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Verhandlungen des Europäischen Parlaments - Europa

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19-11-2008<br />

DE<br />

<strong>Verhandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Parlaments</strong><br />

149<br />

Der zweite Faktor ist die in den letzten Jahrzehnten nach dem „Babyboom“ der<br />

Nachkriegsjahre gesunkene Fruchtbarkeit. Das bedeutet, dass diese „Babyboomer“ heute<br />

dazu führen, dass die Gruppe der 45- bis 65-Jährigen vergleichsweise groß ist.<br />

Die Lebenserwartung bei der Geburt ist seit 1960 um acht Jahre gestiegen – das ist der<br />

dritte Faktor – und sie könnte bis 2050 um weitere fünf Jahre ansteigen, möglicherweise<br />

sogar noch mehr.<br />

Der vierte und letzte Faktor besteht darin, dass es in <strong>Europa</strong>, wie Sie wissen, immer mehr<br />

Zuwanderer aus anderen Ländern gibt. Im Jahr 2004 wurden 1,8 Millionen Einwanderer<br />

verzeichnet, mehr als in den Vereinigten Staaten im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung,<br />

jedoch gleicht diese Einwanderungsrate die Folgen geringer Fruchtbarkeit und gestiegener<br />

Lebenserwartung nur teilweise aus.<br />

Wir befinden uns <strong>des</strong>halb in einer Situation, in welcher sich der Grad der Abhängigkeit,<br />

mit anderen Worten, die Zahl der über 65-Jährigen im Vergleich zu der Zahl der Menschen<br />

zwischen 15 und 64 Jahren verdoppeln und bis 2050 auf über 50 % steigen wird. In der<br />

Union, in der früher vier Menschen im erwerbsfähigen Alter auf eine Person über 65 Jahre<br />

kamen, wird diese Zahl somit auf nur zwei sinken.<br />

Angesichts dieser Faktoren wird der demographische Wandel, den ich gerade beschrieben<br />

habe, von einem tief greifenden sozialen Wandel begleitet, der die Familienstrukturen<br />

betrifft. Dies alles führt zu einer wachsenden Zahl älterer Menschen, die allein leben, und<br />

sehr alter Menschen, die von anderen abhängig sind.<br />

Wie Sie wissen, gehören die meisten dieser Themen in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten.<br />

Dies gilt für die Familienpolitik, die Sozialversicherungssysteme und zum großen Teil für<br />

die Steuerpolitik. Vor dem Hintergrund dieser Tatsachen ist der Rat der Meinung, dass die<br />

Strategie von Lissabon und die offene Koordinierungsmethode den Rahmen bilden,<br />

innerhalb <strong>des</strong>sen die Mitgliedstaaten in diesem Bereich aktiv werden sollten, und die meisten<br />

Mitgliedstaaten stimmen zu, dass keine neue Strukturen geschaffen werden sollten.<br />

Für den Rat besteht ein wichtiges Leitprinzip darin, dass zusätzlich zu einer stärkeren<br />

Ausgewogenheit von Berufs- und Privatleben intensiver versucht werden sollte, die Rollen<br />

von Mann und Frau im Haushalt besser zu verteilen und mehr hochwertige Infrastrukturen<br />

für die Betreuung von Kindern und anderen pflegebedürftigen Menschen zu bieten.<br />

In einer alternden Gesellschaft wird der Beitrag der jungen Menschen immer wichtiger.<br />

Wir müssen unsere Bemühungen im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit intensivieren<br />

und die Zahl der Schulabbrecher senken. Investitionen in unsere Kinder müssen oberste<br />

Priorität haben, wenn wir die Zukunftsaussichten der jungen Menschen verbessern wollen.<br />

Wir müssen auch feststellen, dass für <strong>Europa</strong> der Ruhestand ein größeres Problem darstellt<br />

als die Alterung, obwohl diese Trends beunruhigend sind und es ohne gesunde<br />

Staatsfinanzen unmöglich sein wird, alle Folgen der demographischen Alterung abzufangen.<br />

Das heißt, wir müssen genau auf die Zukunftsfähigkeit der Ruhestandsregelungen achten<br />

und die laufenden Reformen fortsetzen, um diese Regelungen zu modernisieren und<br />

nachhaltig zu gestalten, was der aktuellen Strategie innerhalb der Union entspricht. Es<br />

wäre auch sinnvoll, ältere Arbeitnehmer zu ermutigen, weiterzuarbeiten, und insbesondere<br />

sinnvolle Anreize zu schaffen.<br />

Der Rat ist sich all dieser Herausforderungen vollkommen bewusst und hat die<br />

Empfehlungen <strong>des</strong> Ausschusses für Sozialschutz zu Aspekten <strong>des</strong> demographischen

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