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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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eschränken und dabei die Höchstmenge bestimmter Waren festzulegen. 96 Die <strong>Aus</strong>wirkungen<br />

der Versorgungsengpässe in der DDR auf das Verhältnis zwischen den vietnamesischen<br />

Vertragsarbeitern und den DDR-Bürgern, die die Vertragsarbeiter zunehmend als Konkurrenz<br />

auf dem Konsumgütermarkt empfanden, sollten jedoch erst während der Wende voll zum<br />

Tragen kommen.<br />

Die bereits erwähnte restriktive Informationspolitik der SED-Führung bezüglich der<br />

Vertragsarbeiter hatte zur Folge, dass die DDR-Presse nicht über die realen Hintergründe und<br />

die faktischen Bedingungen ihres Arbeitsaufenthalts berichtete, sondern diesen lediglich<br />

propagandistisch als Leistung der internationalen Solidarität und Völkerfreundschaft<br />

darstellte. 97 Aufgrund dieser Praktik, der relativen Isolation der Vietnamesen durch ihre<br />

Unterbringung und der mangelnden Sprachkenntnisse war die DDR-Bevölkerung vom<br />

Lebensalltag der Vietnamesen relativ unbehelligt. Private Kontakte waren seitens des DDR-<br />

Regimes aufgrund des Interesses, die vietnamesische Arbeitskraft so intensiv wie möglich zu<br />

nutzen und die Rückkehr der Vertragsarbeiter sicherzustellen, unerwünscht. 98 Diese sollten<br />

die Bürger deshalb bei der Botschaft anmelden, es ist sogar von Fällen die Rede, in denen<br />

Eltern durch den Staatssicherheitsdienst verwarnt wurden, wenn ihre Kinder sich mit<br />

Vietnamesen trafen. 99 Seitens der vietnamesischen Regierung wurde die rigide<br />

Bewilligungspraxis privater Kontakte mit dem Vorwand begründet, Vietnam befürchte eine<br />

Weitergabe seiner Staatsgeheimnisse. 100 Trotz dieser staatlichen „Kontaktsperren“ 101 suchten<br />

scheinbar immer wieder BürgerInnen der DDR im Betrieb oder privat Kontakt zu den<br />

Vietnamesen. 102<br />

„Für viele DDR-Bürger war der Kontakt zu <strong>Aus</strong>ländern ein Ersatz für die fehlenden Reisemöglichkeiten und<br />

bildete ein Gegengewicht zu der eingeschränkten und zensierten Informationsvermittlung über das <strong>Aus</strong>land.<br />

Auch hatten die Beziehungen zu Vietnamesen einen Hauch von ‚Exotik’.“ 103<br />

Auf diese Art und Weise entstanden auch Partnerschaften, zum Teil wurden Kinder geboren.<br />

Allerdings wurde die Eheschließung zwischen Deutschen und <strong>Aus</strong>ländern in der DDR,<br />

welche das Recht auf einen ständigen Wohnsitz und für einen Vietnamesen die Entlassung<br />

96<br />

Vgl. Raendchen 2000:14, Fritsche 1991: 34-35. Für die vietnamesischen VertragsarbeiterInnen wurde eine<br />

Höchstausfuhrmenge von fünf Fahrrädern, zwei Mopeds, zwei Nähmaschinen, 150 Metern Stoff, und 100 kg<br />

Zucker während des gesamten Arbeitsaufenthaltes festgelegt. Siehe hierzu auch Krebs 1999: 8.<br />

97<br />

Vgl. Krebs 1999: 10.<br />

98<br />

Vgl. ebenda: 10.<br />

99<br />

Vgl. Fritsche 1991: 31.<br />

100<br />

Vgl. Krebs 1999: 10.<br />

101<br />

Krüger 1999: 18.<br />

102<br />

Vgl. Sextro 1996: 40.<br />

103<br />

Raendchen 2000: 19.<br />

18

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