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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Abstimmung und St<strong>and</strong>ardisierung von Methoden der komplexen Falltransformation<br />

Ein Indikator/Attribut ist die direkt messbare Grösse,<br />

welche letztlich als Repräsentant des komplexen Kriteriums<br />

beurteilt wird. So lässt sich z.B. das Kriterium Abfallmenge<br />

der ökologischen Dimension durch die Indikatoren/Attribute<br />

Tonnen organische Abfälle pro Jahr, Tonnen<br />

anorganische Abfälle pro Jahr und Kubikmeter Abwasser<br />

pro Jahr operationalisieren.<br />

Die ausgewählten Kriterien bzw. Attribute werden für<br />

jede Variante anh<strong>and</strong> von Daten aus Literatur, Berechnungen,<br />

Expertenschätzungen usw. quantifiziert. Anschliessend<br />

weisen die Experten aufgrund ihres Zielwissens<br />

den ausgewählten Kriterien/Attributen normierte<br />

Nutzenverläufe (Funktionen) zu. Für das oben erwähnte<br />

Beispiel könnte das bedeuten, dass eine sehr geringe Abfallmenge<br />

den höchsten Nutzenwert (= 1) erhält. Grössere<br />

Abfallmengen erhalten entsprechend kleinere Nutzenwerte<br />

(bis 0). Der Verlauf der Nutzenfunktion wird für jedes<br />

Kriterium einzeln definiert und kann verschiedene<br />

Formen (linear, nicht-linear) annehmen. Auf der Grundlage<br />

der definierten Nutzenfunktionen ergibt sich für jeden<br />

Kriteriumswert ein zugehöriger Nutzenwert (zwischen 0<br />

und 1). Manche Kriterien sind nach Einschätzung der Experten<br />

gegenüber <strong>and</strong>eren Kriterien als prioritär einzustufen<br />

(z.B. in bestimmten Fällen Wasserqualität gegenüber<br />

Abfallmenge). Um diesem Umst<strong>and</strong> Rechnung zu tragen,<br />

werden die einzelnen Kriterien in einem weiteren Schritt<br />

gewichtet.<br />

Abschliessend wird eine Rangreihe der zur Auswahl<br />

stehenden Varianten generiert. Dafür werden die Nutzenwerte<br />

der einzelnen Varianten mit der Gewichtung für das<br />

entsprechende Kriterium multipliziert. Die so erhaltenen<br />

Resultate werden für jede Variante aufsummiert, und anh<strong>and</strong><br />

der resultierenden Summenwerte wird eine Rangreihe<br />

der Varianten erstellt.<br />

Bewertung durch Fallakteure (MAUT II)<br />

Im Unterschied zu MAUT I stützt sich MAUT II nicht auf<br />

Expertenwissen, sondern auf die Einschätzungen und Präferenzen<br />

der Fallakteure. Das Verfahren läuft zum grossen<br />

Teil analog zu MAUT I ab, die Unterschiede werden<br />

nachstehend kurz erläutert.<br />

Die Fallakteure durchlaufen einzeln einen so genannten<br />

Explorationsparcours (Scholz & Tietje, 2002, S. 213-<br />

221), in dem ihnen eingangs die ausgewählten Varianten<br />

präsentiert werden. Danach werden die Akteure gebeten,<br />

die Varianten intuitiv zu bewerten und zwar erstens durch<br />

Zuteilung von Rängen und zweitens durch Zuordnung eines<br />

Nutzens von 0 bis 100 für jede Variante, woraus eine<br />

differenziertere Rangreihe der intuitiven Bewertungen resultiert.<br />

Im zweiten Teil der Bewertungsveranstaltung erfolgt<br />

eine kriteriengestützte Bewertung der Varianten. Die<br />

Kriterien werden von den Experten vorgegeben (MAUT<br />

I) und die Akteure gebeten, jeder Variante bezüglich jedes<br />

Kriteriums einen spezifischen Nutzen von 0 bis 100 zuzuordnen.<br />

Dies entspricht in MAUT I den Schritten der<br />

Quantifizierung und der Normierung (durch Zuordnung<br />

von Nutzenfunktionen). In MAUT II werden diese<br />

Schritte zusammengefasst und subjektiv definiert. Die<br />

Werte von 0 bis 100 werden anschliessend auf eine Skala<br />

von 0 bis 1 normiert. Danach werden die Akteure gebeten,<br />

die Kriterien zu gewichten. Anschliessend werden<br />

Aggregationsberechnungen analog zu MAUT I durchgeführt<br />

(Multiplikation der Nutzenwerte mit den Gewichtungen<br />

und anschliessende Summierung der daraus erfolgten<br />

Resultate) und die Ergebnisse mit den Fallakteuren<br />

diskutiert. Abschliessend sollen die Teilnehmenden<br />

sich zur Eignung der Kriterien für die Bewertung äussern,<br />

so dass sich die Angemessenheit der vorgegebenen Bewertungselemente<br />

einschätzen lässt.<br />

Vergleich MAUT I mit MAUT II<br />

Als Resultate der Berechnungen für MAUT I und MAUT<br />

II entstehen vier Rangreihen: die Rangreihe der Experten,<br />

die Rangreihe der Fallakteure für die intuitive Bewertung,<br />

die Rangreihe der Fallakteure für die kriteriengestützte<br />

Bewertung und eine kombinierte Rangreihe, welche aus<br />

der Multiplikation der Gewichtungen der Fallakteure mit<br />

den Nutzenwerten der Experten resultiert.<br />

Abgesehen von offensichtlichen Präferenz- und Ablehnungsmustern,<br />

liegen detaillierte Bewertungsinformationen<br />

(Nutzenwerte, Gewichtungen etc.) für jede Variante<br />

und Bewertungsgruppe vor, die differenzierte und<br />

kontroverse Interpretationen zulassen. So können die<br />

Stärken und Schwächen der Varianten, die Präferenzmuster<br />

der Gruppen auf der Grundlage der Gewichtungen der<br />

Nachhaltigkeitsdimensionen, die Einschätzungen über die<br />

Präferenzen <strong>and</strong>erer Gruppen etc. herausgearbeitet werden.<br />

Ferner können Erkenntnisse aus der Beurteilung einzelner<br />

Aspekte der Varianten gezogen werden. Mit dem Fokus<br />

auf diese Aspekte lassen sich gewisse Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für den jeweiligen Wirtschaftszweig in der<br />

Region antizipieren und mit den nötigen Vorbehalten<br />

auch neue Varianten skizzieren, welche die positiven Einzelresultate<br />

der Bewertung auf sich vereinen.<br />

240 UNS-Fallstudie 2002

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