Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Milchwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />
3 Systemanalyse<br />
Nachdem wir im einleitenden Kapitel die Milchwirtschaft<br />
global und primär aus der politischen Warte aus beleuchtet<br />
haben, wollen wir uns fortan verstärkt auf den Kanton<br />
<strong>Appenzell</strong> konzentrieren.<br />
Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass es bei der<br />
Milchwirtschaft um ein vielfältiges Gefüge von Teilaspekten<br />
h<strong>and</strong>elt, die unterein<strong>and</strong>er verbunden sind und<br />
zwischen denen unterschiedliche Abhängigkeiten bestehen.<br />
Wir werden nachfolgend einzelne Aspekte des<br />
Milchwirtschaftssystems im Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />
genauer analysieren. Dies soll uns erlauben, ein<br />
Abbild der realen Welt zu bauen, ein so genanntes Systemmodell.<br />
Unsere Betrachtungen liegen dabei schwergewichtig<br />
auf dem Verarbeitungszweig, den Käsereien<br />
und Molkereien. Das erarbeitete Wissen und die Erkenntnisse<br />
aus der Systemanalyse bilden die Basis für die Entwicklung<br />
und Beschreibung von Zukunftszuständen des<br />
Systems (Varianten).<br />
Ausgehend von der – noch relativ globalen – Ebene der<br />
Markttrends steigen wir auf die regionale Stufe hinunter<br />
und betrachten die Milchwirtschaftkette (Produktion bis<br />
Konsum). Wir verfolgen den Fluss der Milch und die damit<br />
verbundene Wertschöpfung (s. Kap. 3.2) und wenden<br />
uns dann den Verarbeitungsbetrieben im Kanton zu. Dabei<br />
werden auf Betriebsebene wirtschaftliche, soziale und<br />
Umweltaspekte untersucht (s. Kap. 3.3). Im letzten Kapitel<br />
wird das Systemmodell dargestellt (s. Kap. 3.4).<br />
3.1 Milchmarkt<br />
Dieser Abschnitt hat zum Ziel, einen knappen Überblick<br />
über den Konsum von Milch und Milchprodukten in den<br />
vergangenen Jahren in der Schweiz zu geben und eine<br />
Abschätzung aktueller und künftiger Trends vorzunehmen.<br />
Dafür wurden statistische Daten aus der Literatur<br />
untersucht und mit Verkaufsleitern von Coop und Migros,<br />
den zwei wichtigsten Verteilern in der Schweiz, persönliche<br />
Gespräche geführt (Hanspeter Gerber, Coop<br />
Verkaufsregion Ostschweiz/Tessin und Thomas Diethelm,<br />
Migros Ostschweiz).<br />
Aus diesen Gesprächen resultierten Informationen über<br />
die Anforderungen der unterschiedlichen Marktteilnehmer<br />
an die Milchwirtschaft im Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong>.<br />
Die Befragungen sind jedoch im Sinne einer Marktanalyse<br />
nicht repräsentativ. Aus diesem Grund verzichten<br />
wir auf jegliche quantitative Auswertung der erhaltenen<br />
Antworten und interpretieren diese lediglich als grobe<br />
Abschätzung der Tendenzen.<br />
3.1.1 Die Entwicklung im Milchsektor in den letzten<br />
zehn bis zwanzig Jahren<br />
Wenn im Folgenden von Entwicklungen in den letzten<br />
zehn Jahren gesprochen wird, so ist damit die Periode von<br />
1990/92 bis 1999/2001 gemeint. Der Zeitraum 1976/80<br />
bis 2000 steht für die vergangenen zwanzig Jahre.<br />
In der Schweiz werden jährlich rund 3.9 Mio. Tonnen<br />
Milch produziert, wovon ca. 3.2 Mio. als so genannte<br />
Verkehrsmilch in die Produktions- und Vermarktungskanäle<br />
gelangen. Knapp 45% der Verkehrsmilch wird zu<br />
Käse verarbeitet, wovon wiederum über die Hälfte im<br />
Ausl<strong>and</strong> abgesetzt wird. Die <strong>and</strong>ere Hälfte der nicht verkästen<br />
Milch wird der Produktion von Konsummilch<br />
(Rohmilch, Past, UHT), Butter, Rahm und <strong>and</strong>eren<br />
Milchprodukten, v.a. Milchpulver zugeführt (s. Abb. 3.1)<br />
(Bundesamt für L<strong>and</strong>wirtschaft, 2002a; Bundesamt für<br />
Statistik, 2003b).<br />
Die Produktion von Konsummilch ist in den letzten<br />
zehn Jahren um 12% zurückgegangen (Bundesamt für<br />
L<strong>and</strong>wirtschaft, 2002a). Dies obwohl der Konsum von<br />
UHT-Milch gestiegen ist (s. Abb. 3.2). Dementsprechend<br />
wird heute deutlich weniger Past-Milch konsumiert. Der<br />
Trend zeigt in Richtung langhaltbare Produkte. Der Pro-<br />
Kopf-Konsum von Milch allgemein sank von 1980 bis<br />
2000 um rund 26% (s. Abb. 3.3).<br />
Der Konsum von Joghurt ist in den letzten 20 Jahren<br />
um rund 130% gestiegen (s. Abb. 3.3). Der Export stieg<br />
dabei in den letzten zehn Jahren um 118.4%, der Import<br />
sogar um über 600% (Bundesamt für L<strong>and</strong>wirtschaft,<br />
2002a). Die Produktion von Milchpulver stieg im selben<br />
Zeitraum um 13.8% und die Exporte um 49.8% (Bundesamt<br />
für L<strong>and</strong>wirtschaft, 2002, S. A6, A8).<br />
Die Gesamtproduktion von Käse ist innerhalb von zehn<br />
Jahren um 17.5% gestiegen (s. Abb. 3.4), der Pro-Kopf-<br />
Konsum um 14.5%. Die Produktion von <strong>Appenzell</strong>er<br />
Abb. 3.1: Produktion und Verwertung von Verkehrsmilch<br />
2001 (Quelle: Bundesamt für L<strong>and</strong>wirtschaft, 2002a;<br />
Bundesamt für Statistik, 2003b).<br />
186 UNS-Fallstudie 2002