Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
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Welche Chancen haben Traditionsbranchen in der ländlich geprägten Agglomeration?<br />
Abb. 3.5: Das Logo der <strong>Appenzell</strong>ischen<br />
Holzkette.<br />
Abb. 3.4: Holzlager brauchen viel Platz, der im hügeligen<br />
<strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> oft nicht vorh<strong>and</strong>en ist.<br />
der Einrichtung einer solchen Grosssägerei und einer veränderten<br />
Holzbewirtschaftung kleinen und Kleinstsägereien<br />
nicht die Existenzgrundlage entzogen wird. Durch<br />
Partnerschaften könnten wohl zum Beispiel Spezialposten,<br />
hochwertiges Holz, Überlängen und am Ort weiterverarbeitetes<br />
Holz von den kleineren Sägereien bearbeitet<br />
werden.<br />
In <strong>Ausserrhoden</strong> ist jedem Betrieb mindestens eine<br />
weitere Transformationsstufe angeschlossen, wie etwa ein<br />
Hobelwerk, eine Schreinerei oder eine Zimmerei. Die<br />
Hälfte der Sägereien betreibt als Hauptbetrieb ein<br />
Holzausbau-, Transport- oder Holzh<strong>and</strong>elsunternehmen.<br />
Der Hauptgewinn wird oft nicht über die Menge an eingeschnittenem<br />
Holz erzielt, sondern durch das flexible Eingehen<br />
auf Kundenwünsche, eigenes Weiterverarbeiten des<br />
gesägten Holzes und/oder der Produktion von Nischenprodukten.<br />
Zwei Sägereibetriebe in den benachbarten<br />
Kantonen Innerrhoden und St. Gallen üben einen grossen<br />
Einfluss auf die Holzwirtschaft in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />
aus. So schneidet die Lehmann Holzwerk AG in<br />
Gossau 40'000 m 3 im Jahr ein. 3 Am internationalen St<strong>and</strong>ard<br />
gemessen arbeiten die Ausserrhoder Betriebe auf<br />
dem St<strong>and</strong> von 1950 unter Einsatz von Blockb<strong>and</strong>säge<br />
oder Vollgatter. Nur ein Unternehmer besitzt beide Maschinentypen;<br />
ein Unternehmer verfügt über eine Längskreissäge<br />
zum Einschneiden von Rundholz. Die europaweite<br />
Tendenz zur Holzverleimung ist aufgrund hoher Investitionskosten<br />
nur für sehr wenige Betriebe eine Option.<br />
Die Betriebe sind im <strong>Appenzell</strong>er Holzindustrieverb<strong>and</strong><br />
verbunden und haben zur besseren Vermarktung von Holz<br />
und Holzprodukten die <strong>Appenzell</strong>ische Holzkette gegründet.<br />
Eine gewisse Schwäche ist in der Nutzung von Restholz,<br />
Holzschnitzel und Sägemehl zu sehen, auch wenn in<br />
diesem Bereich die Wertschöpfung eher gering ist. In<br />
<strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> gibt es lediglich einen kleinen<br />
Familienbetrieb, der Pellets für Holzheizungen herstellt.<br />
Die jährlich verarbeiteten 18'000 m 3 Holz ergeben ungefähr<br />
9'200 m 3 als Restholz. Davon werden 3'100 m 3 als<br />
Energieholz verwendet entweder im eigenen Betrieb oder<br />
an Drittpersonen weiterverkauft (Wöhrnschimmel et al.,<br />
2003). Das Restholz, welches nicht als Energieholz Verwendung<br />
findet, wird als Schwarten und Spreissel oder<br />
Sägemehl entweder an Bauern, Strassenbauunternehmen,<br />
Zellulose- oder Spanplattenindustrien verkauft.<br />
Die schwierige Lage der Sägereiindustrie in <strong>Appenzell</strong><br />
<strong>Ausserrhoden</strong> ergibt sich auch aus der Struktur der regionalen<br />
Waldwirtschaft.<br />
• Die 7'430 ha der im Grundbuch verzeichneten Waldfläche<br />
liegen in einer hügeligen, in weiten Bereichen<br />
durch steile Täler gekennzeichneten Region, die für<br />
grosse Forstmaschinen schwer zugänglich ist.<br />
• Der Wald ist mit über 58% Anteil von über 80 Jahren<br />
überaltert, und mit einem Anteil von 72% Fichte und<br />
Tanne überwiegen preiswertere Holzsorten.<br />
• Rund 67% des Waldes gehören 4'000 Einzelpersonen,<br />
was eine mittlere Grösse von 1.2 ha pro Privateigentümer<br />
ergibt. Pro Jahr werden mit 250 Holzschlaggesuchen<br />
weit weniger eingegeben als notwendig wären,<br />
um den Wald im Nutzungsgleichgewicht zu halten.<br />
• Trotz der im allgemeinen guten technischen und institutionellen<br />
Ausgangslage ist die schweizerische Waldbewirtschaftung<br />
in den letzten Jahren rückläufig. Auch<br />
der Holzexport stagniert bzw. geht zurück.<br />
3.2.2 Beteiligte Unternehmen und Fallakteure<br />
In der Begleitgruppe und am gesamten Prozess waren die<br />
Besitzer aller Sägereien, der Kantonsförster sowie ein<br />
Vertreter aus der Forstwissenschaft beteiligt.<br />
Die datengestützte Bewertung der Varianten erfolgte<br />
mit Unterstützung von insgesamt sieben Experten aus<br />
dem Departement Forstwissenschaften der <strong>ETH</strong> Zürich,<br />
der EMPA in Dübendorf, der Forschungsstelle für Wirtschaftsgeographie<br />
& Raumordnungspolitik der Universität<br />
St. Gallen, dem kantonalen Amt für Umweltschutz, einem<br />
regionalen Stromanbieter sowie dem schweizerischen<br />
Holzindustrieverb<strong>and</strong>.<br />
3 http://www.blumer-lehmann.ch/html/ueber_firmengruppe.htm<br />
28 UNS-Fallstudie 2002