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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Milchwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

Milchwirtschaftsverbände<br />

Für Milchproduzenten wie auch für Milch-<br />

Verarbeitungsbetriebe spielen Verbände eine wichtige<br />

Rolle. Ein primäres Ziel dieser Strukturen ist ein gemeinsames<br />

Auftreten, um dadurch eine Verbesserung<br />

der Situation der Mitglieder zu erreichen. So wurde beispielsweise<br />

der Schweizerische Bauernverb<strong>and</strong> 1897 in<br />

einer Zeit starker wirtschaftlicher Umwälzungen gegründet.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg st<strong>and</strong>en Vorstösse<br />

zu Preisstützungen und zur Revision des Bundesgesetzes<br />

betreffend die Förderung der L<strong>and</strong>wirtschaft im Vordergrund.<br />

Während dem Zweiten Weltkrieg half der Verb<strong>and</strong><br />

mit bei der Organisation der Kriegs-<br />

L<strong>and</strong>wirtschaft. Der Bauernverb<strong>and</strong> ist auch wichtiger<br />

Ansprechpartner für L<strong>and</strong>wirte in vielen Angelegenheiten,<br />

und er führt intensive Verh<strong>and</strong>lungen mit Grossverteilern,<br />

um den Absatz von L<strong>and</strong>wirtschaftsprodukten<br />

zu sichern und zu fördern (Schweizerischer Bauernverb<strong>and</strong>,<br />

2002).<br />

Es gibt 25 kantonale Bauernverbände, die im schweizerischen<br />

Verb<strong>and</strong> zusammengeschlossen sind. Diese<br />

schicken zusammen mit 63 weiteren Dach- und Fachorganisationen<br />

VertreterInnen an die Delegiertenversammlungen.<br />

Daneben gibt es die L<strong>and</strong>wirtschaftskammer<br />

mit 100 Mitgliedern in der alle Kantone vertreten<br />

sind. Ihr obliegt die Aufsicht über die Geschäftsführung,<br />

sie kümmert sich um Eingaben an Behörden, Wahlen<br />

und die Einkommenssicherung. Monatlich treffen sich<br />

die rund 20 Mitglieder des Vorst<strong>and</strong>es und kümmern<br />

sich um die laufende Geschäfte (Schweizerischer Bauernverb<strong>and</strong>,<br />

2003).<br />

Die spezifischen Interessen der Milchproduzenten<br />

werden durch den Schweizer Milchproduzentenverb<strong>and</strong><br />

SMP vertreten (ehemals Zentralverb<strong>and</strong> Schweizer<br />

Milchproduzenten). Sein oberstes Ziel ist es, «...viel<br />

Milch zu einem guten Preis zu produzieren sowie den<br />

Absatz von Milch und Milchprodukten zu fördern». Für<br />

den direkten Kontakt mit Produzenten in den verschiedenen<br />

L<strong>and</strong>esteilen bestehen 13 regionale Organisationen,<br />

darunter der Milchverb<strong>and</strong> St. Gallen-<strong>Appenzell</strong>. In<br />

diesem Regionalverb<strong>and</strong> sind verschiedene Vertreter der<br />

Kasten 1.1: Verb<strong>and</strong>sstrukturen in der Schweizer Milchwirtschaft.<br />

Milchwirtschaft organisiert, sowohl Produzenten als<br />

auch Verarbeiter. Jede der verschiedenen Mitgliederorganisationen<br />

des SMP entsendet zwei oder mehr Mitglieder<br />

an die Delegiertenversammlung (Schweizer<br />

Milchproduzenten, 2003).<br />

Einige der grössten Schweizer Molkereien sind in der<br />

Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie organisiert.<br />

Bekannte Mitglieder sind beispielsweise Emmi<br />

Schweiz AG, Nestlé Suisse S.A. oder die Aargauer<br />

Zentralmolkerei (Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie,<br />

2003).<br />

Fromarte ist der Verb<strong>and</strong> der Käser und Milchkäufer.<br />

Auch Käsereien aus dem Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />

sind hier organisiert. Nach eigenen Angaben nimmt<br />

der Verb<strong>and</strong> «...zusammen mit Vertretern aus der Praxis<br />

die Vertretung der Interessen der Käseproduzenten wahr<br />

und ergänzt die Stärken des regionalen H<strong>and</strong>elns mit<br />

den Stärken des globalen Denkens». Fromarte hat eine<br />

Minderheitsbeteiligung an der Sortenorganisation <strong>Appenzell</strong>er<br />

Käse GmbH (Fromarte, 2003).<br />

Für diverse Käsesorten existieren Sortenorganisationen<br />

so auch für den <strong>Appenzell</strong>er. Wichtigstes Ziel der<br />

Sortenorganisation <strong>Appenzell</strong>er Käse GmbH (SO) ist<br />

der Schutz der Marke. Das beinhaltet eine strenge Kontrolle<br />

der Qualität, die Koordination der Produktion,<br />

Mengen- und Preispolitik und das Marketing<br />

(<strong>Appenzell</strong>er Käse GmbH, 2003). Somit hält die SO<br />

viele Fäden in der H<strong>and</strong>. Sie bestimmt, welche Käsereien<br />

<strong>Appenzell</strong>er Käse produzieren dürfen. Damit sind die<br />

Produzenten nicht völlig frei in der Wahl ihrer Produkte<br />

(pers. Mitteilung, M. Böbner, SO <strong>Appenzell</strong>er Käse<br />

GmbH, November 2002). In der SO-Geschäftsleitung<br />

sind Vertreter der Milchproduzenten, der Käsereien und<br />

des Käseh<strong>and</strong>els.<br />

Zwischen den einzelnen Gruppen gibt es diverse Verflechtungen.<br />

Beispielsweise halten Produzentenverbände<br />

Beteiligungen an Verarbeitungsgenossenschaften (pers.<br />

Mitteilung, G. Albisser, IAW-<strong>ETH</strong> Zürich, Mai 2003).<br />

Auch die Beteiligung von Fromarte an der SO oder an<br />

der Treuh<strong>and</strong>stelle Milch zeigen etwas von diesen Verflechtungen<br />

auf.<br />

Die Rahmenbedingungen für die L<strong>and</strong>wirtschaft nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg wirkten allgemein auf eine Steigerung<br />

der Produktion hin. Der erste Wirtschaftssektor<br />

sollte stark bleiben, um eine möglichst hohe Selbstversorgung<br />

zu gewährleisten. Folgen davon waren und sind hohe<br />

Produktionskosten, besonders im Vergleich zum Ausl<strong>and</strong>,<br />

teilweise Überproduktionen und eine intensive<br />

L<strong>and</strong>wirtschaft mit Belastungen für die Umwelt<br />

(Schweizerischer Bundesrat, 1992).<br />

1.1.3 Politischer Hintergrund der Milchwirtschaft<br />

(in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong>)<br />

In den Kriegsjahren diente die L<strong>and</strong>wirtschaft vorwiegend<br />

der Selbstversorgung, also der Autarkie. Daher wurde so<br />

viel Ackerl<strong>and</strong> als möglich bebaut. Nach den Kriegen, als<br />

wieder genügend Nahrungsmittel in die Schweiz gelangen<br />

konnten, stellte sich die Frage, wie die L<strong>and</strong>wirtschaftspolitik<br />

weitergeführt werden sollte. Eine Dauerautarkie<br />

kam laut Dürr für die Schweiz nicht in Frage, da diese die<br />

Produktivität der schweizerischen Arbeit dauernd herab-<br />

UNS-Fallstudie 2002 169

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