Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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Gewerbebetreibende eine entscheidende Rolle für die gesellschaftliche und sprachliche<br />
Isolation der Migranten. Nicht zuletzt kann die „Kränkung“ ihres Selbstbewusstseins<br />
aufgrund des mit der Migration in einen anderen Kulturkreis unweigerlich verbundenen<br />
Umbruchs der sozialen Lebensbedingungen als nach wie vor aktuelles Problem der Migranten<br />
angesehen werden. Diese „Kränkung“, verstärkt durch ihre Klassifizierung und Behandlung<br />
als ‚Andersseiende’ seitens der Mehrheitsgesellschaft, welche für den Lebensalltag von<br />
Migranten aus dem ‚nicht-westlichen’ <strong>Aus</strong>land scheinbar charakteristisch ist, wirkt ebenfalls<br />
stark isolationsförderlich.<br />
<strong>Aus</strong> dieser Perspektive lässt sich das <strong>unter</strong> Migranten des Öfteren zu beobachtende<br />
‚Traditionsbewusstsein’ auch im Migrationsland als Lösung für das Problem ihres gekränkten<br />
Selbstbewusstseins begreifen: Es stellt die Selbstsicherheit spendende soziale<br />
Selbstverständlichkeit im Rahmen der Migrantencommunity wieder her, die durch die<br />
Migration verloren ging und die in der Mehrheitsgesellschaft aufgrund des sich in den<br />
Migranten unweigerlich einstellenden Bewusstseins, ‚anders’ zu sein und beurteilt zu werden,<br />
nicht ohne weiteres restituiert werden kann.<br />
Bezüglich des äußerst ‚traditionsbewusst’ erscheinenden Erziehungsstils der vietnamesischen<br />
Eltern lässt sich sagen, dass auch dieser als aktuelle, im Rahmen ihrer Möglichkeiten stehende<br />
Lösung für das Problem der bestmöglichen Erziehung <strong>unter</strong> den erschwerten Bedingungen der<br />
Migration betrachtet werden kann: Die ‚traditionelle’ Erziehung, welche sich auch in der<br />
beobachteten ‚Idealisierung’ oder dem scheinbar ‚sturen Beharren’ auf ‚vietnamesischen’<br />
Werten äußern kann, bietet den Eltern eine Alternative zu den Erziehungsmethoden der<br />
Mehrheitsgesellschaft, die sie aufgrund ihrer gesellschaftlichen Marginalisierung nicht kennen<br />
oder denen sie wegen der empfundenen mehrheitsgesellschaftlichen Kränkung ihres<br />
Selbstbewusstseins mit Skepsis oder gar negativen Vorurteilen begegnen. Die These des<br />
„gekränkten“ Selbstbewusstseins durch die Migration erklärt also, warum die Migranten<br />
scheinbar (noch) nicht imstande sind, aus den „Rohmaterialien“ beider Kulturen<br />
Problemlösungen zu schaffen. Insgesamt wird somit eine weitere formulierte Hypothese<br />
bestätigt, nach der die gesellschaftliche Isolation der Migranten eben wie oben beschrieben<br />
Unkenntnis oder Skepsis gegenüber der Erziehungsweise der Mehrheitsgesellschaft bedingen<br />
kann. Zusätzlich zu der mit der Marginalisierung verbundenen „Kränkung“ als negativer<br />
Anreiz für das elterliche Verhalten jedoch stellte sich der positive Anreiz der Anerkennung<br />
durch die vietnamesische Community als bedeutende elterliche Motivation heraus, ihre<br />
Kinder ‚traditionell’ zu erziehen. Außerdem wurde deutlich, dass Eltern, wenngleich sie<br />
meinen, ihre Kinder nach ‚vietnamesischen’ Werten besser erziehen zu können, deren<br />
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