Diskriminierung hoch qualifizierter Migranten verbunden, die<br />
dann die nationalen Systeme nutzen könnten, über die weder die Kommission noch das<br />
Parlament irgendeine Kontrolle haben.<br />
Ebenso habe ich Vorbehalte dagegen, eine Abweichung von dem Recht auf zirkuläre<br />
Migration zu ermöglichen. Ein Vorbehalt, der ehrlich gesagt mehr eine Ablehnung ist. Die<br />
Möglichkeit, für zwei Jahre in das Herkunftsland zurückkehren zu können, ohne die<br />
Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten zu verlieren, muss unbedingt<br />
gegeben sein, wenn wir beispielsweise den Austausch von Personal an Universitäten oder<br />
Krankenhäusern ermöglichen oder das Engagement der Diaspora bei der Entwicklung der<br />
Herkunftsländer fördern wollen. Dies würde die zirkuläre Migration einschränken, die<br />
unserer Meinung nach aber zunehmen sollte.<br />
Schließlich möchte ich noch etwas zu der offensichtlichen Notwendigkeit sagen, die Lage<br />
<strong>des</strong> Arbeitsmarktes zu berücksichtigen. Wie Manfred Weber schon gesagt hat, haben wir<br />
ein <strong>Europa</strong> mit getrennten Arbeitsmärkten, und jeder Staat muss für sich bestimmen, wie<br />
viele Einwanderer er aufnehmen kann. Natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass es<br />
im Bereich <strong>des</strong> Arbeitsmarktes Pflicht ist, alle europäischen Bürger der anderen<br />
Mitgliedstaaten aufzunehmen.<br />
Zum Abschluss wende ich mich an die Präsidentschaft, an Herrn Jean-Pierre Jouyet, in der<br />
Hoffnung, dass die Minister, die sich in der nächsten Woche im Rat treffen, die<br />
Änderungsanträge <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong> – die sicherlich einen Mehrwert bringen –<br />
so weit wie möglich nutzen können. Ich hoffe, wir können vor Ende <strong>des</strong> Jahres zeigen, dass<br />
dieses <strong>Europa</strong> weit davon entfernt ist, sich abzukapseln, und dass es sich für diese<br />
Migrationsströme öffnen will, wobei wir immer mehr zu einem mit den<br />
Einwanderungsländern abgestimmten Management der Migrationsströme kommen wollen.<br />
(Beifall)<br />
Danutė Budreikaitė, Verfasserin der Stellungnahme <strong>des</strong> Entwicklungsausschusses. − (LT) Mit<br />
dem Blue-Card-Vorschlag ist die Hoffnung verbunden, dass die EU attraktiv für qualifizierte<br />
Arbeitnehmer wird, denen Bedingungen geboten werden, unter denen sie zeitlich befristet,<br />
gleichzeitig aber langfristig bleiben können. Der Vorschlag erklärt, dass es nicht zu<br />
Braindrain, also einer Abwanderung von Intelligenz, kommen würde, sondern eher zu<br />
einem Rückfluss – einem Kreislauf. Das ist sehr unwahrscheinlich.<br />
Wie erscheint der Vorschlag im Kontext der Politik der Entwicklungszusammenarbeit?<br />
Bei Einführung der Blue Card werden Entwicklungsländer Fachkräfte verlieren, an deren<br />
Ausbildung auch die EU beteiligt war, und zwar vor allem in den empfindlichsten Sektoren,<br />
nämlich Bildung und Gesundheit. Der Mangel dieser Fachkräfte wird vielleicht durch<br />
Freiwillige aus unseren Ländern ausgeglichen werden müssen.<br />
Überdies beteiligen sich das Vereinigte Königreich, Irland und Dänemark nicht an der Blue<br />
Card mit ihrer Ethik, keine Fachkräfte aus sensiblen Sektoren in Entwicklungsländern<br />
anzuwerben. In diesem Fall erscheinen Initiativen zur Unterstützung von<br />
Entwicklungsländern falsch. Anscheinend überwiegen nach wie vor wirtschaftliche<br />
Interessen.<br />
In Wirklichkeit kann die Blue Card zu massiven intellektuellen Verlusten in<br />
Entwicklungsländern führen.