Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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Interviewpartnerin: „ […] also es geht nicht nur um tanzen oder singen, sondern halt auch den kleinen<br />
Mädchen so zu zeigen, dass man mit Disziplin und Wille, und vor allem wenn man<br />
was erreichen will, halt auch selber viel investieren muss… und dass sie dadurch dann<br />
auch mehr lernen […] Denn sonst kann man ja auch in andere Schulen gehen und da<br />
Ballett machen oder Jazz-Dance, und da lernt man ja dann richtig von professionellen<br />
Tänzern. […] Wenn ich was mache, dann will ich den Mädchen auch so zeigen, dann<br />
muss man’s richtig machen, man muss… man soll nicht nur halbherzig dabei sein.<br />
C.B.: Also Dir geht’s wirklich darum, dass sie was für’s Leben lernen?<br />
Interviewpartnerin: Ja, also, klingt immer so übertrieben vielleicht, aber das is’ ja so: Wenn man von klein<br />
an schon Disziplin lernt, dann wird es einen später auch weiterbringen.“ 472<br />
Angesichts einer derart verinnerlichten Leistungsorientierung soll nicht verwundern, dass<br />
<strong>unter</strong> den hier <strong>unter</strong>suchten Kindern und Jugendlichen außergewöhnlich viele sehr gute<br />
Schüler sind. 473 Dies trifft offenbar auch für aus Vietnam nachgekommene Kinder zu, trotz<br />
ihres anfänglichen Nachteils gegenüber deutschen Schülern bezüglich der Sprache. 474 Auch<br />
relativ spät nach Deutschland gekommene Kinder, die in Vietnam beispielsweise bereits die<br />
elfte oder zwölfte Klasse besuchten, schaffen so nicht selten nach einer gewissen<br />
Eingewöhnungsphase das Abitur. 475 Viele Kinder und Jugendliche besuchen das Gymnasium,<br />
dem Rostocker Befragten zufolge sogar die meisten. 476 <strong>Aus</strong> Vietnam gekommene Kinder,<br />
denen die am Gymnasium verlangten zwei Fremdsprachen zusätzlich zur Fremdsprache<br />
Deutsch zu schaffen machen – in Vietnam lernen die Schüler grundsätzlich nur eine –<br />
besuchen häufig das Fachgymnasium, wo sie sich auf die wenig ‚sprachlastigen’<br />
Naturwissenschaften konzentrieren können. 477 Das von den Kindern der Boat People<br />
bekannte Phänomen der Bevorzugung von Naturwissenschaften ist also hier ebenfalls präsent<br />
und scheint sich auch in der Wahl der Studienfächer zu manifestieren. 478<br />
Nicht verwunderlich stimmen sollte angesichts des sich zum Teil sehr drastisch äußernden<br />
elterlichen Leistungsdrucks allerdings die Tatsache, dass Kinder oft genug auch nicht<br />
problem- und konfliktlos mit den elterlichen Erwartungen zurechtkommen. So kann es<br />
vorkommen, dass sie sich ihren Eltern gegenüber verweigern oder ihren Lehrern anvertrauen,<br />
sie möchten nicht mehr nach Hause aus Angst, wegen schlechter Noten geschlagen oder auf<br />
472<br />
Interview 6.<br />
473<br />
Vgl. Mai 2003 in: http://www.taz.de/pt/2003/08/13/a0189.nf/text, Interviews 1, 2, 4, 5, 7, 8.<br />
474<br />
Vgl. Interviews 5, 8.<br />
475<br />
Vgl. Interview 8.<br />
476<br />
Vgl. Interview 5. Der Befragte kennt alle Kinder und Jugendlichen aus vietnamesischen Familien. Zu Berlin<br />
konnten bezüglich der besuchten Schultypen keine repräsentativen Zahlen ermittelt werden, wobei auch in den<br />
dort geführten Gesprächen zumeist vom Gymnasium die Rede war.<br />
477<br />
Vgl. Interview 5. In Rostock erreichte der dort ansässige vietnamesische Verein allerdings auch die<br />
Anerkennung der vietnamesischen Sprache als erste Fremdsprache im Gymnasium.<br />
478<br />
Vgl. Interviews 2, 5.<br />
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