Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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Gegensatz zu Deutschland ein klassisches Einwanderungsland mit zum Teil anderen<br />
Bedingungen als in Deutschland darstellen. Dennoch soll im nun folgenden Teil eine<br />
Betrachtung der Kinder der Boat People als Basis für die Hypothesen der nachfolgenden<br />
Untersuchung dienen. Dies scheint akzeptabel, da sowohl Letztere als auch die ehemaligen<br />
Vertragsarbeiter als Vietnamesen die Migrationserfahrung im ‚westlichen <strong>Aus</strong>land’, sogar in<br />
der Bundesrepublik, teilen. In beiden Gruppen war die Regel, dass die Familien zunächst<br />
getrennt waren und dann im Rahmen der Familienzusammenführung wieder zusammenfinden<br />
konnten, wenn die Bedingungen es erlaubten. Der kulturelle Hintergrund der Eltern, von dem<br />
angenommen wird, dass er in der Erziehung der Kinder eine Rolle spielt, dürfte in beiden<br />
Fällen ebenfalls sehr ähnlich sein. Auch was den sozialen Hintergrund der Eltern anbetrifft,<br />
lassen sich bei den beiden Gruppen Parallelen aufzeigen. Zwar ist von der Gruppe der Boat<br />
People allgemein bekannt, dass zahlreiche Vertreter der politischen, wirtschaftlichen und<br />
intellektuellen Elite des ehemaligen Südvietnams <strong>unter</strong> ihnen waren. Allerdings schienen die<br />
in der Literatur <strong>unter</strong>suchten und hier betrachteten Boat People in den USA und in<br />
Deutschland in erster Linie den <strong>unter</strong>en, weniger gebildeten Schichten Vietnams zu<br />
entstammen oder durch die Sprachbarriere und die Tatsache, dass ihre vietnamesischen<br />
<strong>Aus</strong>bildungsabschlüsse im Migrationsland nicht anerkannt wurden, dort nicht ihren<br />
eigentlichen Qualifikationen gemäß arbeiten zu können. 325<br />
Interessant wäre es sicher, die identifikatorische Entwicklung der Kinder beider Gruppen<br />
angesichts der <strong>unter</strong>schiedlichen ausländerpolitischen Voraussetzungen in Deutschland<br />
vergleichend zu <strong>unter</strong>suchen. Dies wird jedoch erst in Zukunft möglich sein, da die meisten<br />
Kinder der ehemaligen Vertragsarbeiter im Vergleich zu den mittlerweile erwachsenen<br />
Töchtern und Söhnen der Boat People noch zu jung sind. Für die Thematik dieser Arbeit zwar<br />
kaum relevant, aber dennoch kurz zu erwähnen ist der politische Hintergrund der Eltern.<br />
Dieser könnte bei den beiden Gruppen gegensätzlicher nicht sein: Während die einen vor dem<br />
sozialistischen Regime in Vietnam flohen, durften die anderen in der Regel nur wegen ihrer<br />
politischen Linientreue eben diesem Regime gegenüber in der DDR arbeiten. 326 Die<br />
gewerbliche Tätigkeit vor allem der vietnamesischen Im- und Exportfirmen in den neuen<br />
Bundesländern erfordert zudem weiterhin gute Kontakte zu vietnamesischen Institutionen.<br />
Angesichts des traumatischen Fluchterlebnisses der Boat People durchaus nachvollziehbar,<br />
325 Vgl. Bankston und Zhou 1998, Nguyen Thi Minh Dai 1998, Bui Cong Tang 1996, Interview 7.<br />
326 Dies lässt sich natürlich nicht verallgemeinern. So mancher Bewerber erkaufte sich auch wie erwähnt<br />
(illegalerweise) die Chance, in der DDR arbeiten zu können.<br />
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