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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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zwischen Lernmotivation und Lernfähigkeit. 344 Vor allem in Deutschland mit s<strong>einem</strong> sehr<br />

früh nach Leistung differenzierenden Schulsystem wird über die schwere Überzeugungsarbeit<br />

von Sozialberatern gegenüber vietnamesischen Eltern berichtet, die kaum von dem Wunsch<br />

abzubringen waren, ihr Kind auf ein Gymnasium zu schicken, auch wenn dieses – und sei es<br />

nur aus sprachlichen Gründen – dort überfordert gewesen wäre. 345<br />

Die im Migrationsland zu meisternde neue Sprache kann für jeden Migranten – zumindest<br />

zunächst - eine erhebliche Schwierigkeit für das Zurechtkommen mit den neuen<br />

Lebensumständen darstellen. Bei den aus Vietnam gekommenen Kindern in deutschen<br />

Schulen äußerte sich das Sprachproblem zumeist in deren Zurückstufung um etwa zwei<br />

Klassen im Vergleich zu der von ihnen in Vietnam besuchten Klassenstufe und - zumindest<br />

vorübergehend - in <strong>einem</strong> Abfall der schulischen Leistungen. Auch das scheinbar verbreitete<br />

Phänomen der ‚Mathematik als Lieblingsfach’ wird mit den sprachlichen Schwierigkeiten<br />

begründet, die in diesem Fach keine so große Rolle spielen wie in den<br />

geisteswissenschaftlichen Fächern. 346 Zum Teil ist von einer starken psychischen Belastung<br />

der Kinder durch ihre mangelnden Sprachkenntnisse die Rede, von hiermit einhergehenden<br />

Unsicherheiten und Ängsten und auch von konkreten <strong>Aus</strong>grenzungserfahrungen durch die<br />

‚einheimischen’ Klassenkameraden. 347<br />

Bei im Migrationsland geborenen Kindern stellte die dortige Landessprache erwartungsgemäß<br />

kein Problem dar. Hier konnten sich den Beschreibungen zufolge eher Probleme mit der<br />

vietnamesischen Sprache negativ auswirken, in Form von familiären<br />

Kommunikationsproblemen. Während im <strong>Aus</strong>land geborene Kinder zumeist in<br />

muttersprachlichem Niveau die dortige Landessprache beherrschten, hatten die Eltern nur<br />

geringe oder sogar gar keine Kenntnisse der Sprache des Migrationslandes, da es ihnen zum<br />

einen aufgrund des Alters wesentlich schwerer fiel, eine neue Sprache zu erlernen und sie<br />

zudem häufig so gut wie keinen privaten Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft des<br />

Migrationslandes hatten. 348 Dies gilt vor allem für die erst später aus Vietnam nachgereisten<br />

Partner. Wenn die Kinder aber selbst kaum Vietnamesisch sprachen, was durchaus der Fall<br />

sein konnte, insbesondere wenn die Eltern sehr viel arbeiteten und ihre Kinder deshalb wenig<br />

sahen, resultierten die gegenseitigen Sprachbarrieren in Kommunikationsproblemen, die das<br />

familiäre Konfliktpotential verständlicherweise enorm verstärkten, schon allein durch die nun<br />

344<br />

Vgl. Nguyen Thi Minh Dai 1998: 196.<br />

345<br />

Vgl. Bui Cong Tang 1996: 27.<br />

346<br />

Vgl. Bankston und Zhou 1998: 110.<br />

347<br />

Vgl. Nguyen Thi Minh Dai 1998: 97. Siehe hierzu auch Bui Cong Tang 1998: 36, Bankston und Zhou 1998:<br />

109-112.<br />

348<br />

Vgl. Bankston und Zhou 1998: 115, Bui Cong Tang 1996: 98.<br />

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