Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Milchwirtschaft im Appenzellerland Abb. 5.7: Vergleich der intuitiven mit der kriteriengestützten Bewertung durch Akteure. Variante Weiter wie bisher und Variante Zentralisierung ausserhalb AR werden mit den zwei Methoden unterschiedlich bewertet (signifikante Unterschiede, Varianzanalysen mit Messwiederholungen, p
Milchwirtschaft im Appenzellerland 6 Kritische Würdigung der Methoden und des Vorgehens Fragestellung Mit 40 Beschäftigen hat der Milchverarbeitungszweig im Kanton Appenzell Ausserrhoden im Vergleich zur Milchproduktion (mehr als 500 Beschäftigte) beschäftigungspolitisch eine eher unbedeutende Rolle, und es stellt sich somit die Frage nach der Relevanz der Fragestellung. Die historische Bedeutung wie auch die bestimmende Rolle der Milchproduktion für den Erhalt des Kapitals Landschaft (Scholz & Stauffacher, 2002), sowie deren direkte Abhängigkeit von einer funktionierenden Milchverarbeitung rechtfertigen diese Wahl eindeutig. Von Beginn weg war geplant, das Thema aus der betrieblichen Optik heraus anzugehen – ein Unterfangen, das über die gesamte Milchwirtschaftskette im Rahmen einer Fallstudie nicht zu leisten war, ohne auf einer sehr allgemeinen Ebene zu bleiben. Die Verarbeitungsbetriebe wurden schlussendlich als Fokus gewählt, da sie durch ihre Scharnierfunktion zwischen Produzenten und Vermarktern/Verteilern aber auch durch die regionalwirtschaftliche Funktion über die Kantonsgrenzen hinaus im Milchwirtschaftsgeschehen eine Schlüsselstellung einnehmen. Zudem konnten die Verkettung, die Abhängigkeiten und Beziehungen von der Produktion bis zum Konsum, also die Problematik der Milchwirtschaft, adäquat dargestellt werden. Systemgrenze Als räumliche Systemgrenze wurde der Kanton Appenzell Ausserrhoden gewählt. Das ist aus Sicht des Kantons, der in personam Regierungsrat Dr. Hans Altherr, Mitinitiator und Co-Leiter der Appenzeller ETH-UNS Fallstudie ist, richtig und nachvollziehbar. Insbesondere ist es in Bezug auf die regionale Wirtschaft von Interesse, zu wissen, wie sich drei für den Kanton wichtige Branchen weiterentwickeln könnten. Inhaltlich betrachtet ist die gewählte Systemgrenze problematisch. Es hat sich gezeigt, dass sich zwar das System gut erfassen lässt, die Milchwirtschaft und insbesondere der Milchverarbeitungszweig allerdings im Hinblick auf die Variantenentwicklung in einem regionalen Kontext zu sehen sind. Das lässt sich einerseits damit begründen, dass mehr als die Hälfte der abgelieferten Milchmenge ausserkantonal verarbeitet wird, ohne dass das beispielsweise aus betriebswirtschaftlichen oder auch ökologischen Gründen a priori falsch wäre. Andererseits sind von den insgesamt 90 Appenzeller Käsereien nur gerade zehn in Ausserrhoden ansässig, die anderen in Thurgau und St. Gallen. Daraus ist zu folgern, dass sich der Raum Ostschweiz mit beiden Appenzell und den Kantonen Thurgau, St. Gallen und allenfalls auch noch Schaffhausen als die adäquatere geografische Systemebene erwiesen hätte. Diese Ansicht lässt sich dadurch untermauern, dass im Molkereibereich die für den Käsereibereich zu erwartende Strukturbereinigung schon längst stattgefunden hat. Die (milchindustriellen) Betriebe sind an wenigen Standorten angesiedelt und haben entsprechend grossräumige Bedeutung. Gesamthaft 11 Grossund 12 Mittelbetriebe verarbeiten zusammen rund 1.8 Mio. Tonnen Milch (2001) oder 55% der jährlichen Verkehrsmilchmenge der Schweiz (Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie, 2003). Als inhaltliche Systemgrenze haben wir den Milchverarbeitungszweig gewählt. Daneben standen der Betriebstypus und der Einzelbetrieb zur Debatte. Letzterer wurde aus Datenschutzgründen verworfen, wobei gleichzeitig die Allgemeingültigkeit der Aussagen kaum gegeben gewesen wäre. Der Betriebstypus eignete sich nicht, da die im Kanton domizilierten Verarbeitungsbetriebe ein inhomogenes Bild liefern. Im nachhinein lässt sich feststellen, dass sich zwar der Zweig als gangbar erwiesen hat; eine fundierte Datenlage war aber nicht immer gegeben (dabei sei erwähnt, dass es bei vorliegender Studie nicht um eine Analyse im betriebswirtschaftlichen Sinn handelt; das diesbezügliche Wissen, das erschlossen wurde, diente der Variantenentwicklung). Anderseits hätte man die Bereiche Käsereien und Molkereien eventuell besser parallel in eigenen Systemen betrachtet, da sich die Grundvoraussetzungen der beiden Sparten als unterschiedlich erwiesen haben. Analyseebenen Seitens der Fallstudienleitung wurde vorgeschlagen, das System aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Die Idee dabei ist, ein ausreichend genaues Bild des komplexen Milchwirtschaftssystems zu erzeugen, um die relevanten Systemgrössen zu erkennen, die Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu benennen sowie das System in einen regionalen und nationalen Kontext einzuordnen. Wir sind der Meinung, dass mit der historischen und politischen Ebene, mit der Analyse des kantonalen Milchflusses und der daraus resultierenden Wertschöpfungskette sowie mit der betrieblichen Ebene das System für die gestellte Aufgabe hinreichend verstanden und beschrieben werden konnte. Auswahl der Systemelemente Zu Beginn der Analysephase wurde zur Systemerfassung von einem Dreikreismodell mit den Käsereien, Molkereien und der Landwirtschaft als eigenständige aber miteinander vernetzte Systemeinheiten mit einer Vielzahl unterschiedlicher und sich überschneidender Systemelementen ausgegangen. Nach intensiver Plenumsdiskussion und UNS-Fallstudie 2002 219
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