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Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...

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Milchwirtschaft im <strong>Appenzell</strong>erl<strong>and</strong><br />

der Verkauf von Milch- und <strong>and</strong>eren <strong>Appenzell</strong>er Produkten.<br />

Ein grosser Teil der Gesamtwertschöpfung der<br />

Schaukäserei wird im Restaurant generiert.<br />

Aus dem totalen Umsatz lässt sich wiederum eine<br />

Wertschöpfung abschätzen. Hier werden zuerst die Vorleistungen<br />

in Form der eingekauften Milch abgezogen,<br />

was bereits mehr als die Hälfte ausmacht. Es bleiben dann<br />

noch rund 7.2 Mio. CHF übrig. Davon müssen noch weitere<br />

Vorleistungen in Abzug gebracht werden. Der Einfachheit<br />

halber wird mit einem Faktor 0.8 multipliziert,<br />

womit alle <strong>and</strong>eren Vorleistungen berücksichtigt sind.<br />

Somit ergibt sich die Wertschöpfung von 5.5-6 Mio. CHF<br />

durch die Käsereien. Hierbei muss beachtet werden, dass<br />

sich dieser Betrag auf alle 11 Käsereien im Kanton verteilt.<br />

Darüber hinaus h<strong>and</strong>elt es sich auch nicht um einen<br />

Gewinn. Von der Wertschöpfung müssen Löhne der Angestellten<br />

usw. bezahlt werden. Rund die Hälfte der Käsereien<br />

verarbeiten weniger als eine Million Liter Milch pro<br />

Jahr. Diesen Betrieben würde nach theoretischer Berechnung<br />

noch je rund 150'000 CHF Wertschöpfung bleiben<br />

(Angaben zur Marge der Käser s. Tab. 3.1). Momentan<br />

sind die meisten Betriebe vermutlich in einer Situation, in<br />

der sie noch Gewinne machen. Doch nur eine relativ geringe<br />

Marktveränderung kann bereits bewirken, dass die<br />

Käsepreise sinken und die ohnehin bereits geringe Marge<br />

der Käser noch tiefer fällt. Auch besteht die Gefahr, dass<br />

die SO die jährlich ablaufenden Abnahmeverträge nicht<br />

mehr verlängert, wenn sie der Meinung ist, eine Käserei<br />

sei nicht mehr konkurrenzfähig (s. Kap. 1.1).<br />

3.3.2 Betriebliche Ebene: Umwelt<br />

Zur nachhaltigen Entwicklung einer Region gehören auch<br />

ökologische Parameter. Wesentlich dabei sind beispielsweise<br />

Ressourcenverbrauch und Abfallproduktion. Zu den<br />

Ressourcen zählen mitunter Wasser und Energie. Für einen<br />

Verarbeitungsbetrieb wurde ein Energieverbrauch<br />

von 0.1 KWh pro kg verarbeitete Milch berechnet. Nimmt<br />

man diesen Verbrauch für alle Verarbeitungsbetriebe im<br />

Kanton an, erhält man einen Gesamtverbrauch für im<br />

Kanton produzierte und verarbeitete Milch von rund 1.8<br />

Mio. KWh (Daten berechnet aus Angaben der Fragebogen).<br />

Beim Wasserverbrauch wurden anh<strong>and</strong> der Fragebogen<br />

je nach Betrieb Mengen zwischen 1-3.5 Liter Wasser<br />

pro kg verarbeitete Milch berechnet. Dieser grosse<br />

Unterschied beruht auf dem Modernisierungsgrad der<br />

Betriebe. Das Wasser wird vorwiegend zum mehrmaligen<br />

Spülen der Leitungen und Tanks verwendet. Nun gibt es<br />

die Möglichkeit, das – eigentlich saubere – Wasser aus<br />

einem letzten Spülgang zwischenzuspeichern und für die<br />

erste Reinigung des nächsten Tanks zu verwenden. Dadurch<br />

kann sehr viel Wasser eingespart werden. Nach<br />

dem Neubau der Produktionsanlagen der Molkerei Biedermann<br />

