Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Appenzell Ausserrhoden - ETH Zurich - Natural and Social Science ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abstimmung und St<strong>and</strong>ardisierung von Methoden der komplexen Falltransformation<br />
liert werden (Wiek, 2002b, S. 56). Ein weiterer wichtiger<br />
Punkt für die Variantenformulierung ist die Interpretation<br />
möglicherweise vorh<strong>and</strong>enen Inkonsistenzen, welche jedoch<br />
die Plausibilität der Variante nicht beeinträchtigen<br />
(dürfen).<br />
Die Varianten werden abschliessend auch im Hinblick<br />
auf die Bewertungsveranstaltungen visualisiert. Die Veranschaulichung<br />
der komplexen Varianten stellt ein wichtiges<br />
Sensibilisierungs- und Kommunikationsmittel dar,<br />
wodurch die Bewertung für die Fallakteure erleichtert<br />
wird. Es stehen verschiedene Verfahren (kartographische<br />
Visualisierungen, Graphiken/Zeichnungen, Fotomontage,<br />
Computersimulation) zur Verfügung (Wiek, 2002b, S.<br />
66f.).<br />
Nicht-formative Variantenkonstruktion<br />
Die Kreativität und das Systemverständnis der Fallakteure,<br />
welche mittels eines formativen Verfahrens möglicherweise<br />
nicht ausreichend einbezogen werden, sind<br />
wichtige Grundlagen für Entscheidungsprozesse und<br />
sollten deshalb angemessen berücksichtigt und aufbereitet<br />
werden. Erfahrungen, gefühlsmässiges Verständnis, Vorstellungen,<br />
Befürchtungen und Ahnungen der Fallakteure<br />
sollen mit dem nicht-formativen Ansatz in die Variantenkonstruktion<br />
integriert werden. Es muss jedoch darauf<br />
hingewiesen werden, dass die Sicht eines Fallakteurs mit<br />
langjähriger Erfahrung allenfalls zu einer eingeschränkten,<br />
persönlichen Sicht führen kann, welche nur wenige<br />
Aspekte des Systems berücksichtigt.<br />
Die Palette an nicht-formativen Verfahren ist breit. Da<br />
zwischen formativen und nicht-formativen Verfahren lediglich<br />
graduelle Unterschiede bestehen, wird es sich in<br />
der Regel bei den nicht-formativen Verfahren um weniger<br />
formalisierte Verfahren h<strong>and</strong>eln. Es können einerseits bestehende<br />
Projektideen oder <strong>and</strong>erenorts realisierte Projekte<br />
gesammelt, strukturiert, ausgewertet und zu Varianten<br />
verdichtet werden. Andererseits lassen sich aktuelle in<br />
der Literatur auffindbare Konzepte und Trends aufgreifen<br />
und in Form von Varianten konkretisieren. Ferner können<br />
auch Varianten mittels Interviews mit regionalen/lokalen<br />
Experten und Betroffenen formuliert werden. Dabei können<br />
die Akteure gebeten werden, ihr Systemverständnis<br />
anh<strong>and</strong> einer Liste vorgegebener Systemgrössen in eine<br />
nicht-formative Variantenkonstruktion einfliessen zu lassen.<br />
Die abschliessende Bereinigung der nicht-formativ konstruierten<br />
Varianten kann mehrere Stufen durchlaufen<br />
(inkl. Konsistenzanalyse), muss aber in jedem Fall zu einer<br />
Formulierung der Varianten führen, die den Vergleich<br />
bzw. die Zusammenführung von formativ und nichtformativ<br />
konstruierten Varianten erlaubt.<br />
Zusammenführung formativer und nicht-formativer<br />
Varianten<br />
In einem letzen Schritt werden die Varianten aus den beiden<br />
Verfahren zusammengeführt. Gleichen sich gewisse<br />
Varianten aus der formativen und der nicht-formativen<br />
Variantenkonstruktion, so werden diese fusioniert. Andere<br />
werden zugunsten eines besseren Überblicks vernachlässigt.<br />
Es resultiert ein abschliessendes Spektrum alternativer,<br />
konsistenter Varianten, das in den nächsten<br />
Schritten der Robustheitsanalyse und der Bewertung zugeführt<br />
wird.<br />
2.4 Szenarienkonstruktion und<br />
Robustheitsanalyse<br />
Die Konstruktion von Szenarien befasst sich mit zukünftigen<br />
Zuständen des System-Umfeldes bezogen auf die<br />
drei betrachteten Wirtschaftzweige. Das Verfahren entspricht<br />
demjenigen der Variantenkonstruktion (Scholz &<br />
Tietje, 2002, S. 79-116; Wiek, 2002b). Statt auf die (internen)<br />
Systemgrössen wird bei der Szenarienkonstruktion<br />
auf die externen Faktoren, die das System von aussen<br />
beeinflussen, fokussiert. Charakteristisch für die externen<br />
Faktoren ist, dass sie durch die Fallakteure nicht direkt<br />
beeinflusst werden können. Die generierten Szenarien<br />
stellen also mögliche zukünftige Zustände des Systemumfeldes<br />
dar (schweizweite und internationale Strukturen,<br />
Verhältnisse, Regelungen, Politiken etc.) und erweitern<br />
damit sowohl die analytische als auch die projektive Perspektive<br />
der Studie.<br />
Szenarien und Varianten werden schliesslich einer Robustheitsanalyse<br />
zugeführt. Darin wird geprüft, inwiefern<br />
die ausgewählten Varianten unter den konstruierten Szenarien<br />
funktionieren, d.h. mit diesen kompatibel sind (s.<br />
Abb. 2.4).<br />
Die Robustheitsprüfung bildet ein wichtiges Element<br />
zur Orientierung der wirtschaftsrelevanten Entscheidungen,<br />
insofern nationale und globale Entwicklungen von<br />
Märkten und Produkten häufig existentielle Rahmenbedingungen<br />
für regionale Wirtschaftszweige darstellen.<br />
Ausgehend von einer in Walter & Wiek (2002) entwikkelten<br />
Methode sind verschiedene Verfahren der Robustheitsanalyse<br />
im Leitfaden zur Robustheitsanalyse (Chassisgruppe,<br />
2003; Wiek et al., in prep) dargestellt.<br />
2.5 Bewertung<br />
Ausgehend von dem erarbeiteten Systembild wurden alternative,<br />
konsistente und quantifizierte Varianten für die<br />
Holzverarbeitung, die Milchwirtschaft und die Textilindustrie<br />
des Kantons <strong>Appenzell</strong> <strong>Ausserrhoden</strong> konstruiert. In<br />
zwei Bewertungsverfahren werden sie in diesem Modul<br />
beurteilt. Ziel des zweigliedrigen Bewertungsverfahrens<br />
238 UNS-Fallstudie 2002