23.10.2014 Aufrufe

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Holzwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

Variante 1: Weiter wie bisher<br />

Es werden keine Massnahmen getroffen, um dem aktuellen<br />

Strukturw<strong>and</strong>el in der Holzverarbeitungsbranche<br />

entgegenzuwirken. Dies hat zur Folge, dass langfristig<br />

nur eine bis zwei Sägereien pro Region überleben können.<br />

Die gemischten Betriebe müssen sich aufgrund<br />

von starker Konkurrenz auf ihr jeweiliges Kerngeschäft<br />

konzentrieren.<br />

Variante 2: Aktives Marketing<br />

Eine zentrale Vermarktungsstelle übernimmt das Marketing<br />

für die weiterhin bestehenden Sägereibetriebe.<br />

Sie gewährleistet eine Verbesserung der Nachfrage<br />

nach Holzprodukten und somit der finanziellen Situation<br />

der Branche. Die Vermarktungsstelle wird von allen<br />

Nutzniessern gemeinsam finanziert. Neben Holzprodukten<br />

wird auch die touristische Attraktivität der regionalen<br />

Sägereien vermarktet, und es entsteht ein eigenes<br />

Label <strong>Appenzell</strong>er Holz.<br />

Variante 3: Grossbetrieb<br />

Im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> entsteht eine Grossbetrieb, welcher<br />

die heutigen Kleinbetriebe verdrängt. Er verarbeitet<br />

sein Holz industriell und agiert vor allem national<br />

und international.<br />

Variante 4: Spezialprodukte<br />

Die heutigen Betriebe konzentrieren sich auf Spezialund<br />

Nischenprodukte, wobei das Schwergewicht auf<br />

Exklusivität und Qualität liegt. Als Spezialprodukte<br />

gelten auch Wärme- und Prozessenergie, die von den<br />

Sägereien erstellt und in einen lokalen Wärmeverbund<br />

eingespeist werden. Es existieren weniger Betriebe, dafür<br />

ist ihre Existenz gesichert.<br />

Variante 5: Holzring<br />

Im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong> entstehen innerhalb der Holzkette<br />

drei regionale Logistikzentren. Das Schwergewicht der<br />

Kooperationen liegt auf der Effizienzsteigerung der<br />

Abläufe innerhalb der Holzkette. Gleichzeitig treten<br />

die Sägereien als Heizzentrale für den lokalen Wärmeverbund<br />

auf.<br />

Kasten 4.1: Überblick über die Zukunftsvarianten für die<br />

<strong>Appenzell</strong>er Sägereibranche.<br />

Diese kooperieren nicht mitein<strong>and</strong>er. Sie produzieren eine<br />

breite Palette von Produkten in ihrem spezifischen Geschäftsgebiet<br />

und spezialisieren sich nicht auf Nischenprodukte.<br />

Durch eine Verlagerung der Arbeitsplätze kann die Zahl<br />

der Angestellten in der Region mehr oder weniger erhalten<br />

werden, wobei weniger Angestellte direkt in den Sägereien<br />

arbeiten. Um die zukünftige Nachfrage nach<br />

Schnittholz in der Region zu decken, müssen die übrig<br />

bleibenden Sägereien ihre Einschnittmenge um 30–50%<br />

erhöhen, was für sie zu Kostenvorteilen gegenüber der<br />

heutigen Situation führen wird. Durch die Konzentration<br />

auf nur ein Geschäft können logistische und betriebliche<br />

Prozesse optimiert und dadurch Kosten gesenkt werden.<br />

Der Marktanteil von Holz im Bau- und Energiebereich<br />

bleibt gleich; der Anteil von regionalem Holz an der Einschnittmenge<br />

verändert sich nicht. Durch längere Transportwege<br />

vom Wald zu den verbleibenden Sägereien erhöhen<br />

sich die Transportkilometer für Holz um ca. 10%.<br />

Die Energiebilanz bleibt in etwa dieselbe wie zum heutigen<br />

Zeitpunkt.<br />

4.1.2 Aktives Marketing (Variante 2)<br />

Das Überleben der meisten Sägereibetriebe wird gesichert,<br />

indem die Vermarktung von Holzprodukten und der<br />

Holzbranche allgemein vorangetrieben wird. Dies geschieht<br />

durch eine zentrale, gemeinsame Vermarktungsstelle,<br />

die von allen profitierenden Parteien der Holzverarbeitungskette<br />

solidarisch finanziert und unterstützt wird.<br />

Ein weiterer Geldgeber kann der Kanton im Sinne der<br />

Wirtschaftsförderung sein.<br />

Die zentrale Vermarktungsstelle mit einem fest angestellten<br />

Marketing-Experten und einem Assistenten hat<br />

zum Ziel, einen gemeinsamen Auftritt der gesamten<br />

Branche zu schaffen. Denkbar wäre, dass die <strong>Appenzell</strong>ische<br />

Holzkette diese Rolle übernimmt. Eine über die gemeinsame<br />

Vermarktung hinaus gehende Zusammenarbeit<br />

unter den Sägern ist nicht vorgesehen. Die Sägereien<br />

pflegen ihr Image, indem sie viel Wert auf Kunden- und<br />

Lieferantenbeziehungen legen.<br />

Dieses aktive Marketing hat zur Folge, dass der Absatz<br />

von Holz, sowohl im Bau- als auch im Energiebereich,<br />

um ca. 10% gesteigert werden kann. Durch diese Absatzsteigerung<br />

wird die eingeschnittene Menge an Rundholz<br />

entsprechend gesteigert und somit die finanzielle Situation<br />

der Betriebe verbessert. Die Vermarktungsstelle<br />

schafft und finanziert zudem ein eigenes Label <strong>Appenzell</strong>er<br />

Holz. Dadurch kann der Anteil von regionalem Holz<br />

an der verarbeiteten Holzmenge in der Region um 10%<br />

gesteigert werden.<br />

Nicht nur Schnittholz wird vermarktet, sondern die gesamte<br />

Holzwirtschaft sowie touristische Angebote im Zusammenhang<br />

mit ihr. Diese touristischen Angebote sind<br />

ein Sägereimuseum mit Schausägerei im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong>,<br />

welches von einem der Sägereibetriebe im Sinne einer<br />

Diversifizierung aufgebaut und unterhalten wird – mit<br />

fachlicher, finanzieller Unterstützung und Vermarktung<br />

durch die Vermarktungsstelle – und die Angliederung eines<br />

Restaurants an ein bis zwei Sägereien im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong>.<br />

Durch die Schaffung von touristischen Angeboten<br />

nehmen sowohl die Energiebilanz der Region als auch die<br />

Transportkilometer um je 10% zu.<br />

142 UNS-Fallstudie 2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!