konnte 50% des Wasserverbrauchs eingespart<br />

werden (pers. Mitteilung, P. Biedermann).<br />

Für die Transporte der Güter sind nur ungefähre Angaben<br />

vorh<strong>and</strong>en. Es wurde für einen befragten Referenzbetrieb<br />

berechnet, dass bei einer Verarbeitungsmenge von<br />

3 Mio. kg Milch im Jahr 8’400 km zurückgelegt werden.<br />

Andere Betriebe gaben für Milchmengen von 8.5 Mio. kg<br />

Jahresdistanzen von über 70'000 km an. Diese Transportwege<br />

hängen natürlich stark von der Anzahl und der geographischen<br />

Verteilung der Betriebe ab. Sollte es in Zukunft<br />

nur noch wenige, dafür grosse Verarbeiter geben,<br />

werden automatisch auch die Transportwege länger.<br />

Abfall, Abwasser, Abluft, Abwärme und sämtliche<br />

Reststoffe haben ebenfalls das Potenzial, die Umwelt zu<br />

belasten. Feste Abfallstoffe fallen nur wenige an, viel grösser<br />

ist die Menge an Abwasser aus der Reinigung der<br />

Anlagen. Dieses Wasser kann aber grösstenteils über die<br />

Kanalisation entsorgt werden. Problematisch ist hier nur<br />

der pH-Wert, der intern ausgeglichen wird. Abluft und<br />

Abwärme wurden als unbedeutend eingestuft. Zu den<br />

Reststoffen zählen sämtliche Produkte, die weiterverarbeitet<br />

werden (z.B. Molke). Da die Molke in der Schweinezucht<br />

verwendet wird, ergeben sich hier indirekte Umweltauswirkungen,<br />

die jedoch in dieser Studie nicht genauer<br />

betrachtet wurden. Allerdings kann gesagt werden,<br />

dass Käsereibetriebe mit gekoppelter Schweinezucht Jauche-Abnahmeverträge<br />

mit den Bauern abschliessen müssen.<br />

Die Bauern können nur soviel Jauche übernehmen<br />

wie gemäss Nährstoffbilanz der Betriebe zulässig ist. So<br />

kann gewährleistet werden, dass es nicht zu Überdüngung<br />

kommt (pers. Mitteilung, D. Berger, Sekretär L<strong>and</strong>wirtschaftsdirektion<br />

AR).<br />

Bei der Erhebung der Daten wurde bald klar, dass viele<br />

Angaben nicht genau gemacht werden können. Auch sind<br />

einige der Bereiche von geringer Bedeutung, beispielsweise<br />

Abluft. Als wesentlich schätzten die Studierenden<br />

jedoch den Ressourcenverbrauch in den Verarbeitungsbetrieben<br />

ein, namentlich von Strom, Heizöl und Treibstoffen.<br />

Die entsprechenden Zahlen können abgeschätzt<br />

und in so genannte CO 2 -Äquivalente umgerechnet werden,<br />

was später für die Bewertung verschiedener Varianten<br />

auch gemacht wurde. Daneben ist der Anteil der verarbeiteten<br />

Bio-Milch von Bedeutung, denn die Verarbeiter<br />

haben über die Nachfrage einen gewissen Einfluss auf<br />

die Produktion. Die Umstellung eines L<strong>and</strong>wirtschaftsbetriebes<br />

auf biologische Produktion hat in vielen Bereichen<br />

positive Auswirkungen auf die Umwelt. Aktuell beträgt<br />

der Bio-Milchanteil 18% (pers. Mitteilung, D. Berger,<br />

Sekretär L<strong>and</strong>wirtschaftsdirektion AR).<br />

3.3.3 Betriebliche Ebene: Soziales<br />

Ein Betrieb hat nicht nur wirtschaftliche Zielsetzungen<br />

und ökologische Leitlinien oder Auflagen, sondern nimmt<br />

auch eine wichtige soziale Funktion ein. Für die Angestellten<br />

ist er Arbeitgeber, der ihnen Einkommen und Sozialleistungen<br />

bietet. In einem Team von Mitarbeitern<br />

UNS-Fallstudie 2002 195

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