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Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

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DE<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

19-11-2008<br />

würde dies die Anwendung der Richtlinie am Ende doch übermäßig einschränken. Zudem<br />

wäre damit die Gefahr der Diskriminierung hoch qualifizierter Migranten verbunden, die<br />

dann die nationalen Systeme nutzen könnten, über die weder die Kommission noch das<br />

Parlament irgendeine Kontrolle haben.<br />

Ebenso habe ich Vorbehalte dagegen, eine Abweichung von dem Recht auf zirkuläre<br />

Migration zu ermöglichen. Ein Vorbehalt, der ehrlich gesagt mehr eine Ablehnung ist. Die<br />

Möglichkeit, für zwei Jahre in das Herkunftsland zurückkehren zu können, ohne die<br />

Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten zu verlieren, muss unbedingt<br />

gegeben sein, wenn wir beispielsweise den Austausch von Personal an Universitäten oder<br />

Krankenhäusern ermöglichen oder das Engagement der Diaspora bei der Entwicklung der<br />

Herkunftsländer fördern wollen. Dies würde die zirkuläre Migration einschränken, die<br />

unserer Meinung nach aber zunehmen sollte.<br />

Schließlich möchte ich noch etwas zu der offensichtlichen Notwendigkeit sagen, die Lage<br />

<strong>des</strong> Arbeitsmarktes zu berücksichtigen. Wie Manfred Weber schon gesagt hat, haben wir<br />

ein <strong>Europa</strong> mit getrennten Arbeitsmärkten, und jeder Staat muss für sich bestimmen, wie<br />

viele Einwanderer er aufnehmen kann. Natürlich dürfen wir auch nicht vergessen, dass es<br />

im Bereich <strong>des</strong> Arbeitsmarktes Pflicht ist, alle europäischen Bürger der anderen<br />

Mitgliedstaaten aufzunehmen.<br />

Zum Abschluss wende ich mich an die Präsidentschaft, an Herrn Jean-Pierre Jouyet, in der<br />

Hoffnung, dass die Minister, die sich in der nächsten Woche im Rat treffen, die<br />

Änderungsanträge <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong> – die sicherlich einen Mehrwert bringen –<br />

so weit wie möglich nutzen können. Ich hoffe, wir können vor Ende <strong>des</strong> Jahres zeigen, dass<br />

dieses <strong>Europa</strong> weit davon entfernt ist, sich abzukapseln, und dass es sich für diese<br />

Migrationsströme öffnen will, wobei wir immer mehr zu einem mit den<br />

Einwanderungsländern abgestimmten Management der Migrationsströme kommen wollen.<br />

(Beifall)<br />

Danutė Budreikaitė, Verfasserin der Stellungnahme <strong>des</strong> Entwicklungsausschusses. − (LT) Mit<br />

dem Blue-Card-Vorschlag ist die Hoffnung verbunden, dass die EU attraktiv für qualifizierte<br />

Arbeitnehmer wird, denen Bedingungen geboten werden, unter denen sie zeitlich befristet,<br />

gleichzeitig aber langfristig bleiben können. Der Vorschlag erklärt, dass es nicht zu<br />

Braindrain, also einer Abwanderung von Intelligenz, kommen würde, sondern eher zu<br />

einem Rückfluss – einem Kreislauf. Das ist sehr unwahrscheinlich.<br />

Wie erscheint der Vorschlag im Kontext der Politik der Entwicklungszusammenarbeit?<br />

Bei Einführung der Blue Card werden Entwicklungsländer Fachkräfte verlieren, an deren<br />

Ausbildung auch die EU beteiligt war, und zwar vor allem in den empfindlichsten Sektoren,<br />

nämlich Bildung und Gesundheit. Der Mangel dieser Fachkräfte wird vielleicht durch<br />

Freiwillige aus unseren Ländern ausgeglichen werden müssen.<br />

Überdies beteiligen sich das Vereinigte Königreich, Irland und Dänemark nicht an der Blue<br />

Card mit ihrer Ethik, keine Fachkräfte aus sensiblen Sektoren in Entwicklungsländern<br />

anzuwerben. In diesem Fall erscheinen Initiativen zur Unterstützung von<br />

Entwicklungsländern falsch. Anscheinend überwiegen nach wie vor wirtschaftliche<br />

Interessen.<br />

In Wirklichkeit kann die Blue Card zu massiven intellektuellen Verlusten in<br />

Entwicklungsländern führen.

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