Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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sich eine beachtliche Anzahl an Kindern trotz eines Aufwachsens mit diesen Werten eben<br />
nicht positiv entwickle. Eine fruchtbare Verinnerlichung der Werte könne außer durch die<br />
Erziehung der Eltern nur durch die in dieser Hinsicht <strong>unter</strong>stützende und motivierende<br />
Funktion der vietnamesischen Community erfolgen.<br />
Die Existenz einer vietnamesischen Migrantengemeinschaft auch in Deutschlands neuen<br />
Bundesländern war bereits an mehreren Stellen Gegenstand der Betrachtung. Ähnlich wie im<br />
obigen Beispiel der USA scheint auch dort der Faktor der sozialen Kontrolle eine zentrale<br />
Rolle zu spielen. Im Rahmen der Untersuchung der elterlichen Position (Kapitel V.2.4.1)<br />
wurde dies bereits in der Beobachtung deutlich, dass die Eltern sich mittels ihrer<br />
Erziehungsmethoden auch um Anerkennung innerhalb der Community bemühen. In<br />
mindestens ebenso großem <strong>Aus</strong>maß, so entstand der Eindruck in den Interviews, scheinen sie<br />
auch deren Missbilligung und <strong>Aus</strong>grenzung vermeiden zu wollen:<br />
„Die Vietnamesen, die keine Sprache können, leben ziemlich isoliert in der Gemeinschaft […] und die Probleme<br />
werden so angehäuft, weil man nicht darüber spricht. Es ist auch so: In Vietnam ist es Tradition, dass man die<br />
Probleme innerhalb der Familie bespricht und behandelt und löst, […] mit der Sippe…. Und […] in Deutschland<br />
oder auch im <strong>Aus</strong>land wird das auch so behalten, dass man nicht zu Fremden mit seinen Problemen geht. Man<br />
versucht oft, sie innerhalb der Familie zu lösen oder wenn […] es nicht gelingt, dann lassen sie das, weil die<br />
Leute haben Angst, sich zu blamieren, dass sie mit ihren Problemen nicht fertig sind, und es entsteht natürlich so<br />
[….] psychischer Druck. Die Leute leben mit ihren Problemen alleine, sie möchten so viel wie möglich<br />
verstecken, und nach außen sind sie fröhlich, sind sie ausgeglichen, aber innerlich sind sie gespalten […] Und<br />
eben dieses Schamgefühl, das sie haben, zu versagen, hindert sie daran, zu irgend<strong>einem</strong> Menschen zu gehen, der<br />
außerhalb der Familie ist, um ihnen mit den Problemen zu helfen.“ 536<br />
Letzteres gilt auch für die vietnamesischen Vereine, die scheinbar bei persönlichen Problemen<br />
in der Regel erst dann aufgesucht werden, wenn die Situation bereits eskaliert ist und deutsche<br />
Institutionen wie Schulen, die Polizei, das Arbeits- oder Jugendamt den Anstoß dazu gaben. 537<br />
Das erschwere die Arbeit der Vereine enorm, denn oft sei es zu <strong>einem</strong> solchen Zeitpunkt<br />
schon „zu spät“ 538 für grundlegende Verbesserungen der Situation. Die Ursache der Angst vor<br />
der Verurteilung durch die Community sehen die Interviewpartner im bereits beschriebenen<br />
konfuzianischen Konzept des ‚Gesichtbewahrens’. 539 Negative Informationen sprächen sich<br />
innerhalb der Gemeinschaft so schnell herum, dass beispielsweise eine Interviewpartnerin bei<br />
persönlichen Problemen häufig dezidiert angesprochen werde, weil sie Deutsche sei und die<br />
536 Interview 7.<br />
537 Vgl. Interviews 1, 2, 4, 5, 7.<br />
538 Interviews 1, 5.<br />
539 Vgl. Interviews 1, 4, 5.<br />
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