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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Holzwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

1 Einleitung<br />

1.1 Die <strong>Appenzell</strong>er Sägerei:<br />

das kurze Ende einer langen<br />

Geschichte?<br />

Mehr als 100 Jahre lang spielten die <strong>Appenzell</strong>er Sägereien<br />

eine wichtige Rolle in der regionalen Holzwirtschaft.<br />

Die Ressource Holz war zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

in grossen Mengen vorh<strong>and</strong>en. Zudem war nach der Industrialisierung<br />

die Nachfrage nach Holz als Baumaterial<br />

und zur Möbelherstellung sehr hoch (Schläpfer, 1984).<br />

Die Sägereiwirtschaft erlebte eine Blütezeit.<br />

Die daraufhin steigende Produktionsintensität der gewerblich<br />

betriebenen Sägewerke und die Verknappung<br />

von Holz führten jedoch zu einem Anstieg des Rohholzpreises.<br />

Die Reaktion einiger Sägereiunternehmer darauf<br />

war die Ausweitung ihrer Kapazitäten und die kosteneffizientere<br />

Produktion in Grossbetrieben. Wenige Betriebe<br />

konnten sich noch durch die Anbindung an das im späten<br />

19. und frühen 20. Jahrhundert ausgebaute Schienennetz<br />

eine bessere Position verschaffen und ihre Umsätze steigern.<br />

Für die meisten kleineren und weiter abgelegenen Bauernsägen<br />

bedeutete es allerdings das Ende (Jüttemann,<br />

1984): Während eine Statistik aus dem Jahr 1836 noch<br />

über 60 Sägemühlen in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> zählte,<br />

so waren es 1955 nur noch 29. Heute sind die verbleibenden<br />

10 Betriebe (s. Abb. 1.1) vor allem durch die Konkurrenz<br />

der Grossbetriebe aus der Schweiz und dem Ausl<strong>and</strong><br />

bedroht. Auf dem Markt für den Holzbau geht der Trend<br />

in Richtung Systembauweise (bspw. Firma Lehman in<br />

Gossau) und es wird vermehrt das verleimte Brettschichtholz<br />

anstatt Massivholz nachgefragt. Gemäss Expertenschätzungen<br />

wird diese Strukturbereinigung auch in<br />

Zukunft weitergehen und es können nicht mehr als fünf<br />

Sägereien in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> überleben (pers.<br />

Mitteilungen, R. Kugler, Präsident des appenzellischen<br />

Holzindustrieverb<strong>and</strong>es). Nur ca. ein Drittel der Sägereiinhaber<br />

im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> ist davon überzeugt, dass ihr<br />

Betrieb auch noch in zehn Jahren existieren wird.<br />

Das wirtschaftliche Überleben der kleinen Sägereien,<br />

welche bisher einen Teil der appenzellischen Identität<br />

ausgemacht haben, ist in Frage gestellt. Neben der starken<br />

Konkurrenz sind sie auch mit strukturellen Problemen<br />

konfrontiert: Zum einen ist durch die extensive Nutzung<br />

der Privatwälder das Angebot an Holz limitiert. Zum <strong>and</strong>eren<br />

erlaubt die Qualität des zur Verfügung stehenden<br />

regionalen Holzes nicht die Befriedigung aller Kundenansprüche,<br />

und der technologische St<strong>and</strong> des Maschinenparks<br />

macht eine effiziente Weiterverarbeitung unmöglich.<br />

Wollen einzelne Sägereibetriebe überleben, besteht<br />

die Notwendigkeit, neue Geschäftsmodelle einzuführen.<br />

Dies wird jedoch dadurch erschwert, dass für Investitionen<br />

in neue Maschinen, eine Reorganisation des Betriebs,<br />

die Gestaltung neuer Produkte sowie für eine Ausweitung<br />

der Produktionsmenge das Kapital, teilweise das unternehmerische<br />

Wissen, und oft auch der notwendige Raum<br />

fehlen.<br />

Abb. 1.1: Sägereibetriebe<br />

im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong>.<br />

UNS-Fallstudie 2002 107

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