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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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Wenngleich die Einstellung der Eltern bezüglich der Vietnamesischkenntnisse ihrer Kinder<br />

für die sprachliche Qualität der familiären Kommunikation eine wichtige Rolle spielt und die<br />

Vereine sehr darum bemüht sind, diese zu verbessern, bleibt die eigentliche Wurzel des<br />

Problems bestehen:<br />

„Wir bieten Vietnamesisch an, weil wir wollen, dass die Kommunikation in der Familie funktioniert, dass Eltern<br />

und Kinder sich besser verstehen. […] also nicht, dass die Kinder jetzt [psychisch, C.B.] gesünder werden oder<br />

die eine oder andere Sprache dann dadurch besser lernen oder so, das war nicht der Grundgedanke, der<br />

Grundgedanke war einfach, dass sie mehr wie ‚ich hab Durst’, ‚ich hab Hunger’ und so, … mehr mit den Eltern<br />

kommunizieren können. Dazu gehört natürlich auch, dass die Eltern da sind.“ 497<br />

Für ihre Kinder „da“ sind die Eltern jedoch den Gesprächen mit den Experten zufolge häufig<br />

kaum. Hierin scheint die massivste Problemquelle vietnamesischer Migrantenfamilien<br />

überhaupt zu liegen, ob nun aus Vietnam nachgereiste oder hier geborene Kinder<br />

betreffend. 498 Wenngleich, wie erwähnt, dieses Phänomen auch in der Untersuchung<br />

Bankstons und Zhous über die Boat People in Ansätzen zur Sprache kommt, schien aus dem<br />

Gespräch mit einer über mehr als 20 Jahre Beratungserfahrung verfügenden Repräsentantin<br />

eines Boat People-Vereins eher hervorzugehen, dass es sich hier um ein spezifisches<br />

Phänomen der Migrantengruppe der ehemaligen Vertragsarbeiter handelt – möglicherweise<br />

aufgrund seines <strong>Aus</strong>maßes. 499 Angesichts der an früherer Stelle erörterten, spezifischen<br />

Arbeits- und Lebensbedingungen dieser Gruppe und der hierfür mitverantwortlichen<br />

historischen und ausländerrechtlichen Konditionen scheint dies auch einzuleuchten.<br />

Allerdings entstand im Rahmen der Gespräche des Öfteren der Eindruck, dass diese<br />

Bedingungen allein als Begründung für die extrem langen Arbeitszeiten und damit für die<br />

geringe mit den Kindern verbrachte Zeit nicht ausreichen, wie <strong>Aus</strong>sagen ähnlich der<br />

folgenden andeuten:<br />

„Ist das Geld für mich wichtiger als die Laufbahn meines Kindes oder ist beides wichtig, dann muss ich<br />

irgendwie `ne Kompromisslösung finden, und die meisten begnügen sich damit, also, sie haben die Vorstellung<br />

so von Vietnam, wo das soziale Familiennetz auch zum Teil noch funktioniert, was aber auch langsam wegfällt,<br />

und verlassen sich erst mal auf die Nachbarn. […] Wenn die Nachbarn nicht mehr helfen können, kommen sie<br />

vielleicht hierher [zum Verein, C.B.], und geben somit ihre Eigenverantwortung ab.“ 500<br />

497 Interview 1.<br />

498 Vgl. Interviews: 1, 2, 3, 5, 7.<br />

499 Vgl. Interview 7.<br />

500 Interview 5.<br />

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