Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
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Welche Chancen haben Traditionsbranchen in der ländlich geprägten Agglomeration?<br />
Tab. 3.1: Arithmetisches Mittel der Nutzenwerte (und Rangplätze) aus der datengestützten Bewertung MAUT I und der<br />
akteurbasierten Bewertung MAUT II sowie der integralen intuitiven Bewertung der vier Varianten zur Entwicklung der<br />
Textilindustrie in <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong>.<br />
Bewertung<br />
Minimale<br />
Kooperation<br />
Ressourcensharing<br />
AR Textile<br />
Network<br />
Volle Integration<br />
MAUT I .04 (4) .56 (3) .63 (2) .77 (1)<br />
MAUT II Betrieb (N=8) .51 (4) .59 (3) .64 (2) .70 (1)<br />
MAUT II Region (N=7) .41 (4) .64 (2) .65 (1) .57 (3)<br />
MAUT II Überregional (N=8) .48 (4) .66 (1) .64 (2) .55 (3)<br />
Intuitiv FS-Team (N=10) .26 (4) .74 (2) .77 (1) .56 (3)<br />
Intuitiv Betrieb (N=8) .40 (4) .68 (1) .57 (2) .51 (3)<br />
Intuitiv Region (N=7) .41 (3) .73 (1) .69 (2) .18 (4)<br />
Intuitiv Überregional (N=7) .24 (4) .63 (1) .62 (2) .26 (3)<br />
Die deskriptive Analyse zeigt, dass – über alle 8 Bewertungen<br />
– die Variante Minimale Kooperation am<br />
schlechtesten abschneidet (7 von 8 Bewertungen auf Rang<br />
4) und die Varianten AR Textile Network (2 mal Rang 1, 6<br />
mal Rang 2) und Ressourcensharing (4 mal auf Rang 1, 2<br />
mal Rang 2) am besten. Die Variante Volle Integration<br />
zeigt eine zweigipfelige Präferenz (2 mal Rang 1, 5 mal<br />
Rang 3). Diese Variante wird in der datengestützten Bewertung<br />
durch das Fallstudienteam sowie in der Nutzwertanalyse<br />
der Betriebe am besten bewertet. In der intuitiven<br />
Bewertung sowie in der Bewertung der Akteurgruppen<br />
Region und Überregional l<strong>and</strong>et sie auf den beiden<br />
letzten Plätzen.<br />
Eine Varianzanalyse mit Messwiederholung zeigt signifikante<br />
Unterschiede in der Bewertung der Varianten (p <<br />
0.001). Es finden sich keine signifikanten Unterschiede<br />
zwischen den Akteurgruppen. Bei einer eindimensionalen<br />
ANOVA wird die Variante Volle Integration von der<br />
Gruppe Betriebe tendenziell besser bewertet (p = 0.07).<br />
Ein Vergleich zwischen intuitiver und kriteriengestützter<br />
Bewertung (MAUT II) zeigt signifikante Unterschiede<br />
zwischen den Bewertungsverfahren bei den Varianten<br />
Minimale Kooperation, Volle Integration und AR Textile<br />
Network. Bemerkenswert ist, dass die Variante Volle Integration<br />
intuitiv am niedrigsten und multikriteriell nahezu<br />
gleichhoch wie die <strong>and</strong>eren Varianten bewertet wird.<br />
Interpretiert man die Ergebnisse des Explorationsparcours,<br />
so lassen sich folgende Schlüsse ziehen:<br />
• Kooperationen werden von allen Akteurgruppen besser<br />
eingestuft als der Status Quo. Unklarheit scheint über<br />
das Ausmass der Kooperationen zu bestehen. Die Bewertungen<br />
zeigen, dass die Zusammenarbeit über ein<br />
Ressourcensharing z.B. im Bereich Energieeinkauf,<br />
gemeinsame Kläranlagen oder Logistik hinausgehen<br />
sollte.<br />
• Die Variante Volle Integration wird intuitiv abgelehnt.<br />
Dies zeigt, dass diese Variante emotional auf Widerst<strong>and</strong><br />
stösst und eine Fusion, der im Durchschnitt 150<br />
Jahre alten, verschiedene Aspekte der textilen Kette<br />
bearbeitenden Unternehmen, gefühlsmässig wenig Zustimmung<br />
erfährt. Diese Einschätzung erfährt jedoch<br />
für die Unternehmensvertreter und das Fallstudienteam<br />
eine radikale Veränderung, wenn eine kriteriengestützte<br />
Bewertung erfolgt. Hier steht die Vision einer<br />
Textil AG Schweiz an erster Stelle.<br />
Aussagen zur Zukunftsfähigkeit der Textilindustrie<br />
Auf der Grundlage einer umfassenden nationalen Branchenanalyse<br />
(Scholz & Kaufmann, 2003) wurden nachstehende<br />
Folgerungen gezogen:<br />
• Der St<strong>and</strong>ort Schweiz/<strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> ist besser<br />
als sein Ruf. Die hohe regionale Identität der Firmen<br />
stellt, gepaart mit den Vorzügen des St<strong>and</strong>ortes<br />
<strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> als einer ländlichen Agglomeration,<br />
eine gute Voraussetzung dar, dass bei klugem<br />
(d.h. die Vorteile regionaler Kooperationen im internationalen<br />
Wettbewerb nutzenden) unternehmerischen<br />
H<strong>and</strong>eln der Industriest<strong>and</strong>ort <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong><br />
für den textilen Bereich erhalten bleibt.<br />
• Der Schrumpfungs- bzw. Konsolidierungsprozess der<br />
Branche ist noch nicht beendet. Dies betrifft die Anzahl<br />
der Firmen und wohl auch MitarbeiterInnen, weniger<br />
und nicht notwendig den Umsatz und den Ertrag.<br />
26 UNS-Fallstudie 2002