23.10.2014 Aufrufe

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Holzwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

Angestellten erfolgen, oder durch alternierende Vertretungen<br />

der beteiligten Betriebe, wobei alle Unternehmen<br />

in einem Holzring gleichermassen an der Koordination<br />

teilhaben und sich auch die entstehenden Kosten teilen.<br />

Durch die Konzentration der Logistikzentren auf je einen<br />

Ort pro Region, ergibt sich eine Erhöhung der Transportkilometer<br />

um 10%. Die Anzahl der Arbeitsplätze in<br />

den Sägereien bleibt in etwa gleich. Betrachtet man jedoch<br />

die gesamte Holzkette, so nimmt die Anzahl der Arbeitsplätze<br />

aufgrund von Ablaufoptimierungen um 20%<br />

ab. Im Idealfall kann die heutige Anzahl der Sägereien erhalten<br />

werden, weil auch die kleinsten Sägereien durch<br />

geschickte Spezialisierung ausgelastet sind.<br />

Innerhalb der Kooperation treten die Sägereien als<br />

Kraftwerke auf. Das anfallende Restholz und Sägemehl<br />

wird zur Energieerzeugung verwendet. Zudem wird auch<br />

<strong>and</strong>eres Energieholz eingesetzt. Damit müssen Sägereien<br />

und die <strong>and</strong>eren Partner der Kooperation kaum noch<br />

Fremdenergie einkaufen; die Betriebskosten können so<br />

eindeutig gesenkt werden. Die Energiebilanz der einzelnen<br />

Betriebe lässt sich um 20% senken.<br />

Eine weitere Senkung der Betriebskosten erfolgt durch<br />

eine gezielte Produktion: sind neue Maschinen notwendig,<br />

um gewisse Kundenbedürfnisse abzudecken, wird deren<br />

Anschaffung von der Kooperation koordiniert – beispielsweise<br />

wird festgelegt, welches Unternehmen geeignet<br />

ist für die Anschaffung – und finanziell unterstützt.<br />

Doppelspurigkeiten und eine schlechte Auslastung der<br />

Maschinen werden somit vermieden.<br />

Da auch die Waldwirtschaft und die weiteren Holztransformationsstufen<br />

in die Holzringe miteingeschlossen<br />

sind, kann eine Kreislaufwirtschaft entstehen. Die gesamte<br />

Holzverarbeitung spielt sich so auf eng begrenztem<br />

Raum ab, was gewährleistet, dass die Wertschöpfung in<br />

der Region gehalten wird. Durch den Einsatz der Holzringe<br />

nehmen der Marktanteil von Holz sowie der Anteil an<br />

regionalem Holz um 20 bis 30% zu.<br />

Der Vorteil der drei Holzverarbeitungskooperationen<br />

besteht darin, dass sich die Sägereien auf Nischen- sowie<br />

Spezialprodukte und Holztypen spezialisieren können.<br />

Der Kunde wendet sich an den Holzring und wird innerhalb<br />

der Kooperation zum zuständigen Sägereiunternehmer<br />

weitergeleitet, wodurch eine ausgeprägt kundenorientierte<br />

Produktion zu St<strong>and</strong>e kommt. Spezifisches<br />

Know-how wird so in den diversifizierten einzelnen Betrieben<br />

ausgebaut. Das Angebot an Aus- und Weiterbildungen<br />

wird stark gefördert, um dieses Know-how zu erhöhen.<br />

Das Wissen der einzelnen Partner aller Kooperationen<br />

wird in mehrmals pro Jahr stattfindenden Seminaren<br />

ausgetauscht, gebündelt und allen in geeigneter Weise<br />

zugänglich gemacht. Basierend auf diesem Wissen beteiligen<br />

sich die Kooperationen als Partner am nationalen<br />

Kompetenznetzwerk Holz und profitieren von dessen<br />

Know-how sowie Angeboten.<br />

4.2 Szenariokonstruktion<br />

Auf die gleiche Weise, wie wir in Kapitel 4.1 Varianten<br />

beschrieben haben, welche die möglichen Entwicklungen<br />

unseres Systems (die <strong>Appenzell</strong>er Sägereibranche) charakterisieren,<br />

werden in den folgenden Abschnitten Szenarien<br />

definiert. Szenarien (auch Rahmenszenarien genannt)<br />

beschreiben mögliche zukünftige Zustände des Systemumfeldes.<br />

Dieses Umfeld umfasst die umliegenden<br />

Kantone, die Schweiz und das nahe Ausl<strong>and</strong>, sofern deren<br />

Entwicklungen Auswirkungen auf unser System haben.<br />

Auch die Szenarien sind durch eine Kombination von<br />

(1) formativen Methoden und (2) intuitiven Überlegungen<br />

nach einer Diskussion mit Fallakteuren entst<strong>and</strong>en (s.<br />

Kap. 2.3.3). Im Gegensatz zu den Varianten werden die<br />

Szenarien über die Ausprägungen von externen Einflussfaktoren<br />

(s. Kap. 3.7) beschrieben, welche von aussen gegeben<br />

sind und von den Fallakteuren selber nicht beeinflusst<br />

werden können. Nachfolgend werden die durch die<br />

Ausprägungen der externen Einflussfaktoren definierten<br />

Szenarien in Worte gefasst.<br />

4.2.1 Rezession auf der ganzen Linie (Szenario 1)<br />

Geringe Nachfrage aufgrund wirtschaftlich ungünstiger<br />

Bedingungen und eine hinderliche Energiepolitik des<br />

Bundes führen dazu, dass das Branchenrating der Banken<br />

weiterhin schlecht bleibt. Daran ändern auch ein EU-<br />

Beitritt der Schweiz und eine darauf folgende Verbesserung<br />

der Konkurrenzfähigkeit schweizerischer Betriebe<br />

gegenüber EU-Betrieben nichts.<br />

Die Holznutzung hingegen ist effizient dank verbesserter<br />

Produktionsverhältnisse. Es wird jedoch nichts unternommen,<br />

um den Bau mit Holz zu fördern. Eine regionale<br />

Wirtschaftsförderung versucht, die mangelnden Subventionen<br />

des Bundes zu kompensieren. Dies genügt jedoch<br />

nicht, um die Branche aus der Baisse zu heben.<br />

4.2.2 EU-Beitritt (Szenario 2)<br />

Trotz Beitritt der Schweiz zur EU sind Betriebe ausserhalb<br />

der Schweiz konkurrenzfähiger, dies wird auf die<br />

immer noch niedrigeren öffentlichen Fördermassnahmen<br />

in der Schweiz zurückgeführt. Die Banken stufen die<br />

Branche trotz einer förderlichen Energiepolitik und einer<br />

holzfreundlichen Wohnbauförderung eher schlecht ein.<br />

Eine hohe Nachfrage nach Holz dank günstiger Wirtschaftsbedingungen<br />

kann dies auch nicht ändern, da die<br />

regionale Holznutzung aufgrund schlechter Erschliessung<br />

immer noch ineffizient bleibt. Zudem hemmen die geltenden<br />

Umweltrechte den Aufschwung der Branche.<br />

144 UNS-Fallstudie 2002

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!