Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
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<strong>Appenzell</strong>er Textilindustrie<br />
Politik mit wirtschaftsfördernden Rahmenbedingungen zu<br />
begegnen.<br />
Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
ist kaum durch staatliche Reglementierung behindert.<br />
Die Umweltthemen sind aus der politischen Agenda<br />
verschwunden; entsprechend gibt es wenig einzuhaltende<br />
Vorgaben; die Restriktionen zum Schutz der Umwelt basieren<br />
im Wesentlichen auf Freiwilligkeit.<br />
Die Schweiz hat eine ausgesprochen liberale Migrationspolitik;<br />
es gibt nur wenig Einschränkungen für arbeitswillige<br />
ausländische Fachkräfte in der Schweiz eine<br />
Arbeitsbewilligung zu erhalten; dennoch sind kaum gut<br />
ausgebildete textile Fachkräfte zu rekrutieren. Die Branche<br />
gilt als Niedriglohnbranche.<br />
Die Textilwirtschaft gilt bei möglichen Investoren und<br />
auch bei Banken als kreditwürdig. Das textile Know-how<br />
ist jedoch kaum mehr verfügbar; Forschung im textilen<br />
Bereich wird in öffentlichen Institutionen und branchenintern<br />
kaum mehr betrieben.<br />
Sämtliche Ressourcen, Maschinen, Rohstoffe, Wasser,<br />
Energie sind in genügendem Umfang und zu günstigen<br />
Preisen verfügbar.<br />
Eine neue Unternehmergeneration in den <strong>Appenzell</strong>er<br />
Textilbetrieben, die man zum Teil aus dem Ausl<strong>and</strong> hat<br />
rekrutieren müssen, hat nicht mehr dasselbe Traditionsbewusstsein.<br />
<strong>Appenzell</strong> ist nur mehr einer von vielen<br />
möglichen St<strong>and</strong>orten für die Textilbetriebe.<br />
4.3 Robustheitsanalyse<br />
Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die gewählten vier<br />
Varianten unter den gegebenen Rahmenbedingungen bzw.<br />
unter veränderten äusseren Verhältnissen (Szenarien) realisierbar<br />
sind. Anh<strong>and</strong> einer Robustheitsanalyse lassen<br />
sich dazu Aussagen machen. Das formative Verfahren der<br />
Robustheitsüberprüfung ist sehr aufwendig und konnte<br />
von der Synthesegruppe TEXTILWIRTSCHAFT im Rahmen<br />
der Fallstudie nur in Ansätzen durchgeführt werden. Wir<br />
verzichten an dieser Stelle auf die Darstellung von Teilergebnissen,<br />
da diese keine eindeutigen Schlüsse zulassen.<br />
Für die am Verfahren interessierte Leserschaft verweisen<br />
wir auf den Teilbericht der Synthesegruppe HOLZ-<br />
WIRTSCHAFT in diesem B<strong>and</strong>.<br />
5 Variantenbewertung<br />
Aufbauend auf der Systemanalyse wurden mit Hilfe der<br />
formativen sowie der intuitiven Variantenkonstruktion<br />
vier konsistente quantifizierte Varianten beschrieben sowie<br />
zu deren Bewertung 11 Nachhaltigkeitskriterien erarbeitet.<br />
Im Folgenden werden die Kriterien sowie die datengestützte<br />
(MAUT I) und akteursbasierte (MAUT II)<br />
Bewertungen der Varianten präsentiert.<br />
5.1 Bewertungskriterien<br />
Kriterien sind nötig, um die Varianten bezüglich unterschiedlicher<br />
Ziele zu bewerten. Ziel ist ein Beitrag der<br />
einzelnen Variante zur nachhaltigen Entwicklung im<br />
Kanton <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong>. Die gewählten Kriterien<br />
decken dazu die drei Nachhaltigkeitsbereiche Ökologie,<br />
Ökonomie und Gesellschaft ab. Mit Hilfe von Indikatoren<br />
sollen die Kriterien messbar gemacht werden. Diese Indikatoren<br />
messen vorzugsweise quantitative Daten, anh<strong>and</strong><br />
deren in der MAUT I eine datengestützte Bewertung der<br />
Varianten vorgenommen wird. In der darauf folgenden<br />
MAUT II wird die Zielerreichung der einzelnen Varianten<br />
durch Akteure aus der Region ohne Daten und Berechnungen<br />
beurteilt.<br />
5.1.1 Nachhaltigkeitsbereich Ökologie<br />
Auf der Grundlage von Diskussionen mit Fallakteuren<br />
wurden drei Kriterien zur Zielerreichung im Bereich<br />
Ökologie formuliert. Die Bestimmung der Indikatoren erfolgte<br />
durch Expertengespräche und Literaturrecherche<br />
(Tab 5.1).<br />
Kriterium 1.1, Vermeiden von umweltschädigenden<br />
Emissionen ins Abwasser, soll Aufschluss darüber geben,<br />
ob die entwickelten Zukunftsvarianten einen Beitrag zu<br />
saubererem Abwasser leisten können. Dieser Bereich hat<br />
sich bei der Erarbeitung des Systembildes als einer der<br />
relevanten ökologischen Faktoren für die Textilbetriebe,<br />
insbesondere für die Veredlungsbetriebe, herausgestellt<br />
und ist daher massgebend für die Zielerreichung im Bereich<br />
Ökologie (s. Kap. 3.4.2). Dasselbe gilt für Kriterium<br />
1.2, Energieverbrauch vermindern, sowie vermehrter Einsatz<br />
von erneuerbaren Energieträgern. Viele der Prozesse<br />
in einem Textilbetrieb sind sehr energieintensiv. Eine<br />
Verminderung des Energieverbrauchs und die Förderung<br />
des Einsatzes von erneuerbaren Energieträgern würden<br />
die negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimieren.<br />
Zusätzlich zu den harten Faktoren sind die Bemühungen<br />
der Betriebe, den Umweltschutz zu fördern und die Umweltschutzmassnahmen<br />
auf den neusten St<strong>and</strong> der Technik<br />
zu bringen, ebenfalls erfolgversprechende Faktoren<br />
zur Minimierung von schädlichen Einwirkungen. Dazu<br />
UNS-Fallstudie 2002 91