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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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<strong>Appenzell</strong>er Textilindustrie<br />

zu erhöhten Marktanteilen. Die vollständige Vertikalisierung<br />

vereinfacht die Einführung von Zertifikaten und Labels,<br />

da der Betrieb die Kontrolle über die gesamte textile<br />

Kette hat.<br />

Diese Variante stellt die Vorteile einer freiwilligen Fusion<br />

aller Betriebe in den Vordergrund.<br />

4.1.3 Variante: AR textile network<br />

Die Betriebe im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

kommunizieren gemeinsam definierte<br />

Grundwerte mit dem Kennzeichen<br />

AR textile network unter<br />

Beibehaltung der betrieblichen<br />

Unabhängigkeit. Diese Variante<br />

ist abgeleitet vom Konzept der renommierten<br />

«Relais&Châteaux»-<br />

Kette innerhalb der weltweit sehr<br />

bekannten Spitzen Gastrounternehmen<br />

der Hotelindustrie.<br />

Grössere Investitionen in neue St<strong>and</strong>orte sind unnötig,<br />

nur eine minimale Integration in übergeordnete Strukturen<br />

ist notwendig. Nachteile dieser Variante ergeben sich aus<br />

der beibehaltenen Autonomie der beteiligten Betriebe<br />

(teilweise Konkurrenten), welche weiterhin ihre Investitionen<br />

tätigen müssen, die mit entsprechenden Finanzierungsproblemen<br />

verbunden sind. Die zusätzlichen Investitionen<br />

für Umweltschutzmassnahmen gegenüber dem<br />

Ist-Zust<strong>and</strong> werden auf 50% geschätzt. Die Investitionen<br />

für die Unternehmen als unabhängige Einheiten und als<br />

Teil des AR textile network’s belaufen sich auf über 8%<br />

der Firmenumsätze.<br />

Speziell wird der Anteil des Marketings gemessen am<br />

Umsatz höher sein. Die grössten Beiträge und Synergien<br />

sind in den Bereichen Key Account Management (aktiver<br />

Verkauf beim Kunden), Kommunikation (Broschüren,<br />

Werbung, Internetauftritte) und Betreuung der Kunden<br />

vor Ort (Events) zu erwarten. Gemeinsame Mitgliederbeiträge<br />

sollen obiges finanzieren und durch entsprechende<br />

betriebsinterne Einsparungen kompensiert werden.<br />

Es ist zu vermuten, dass mehr als eine Firma von einer<br />

relativ hohen Verschuldung betroffen wird, zumal diese<br />

Firmen schon heute nicht über ausreichend Eigenkapital<br />

verfügen.<br />

Unmittelbare Synergien sind in den Bereichen Ausbildung<br />

auch durch Rotation von MitarbeiterInnen aus gemeinsamen<br />

Pools möglich. Das Studienteam prognostiziert,<br />

dass 75% der Ausbildungszeit betriebsintern abgewickelt<br />

werden wird. Effizienzsteigerungen sind möglich,<br />

indem saisonale, betriebliche Mitarbeiterschwankungen<br />

durch die Bildung eines gemeinsamen Pools aufgefangen<br />

und kompensiert werden. Je nach Bedarf rotieren MitarbeiterInnen<br />

zwischen den einzelnen Firmen, was voraussetzt,<br />

dass der Grad des Stellenpools mit hohen Ansprüchen<br />

auf 40% erhöht wird.<br />

Die Unternehmen behalten ihre Autonomie und Kernkompetenzen<br />

(unterschiedliche Produktionsschritte in der<br />

Textilkette), verpflichten sich aber einer ähnlichen Philosophie<br />

und Qualitätsst<strong>and</strong>ards. Dies hat zur Folge, dass<br />

die bestehenden familiären Unternehmensstrukturen mit<br />

ihren 4-8 Strukturebenen beibehalten werden. Die Variante<br />

AR textile network sieht die Schaffung einer verb<strong>and</strong>sähnlichen<br />

übergeordneten Organisationsstrukturen<br />

vor, primär im Bereich der gemeinsamen Vermarktung.<br />

Das Führungsgremium, bestehend aus VertreterInnen der<br />

Mitgliederfirmen, rotiert alle zwei Jahre. Die Einzelbetriebe<br />

bleiben an den entsprechenden St<strong>and</strong>orten erhalten<br />

und zahlen einen fixen Prozentsatz ihrer Umsätze als<br />

Beitrag. Die Zusammenarbeit der Unternehmen und das<br />

Ausmass dieser Zusammenarbeit ist in allen Bereichen<br />

möglich, jedoch nicht zwingend (Salesforce, Marktforschung,<br />

Kommunikation, Betreuung der Kunden vor Ort).<br />

Das Ressourucenmanagement zielt im Rahmen dieser<br />

Variante vor allem auf die Vermarktung der Umweltbemühungen<br />

eines Unternehmens ab und muss deswegen<br />

zwischen den beteiligten Firmen abgestimmt und<br />

durchorganisiert werden. Kooperative Entwicklungen von<br />

neuen Umwelttechnologien können zur Demonstration<br />

von Umweltbewusstsein realisiert werden.<br />

Es können Synergien im Bereich Innovationen, Produktionsplanung<br />

und -steuerung (PPS) genutzt werden.<br />

5% des Umsatzes werden für die innerbetriebliche Forschung<br />

aufgewendet; die Ergebnisse jedoch werden mit<br />

den <strong>and</strong>eren Unternehmen ausgetauscht, sodass gesamthaft<br />

mit einem überproportionalen Forschungserfolg gerechnet<br />

wird.<br />

Da die Variante auf eine verb<strong>and</strong>sähnliche Struktur abzielt,<br />

wird die Rolle des Textilverb<strong>and</strong>es dementsprechend<br />

in den Hintergrund gedrängt. Weitere Kooperationen<br />

sind in den Bereichen Produktionstechnologien, effizientere<br />

PPS sowie im Bereich Logistik sinnvoll, erfordern<br />

jedoch Anfangsinvestitionen. Alles in allem wird das<br />

Produzentennetzwerk durch die Zusammenarbeit der Unternehmen<br />

zur Wahrung des gewählten Etiketts AR textile<br />

network gestärkt und hoch vernetzt.<br />

Durch gemeinsames Auftreten werden die Beziehungen<br />

zu Kunden und Lieferanten gestärkt, denn die beteiligten<br />

Unternehmen können gemeinsame Forderungen an Lieferanten<br />

stellen und erzielen durch gemeinsames Marktauftreten<br />

einen grösseren Kundenstamm. Die Zielgruppe findet<br />

überall internationale Spitzenleistungen, erbracht von<br />

lokalen Unternehmern, deren persönliche Note jederzeit<br />

spürbar ist und geschätzt wird. Vom Ausdruck Zielgruppe<br />

wird deutlich, wie fokussiert im Rahmen dieser Variante<br />

auf die Kundenbedürfnisse eingegangen werden soll. Die<br />

beteiligten Unternehmen vermarkten sich durch einheitliche<br />

Kommunikation (Internetauftritt, Broschüren, aber<br />

auch koordinierte Verkaufsauftritte oder sogar -teams),<br />

UNS-Fallstudie 2002 87

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