Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
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Milchwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />
Zum Vergleich kann hier die Marge der Emmentaler-<br />
Produzenten herangezogen werden. Rufer berechnet für<br />
den Inl<strong>and</strong>absatz des Schweizer Emmentalers für 2001<br />
eine Käsermarge von 3.02 CHF pro kg Käse. Dieser Wert<br />
ist vor allem deshalb höher als derjenige für <strong>Appenzell</strong>er,<br />
weil der Emmentaler härter ist und somit mehr Milch pro<br />
kg Käse benötigt. Betrachtet man die Marge pro kg verkäste<br />
Milch, beträgt diese 0.248 CHF (Rufer, 2002). Sie ist<br />
schon eher vergleichbar mit derjenigen der <strong>Appenzell</strong>er-<br />
Käser von 0.238 CHF, wobei noch zu beachten ist, dass<br />
letztere aus dem Jahr 2002 stammt.<br />
Ein wichtiger Einkommensfaktor der Milchproduzenten<br />
sind – neben dem Verkauf der Milch – die finanziellen<br />
Unterstützungen durch den Bund: Rund 30 Mio. CHF Direktzahlungen<br />
fliessen in die Ausserrhoder L<strong>and</strong>wirtschaft.<br />
Davon etwa 24 Mio. CHF in die Milchwirtschaft.<br />
Dazu kommen noch diverse Kredite und Investitionsunterstützungen,<br />
eine Verkäsungszulage von 20 Rp. pro kg<br />
verkäste Milch, eine Siloverzichtzulage von 4 Rp. pro kg<br />
verkäste Milch aus Nicht-Silo-Betrieben und eine Verdoppelung<br />
der Export-Werbeausgaben durch die SO<br />
(pers. Mitteilung, M. Böbner).<br />
3.2.3 Die Situation der L<strong>and</strong>wirtschaftsbetriebe<br />
Im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> existieren 589 L<strong>and</strong>wirtschaftsbetriebe<br />
mit Milchviehhaltung (pers. Mitteilung, D. Berger, Sekretär<br />
L<strong>and</strong>wirtschaftsdirektion AR, Juli 2002). Diese<br />
Betriebe wurden nicht einzeln befragt, sondern es wurde<br />
mit Durchschnittsdaten gearbeitet. Dazu wurden Daten<br />
der kantonalen L<strong>and</strong>wirtschaftsdirektion und der FAT<br />
(Eidg. Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und L<strong>and</strong>technik,<br />
2002) verwendet. Die Milch ist nicht der einzige<br />
Umsatzfaktor eines Milchwirtschaftsbetriebes. Mit der<br />
Milchproduktion unmittelbar gekoppelt ist der Fleischsektor.<br />
Häufig werden auch Zucht- und Masttiere verkauft.<br />
Zudem betreibt der L<strong>and</strong>wirt L<strong>and</strong>schaftspflege,<br />
was teilweise über Direktzahlungen abgegolten wird. Einen<br />
sehr kleinen Beitrag liefert der Direktverkauf von<br />
L<strong>and</strong>wirtschaftsprodukten ab Hof (ca. 0.5-1.3%, berechnet<br />
aus Daten der FAT Grundlagenberichts 2001).<br />
Der Milchverkauf ist ein wesentlicher Umsatzfaktor<br />
(27'000 bis 78'000 CHF), aber auch Erträge durch Mastkälber<br />
und <strong>and</strong>ere Tiere (9'000 bis 22'700 CHF) sind<br />
wichtig (Eidg. Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und<br />
L<strong>and</strong>technik, 2002, Tabelle Rohertrag, Rindviehhaltung:<br />
Milch/Milchprodukte und Tiere). Zum Vergleich kann<br />
hier das gesamte Betriebseinkommen herangezogen werden.<br />
Es beträgt zwischen 30'000 bis 98'000 CHF. Anders<br />
ausgedrückt bedeutet das ein Jahreseinkommen pro Familienarbeitskraft<br />
von 10'800 bis zu 32'800 CHF (Eidg.<br />
Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und L<strong>and</strong>technik,<br />
2002, Tabelle Hauptergebnisse). Ein Umsatz von 27'000<br />
CHF durch den Verkauf von Milch in einem Kleinbetrieb<br />
würde bei einem Milchpreis von 74 Rp. in etwa 36'500<br />
Abb. 3.6: <strong>Appenzell</strong>er<br />
Bauer beim<br />
Melken. Von<br />
900 Betrieben<br />
mit Viehhaltung<br />
betreiben<br />
knapp<br />
600 Betriebe<br />
Milchviehhaltung<br />
für<br />
die Verkehrsmilchproduktion.<br />
Litern Milch entsprechen. Sinkt nun der Milchpreis um 4<br />
Rp., so verliert dieser Betrieb 1'500 CHF oder ca. 5% des<br />
Jahresverdienstes. Im Kanton <strong>Appenzell</strong> A. Rh. gibt es<br />
mehrheitlich kleine bis mittlere Betriebe (Volkswirtschaftsdirektion<br />
des Kantons <strong>Appenzell</strong> A. Rh.,<br />
1999). Es ist davon auszugehen, dass bei einem weiteren<br />
Sinken des Milchpreises einige Bauern aus der Milchproduktion<br />
aussteigen würden.<br />
Möchte man die alleinige Wertschöpfung aus der<br />
Milchproduktion erhalten, müssten vor allem die Ausgaben<br />
und Einnahmen genau aufgeschlüsselt werden. Auf<br />
diese sehr aufwändige Arbeit wurde verzichtet. Stattdessen<br />
wurden mit Hilfe von Experten (Ueli Bleiker, Käsereiberater<br />
und Fredi Stricker, L<strong>and</strong>wirt) Abschätzungen<br />
vorgenommen. Dabei wurde der Preis für die Menge<br />
Milch berechnet, welche die Ausserrhoder L<strong>and</strong>wirte ausserhalb<br />
des Kantons verkaufen (26.3 Mio. kg). Es wird<br />
angenommen, dass die Wertschöpfung 80% des damit<br />
verbundenen Umsatzes entspricht (pers. Mitteilung, Fredi<br />
Stricker). Somit beträgt die Wertschöpfung durch Milchexport<br />
aus dem Kanton rund 16 Mio. CHF. Zählt man<br />
auch die Wertschöpfung aus dem Milchverkauf an Verarbeiter<br />
im Kanton dazu, erhält man eine Zahl von rund 24-<br />
25 Mio. CHF.<br />
3.3 Die Milch verarbeitenden Betriebe<br />
In diesem Abschnitt wenden wir uns der betrieblichen<br />
Ebene der Milchverarbeitung in <strong>Ausserrhoden</strong> zu. Gemäss<br />
der eingangs erwähnten Leitfrage konzentrieren wir<br />
uns auf die Käsereien und Molkereien und wollen für diesen<br />
Zweig der Milchwirtschaft mögliche Zukunftsbilder,<br />
so genannte Varianten, entwickeln (s. Kap. 4). Das setzt<br />
fundierte Kenntnisse betrieblicher Kenngrössen voraus.<br />
Von Interesse sind dabei die wirtschaftliche Lage, soziale<br />
Leistungen und ökologische Aspekte. Vier Verarbeiter<br />
haben sich bereit erklärt, dem Studienteam Einblick in ihre<br />
Betriebsdaten zu gewähren:<br />
192 UNS-Fallstudie 2002