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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Milchwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

Abb. 1.4: Milch-Produzentenpreise 1964-2002. Der<br />

Rückgang des Produzentenpreises mit Beginn der 1990er<br />

Jahre ist eine direkte Folge der veränderten Agrarpolitik<br />

(Direktzahlungen) und von internationalen H<strong>and</strong>elsabkommen<br />

(GATT/WTO) (Bundesamt für L<strong>and</strong>wirtschaft,<br />

2002a; Milchverb<strong>and</strong> St. Gallen-<strong>Appenzell</strong>, 2003a).<br />

Rp./kg für realistisch (Koch & Rieder, 2002). Eine Befragung<br />

der Schweizer L<strong>and</strong>wirte lässt vermuten, dass bei<br />

Weiterführung der Kontingentierung rund 40% aus der<br />

Milchproduktion aussteigen würden, falls der Milchpreis<br />

unter 70 Rp./kg fällt.<br />

Stark ändernde Rahmenbedingungen für die<br />

Schweizer Milchwirtschaft<br />

Die seit dem Zweiten Weltkrieg verfolgte Politik der Einkommenssicherung<br />

durch die Garantie kostendeckender<br />

Produktpreise erwies sich als nicht zukunftsfähig, sowohl<br />

angesichts einer Verschärfung der Konkurrenz infolge der<br />

Entwicklungen im internationalen Agrarh<strong>and</strong>el mit einer<br />

weitgehenden Sättigung der Märkte für l<strong>and</strong>wirtschaftliche<br />

Produkte, als auch aufgrund interner Missstände wie<br />

Produktionsüberschuss und ökologischer Probleme. Daneben<br />

mussten und müssen im Rahmen von WTO-<br />

Verpflichtungen produktgebundene Inl<strong>and</strong>preisstützungen<br />

und Exportsubventionen noch weiter abgebaut werden So<br />

schreibt der Tages-Anzeiger im Vorfeld der WTO Konferenz<br />

vom 10. bis 14. September 2003 im mexikanischen<br />

Cancún, «Die Schweiz ist das L<strong>and</strong>, in dem die Bauern<br />

den höchsten Anteil ihres Einkommens aus Subventionen<br />

oder gestützten Preisen beziehen.», und schliesst daraus,<br />

dass die Schweiz in einer sehr unvorteilhaften Verh<strong>and</strong>lungsposition<br />

ist, zumal auch die EU bezüglich ihrer Zollschranken<br />

unter Druck steht (Aschinger, 2003).<br />

Die Agrarpolitik, und in deren Rahmen auch die Milchpolitik,<br />

hat neue Wege zu gehen. Abbildung 1.5 zeigt das<br />

Zielsystem der Schweizer Agrarpolitik gemäss AP 2002.<br />

Die Ziele können grundsätzlich gemäss den drei Dimensionen<br />

der Nachhaltigkeit unterteilt werden in ökonomische,<br />

ökologische und soziale Ziele (Koch, 2002). Koch<br />

ergänzt diese drei Zielgruppen durch das Sicherheitsziel,<br />

da in den Artikeln 102 und 104 der Bundesverfassung die<br />

L<strong>and</strong>esversorgung und sichere Versorgung der Bevölkerung<br />

explizit erwähnt wird.<br />

Wesentliches ökonomisches Ziel ist die Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Um dies im internationalen H<strong>and</strong>el zu erreichen,<br />

muss kostengünstiger produziert werden. In die<br />

ökologischen Ziele spielen L<strong>and</strong>schaftspflege und Tierschutz<br />

hinein. Zum L<strong>and</strong>schaftsschutz gehört auch die dezentrale<br />

Besiedlung, die als soziales Ziel genannt wird.<br />

Daneben ist die Förderung von Familienbetrieben und die<br />

Einkommenssicherung zentral (Koch, 2002). Dadurch<br />

sollen Berufe im ersten Sektor attraktiv bleiben.<br />

Überblick über die verschiedenen Reformen<br />

Seit Beginn der neunziger Jahre hat der Bundesrat eine<br />

grundlegende und etappenweise voranschreitende Umstrukturierung<br />

der schweizerischen Agrarwirtschaft in die<br />

Wege geleitet (s. Abb. 1.6). «Ziel der Agrarreform ist es,<br />

der L<strong>and</strong>wirtschaft unter den neuen Rahmenbedingungen<br />

einen Platz in der modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft<br />

zu sichern.» (Schweizerischer Bundesrat,<br />

1996, S. 15)<br />

Die Agrarreformen sind etappenweise umgesetzt. In der<br />

ersten Etappe 1992 bis 1995 wurden produktionsunabhängige<br />

Direktzahlungen eingeführt. Diese stellen einen<br />

Beitrag zur Einkommenssicherung sowie eine Abgeltung<br />

ökologischer Leistungen dar. Ziele waren Preissenkungen<br />

und Anreize für besondere ökologische Leistungen. Ein<br />

zweiter wichtiger Punkt waren Änderungen im Grenzschutz.<br />

Im Rahmen der Uruguay-Runde des GATT (1986-<br />

1994) hat sich die Schweiz verpflichtet, ihre Einfuhrbeschränkungen<br />

in Zölle umzuw<strong>and</strong>eln und diese dann bis<br />

2000 schrittweise zu reduzieren (Schweizerischer Bundesrat,<br />

2002). In der zweiten Etappe (Agrarpolitik 2002)<br />

sind die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der<br />

Nachhaltigkeitsgedanke besonders wichtig. Märkte sollen<br />

liberalisiert und die Strukturen effizienter werden. Der<br />

nächste Schritt (AP 2007) dient der Konsolidierung und<br />

der Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit. Als zentraler<br />

Aspekt ist die Aufhebung der Milchkontingentierung vorgesehen.<br />

Agrarpolitik AP 2002<br />

Mit dem L<strong>and</strong>wirtschaftsgesetz vom 29. April 1998 und<br />

den entsprechenden Verordnungen wurde die zweite<br />

UNS-Fallstudie 2002 171

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