Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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C.B.:<br />
Nordwesten ist das so die Babyskinheads – Gruppe. In Mitte ist das eher die ‚linke’<br />
Szene.<br />
Warum suchen sie sich ausgerechnet die ‚falschen’ Deutschen aus?<br />
Interviewpartner: Ja, wenn sie […] nach der Schule nix zu tun haben, ich sag mal, die vernünftigen<br />
Kinder und Jugendlichen, die lernen ja auch vielleicht zu Hause noch was, und gehen<br />
aber nicht rumhängen in Jugendclubs. Die Vietnamesen… welche Möglichkeit bietet<br />
sich noch an? Kommerzielle Dinge können sie sich nicht leisten, also nehmen sie dann<br />
die freien Angebote, die Jugendclubs eben, und wer hält sich denn da auf, wer hängt<br />
denn da rum? Da bleiben nur noch diese Gruppen ‚rechts’ und ‚links’ und Gewalt und<br />
Drogen.“ 548<br />
Wie auch in der von den beiden US-amerikanischen Autoren <strong>unter</strong>suchten Community<br />
scheinen also Familien, die, aus welchen Gründen auch immer, außerhalb der<br />
vietnamesischen Gemeinschaft stehen, in besonderem Maße so genannte ‚Problemkinder’<br />
hervorzubringen. Ohne Kontakt zu Gleichaltrigen der Community und in Ablehnung alles mit<br />
ihr Zusammenhängenden, also auch der freizeitlichen Angebote der vietnamesischen Vereine,<br />
orientieren diese sich gemäß den vorgestellten Thesen an subkulturellen einheimischen<br />
Jugendcliquen, wie sie sozial schwächere Gegenden beherbergen. Handelte es sich im USamerikanischen<br />
Kontext um die (damalige) Subkultur des Hip Hop, f<strong>allen</strong> im hiesigen<br />
Zusammenhang die für Deutschlands Jugendsubkulturen spezifischen Schlagwörter ‚linke<br />
Szene’ und ‚Skinheads’ 549 . Somit scheint das hiesige Beispiel auch zu bestätigen, dass von der<br />
Community abgewandte ‚Problemkinder’ einen geringen Grad an „ethnischer Identifikation“<br />
aufweisen, den Bankston und Zhou als Indikator für eine positive Entwicklung im Sinne mit<br />
der Mehrheitsgesellschaft kompatibler ‚vietnamesischer Werte’ betrachteten und vor allem an<br />
guten Vietnamesisch-Kenntnissen der Jugendlichen maßen. Zwar verfügten im Beispiel der<br />
‚Babyglatzen’ die zwei Jugendlichen sehr wohl über zumindest gute mündliche<br />
Vietnamesisch-Kenntnisse. Allerdings lehnten sie es offenbar ab, diese zu nutzen, wie auch<br />
aus einer zuvor zitierten <strong>Aus</strong>sage hervorging. 550 Die Bedeutung der „ethnischen<br />
Identifikation“ scheint auch im den besagten Fall betreffenden Problemlösungsansatz des für<br />
die Community zuständigen Vereins deutlich zu werden. Als es dem dort für die Jugendarbeit<br />
zuständigen Sozialberater durch intensive Gespräche gelungen war, das Vertrauen der beiden<br />
Jugendlichen zu gewinnen, nachdem sich aufgrund ihres delinquenten Verhaltens das<br />
548 Interview 5.<br />
549 Es stimmt sicher verwunderlich, dass Angehörige einer anderen Ethnie sich einer allgemein als rechtsradikal<br />
bekannten Jugendbewegung anschließen sollten. Der Interviewpartner wies darauf hin, dass so genannte<br />
‚Babyskins’ sehr jung und ideologisch nicht so stark festgelegt seien.<br />
550 Siehe Seite 105.<br />
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