Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
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Vorwort<br />
Der Fallstudie zweiter Teil<br />
Kompetenzüberschreitung oder<br />
Gewinn für alle?<br />
Dr. Hans Altherr<br />
L<strong>and</strong>amman<br />
Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />
Prof. Rol<strong>and</strong> W. Scholz<br />
Verantwortlicher Hochschullehrer<br />
der <strong>ETH</strong>-UNS Fallstudie<br />
Nach einer ersten Fallstudie legt die <strong>ETH</strong>-UNS mit dem<br />
vorliegenden B<strong>and</strong> eine zweite Arbeit vor. Sie schliesst<br />
nahtlos an die „L<strong>and</strong>schaftsnutzung für die Zukunft“ aus<br />
dem Jahre 2001 an. Bearbeitet werden drei konkrete<br />
Branchen: Milch-, Holz- und Textilwirtschaft. Alle drei<br />
Bereiche haben Schwierigkeiten; sie stehen unter enormem<br />
Konkurrenzdruck. Anderswo sind die Löhne tiefer,<br />
die Rahmenbedingungen besser.<br />
Ist die Branche überlebensfähig? Wie kann sich ein<br />
<strong>Appenzell</strong>er Betrieb in diesem Umfeld positionieren? Expansion,<br />
Fusion, Produktion im Ausl<strong>and</strong> oder gar Geschäftsaufgabe?<br />
Wo liegen die Stärken und Schwächen,<br />
wo die Chancen und Gefahren? Klare Strategien sind gefragt.<br />
Innovationen könnten helfen, wer bringt zündende<br />
Ideen? Gibt es neue Zusammenarbeitsformen? Wie kann<br />
die Wertschöpfung nachhaltig gesteigert werden?<br />
Diesen und vielen <strong>and</strong>eren Fragen sind die Studentinnen<br />
und Studenten mit grossem Einsatz und erstaunlicher<br />
Sach- und Methodenkenntnis nachgegangen. Ihre Arbeit<br />
liegt nun schriftlich vor. Sie hat aber auch vieles ausgelöst,<br />
das hier gar nicht wiedergegeben werden kann: die<br />
intensiven Diskussionen in der Begleitgruppe, die Aussprachen<br />
innerhalb der verschiedenen Branchen, das Bewusstsein,<br />
im selben Boot zu sitzen und nur gemeinsam<br />
etwas bewegen zu können.<br />
Dank gebührt an dieser Stelle den Studentinnen und<br />
Studenten, dem Betreuerteam, und den Begleitgruppen,<br />
insbesondere aber auch den Betrieben und Institutionen,<br />
die mitgemacht und damit entscheidend zum Gelingen<br />
des ehrgeizigen Vorhabens beigetragen haben. Ihnen<br />
wünsche ich abschliessend, dass die Arbeit eine Hilfe bei<br />
der Bewältigung der schwierigen Aufgaben sein möge,<br />
die sich ihnen stellen.<br />
Was, in aller Welt, bringt Umweltnaturwissenschafter dazu,<br />
sich mit Textilindustrie, mit Milchverarbeitungsbetrieben<br />
oder mit Sägereien ausein<strong>and</strong>erzusetzen? H<strong>and</strong>elt<br />
sich um Kompetenzüberschreitung, wenn sich «Umweltler»<br />
mit Wertschöpfungsketten von T-Shirts, mit St<strong>and</strong>ortfragen<br />
von Sägebetrieben oder mit Produktionslinien<br />
von Molkereien beschäftigen? Wer sich mit vorliegendem<br />
Buch ausein<strong>and</strong>ersetzt, wird Antworten auf diese Fragen<br />
finden.<br />
Will man einen Beitrag zur Verbesserung der Beziehung<br />
Umwelt – Wirtschaft – Region<br />
in einem Kanton wie <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> leisten, so<br />
gilt es sich zunächst einen differenzierten Überblick über<br />
die wichtigsten Subsysteme zu verschaffen und darauf<br />
aufbauend herauszufinden, wo Potentiale liegen, um eine<br />
– nachhaltige – Entwicklung zu unterstützen. In der vorliegenden<br />
Studie wurde dabei der Weg gewählt, das Gefüge<br />
Umwelt-Wirtschaft-Region von ihrem Kern, den<br />
wirtschaftenden Unternehmen her anzugehen. Mit diesem<br />
Ansatz ist es gelungen herauszuarbeiten, dass<br />
• die bäuerliche Milchproduktion und damit der Erhalt<br />
der Kulturl<strong>and</strong>schaft <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> nur dann<br />
eine Zukunft hat, wenn Produzenten und Verarbeiter<br />
koordiniert und in Abstimmung mit der Marktseite<br />
vorgehen<br />
• der kostenintensiven Nutzung und Pflege des Kulturwaldes<br />
nur mit marktgerechten Produkten beizukommen<br />
ist, wobei der ersten Holz-Transformationsstufe,<br />
den Sägereien, und der nachfolgenden Holzkette eine<br />
Art «Staubsauger- oder Schlüsselfunktion» für die Erhaltung<br />
von Umweltsystemen zukommt<br />
• die seit jeher energie- und ressourcenintensive, L<strong>and</strong><br />
und Leute prägende Traditionsbranche Textilindustrie<br />
nur dann eine Überlebenschance hat, wenn sie sich<br />
durch Kooperation und Profilierung den neuen Erfordernissen<br />
eines globalisierten Wirtschaftsgefüges unter<br />
Ausnutzung der regionalen St<strong>and</strong>ortvorteile stellt.<br />
UNS-Fallstudie 2002 5