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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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V. <strong>Aus</strong> <strong>allen</strong> <strong>Quellen</strong> <strong>trinken</strong>: Die Kinder der ehemaligen vietnamesischen<br />

Vertragsarbeiter und ihre Suche nach Identität<br />

V.1 Anmerkungen zum Begriff ‚Zweite Generation’<br />

Im Zusammenhang mit den Kindern von Migranten wird in der Literatur häufig der Begriff<br />

‚Zweite Generation’ verwendet. Seine Bedeutung kann dabei leicht variieren. Im Rahmen<br />

dieser Arbeit ließe er sich folgendermaßen definieren:<br />

„Die I. Generation ist die im Heimatland aufgewachsene, die als Angehörige einer anderen Kultur immigriert<br />

sind und hier als Erwachsene gelten. Die II. Generation sind die Kinder dieser ersten Generation – womit die im<br />

Immigrationsland geborenen als auch die noch im Herkunftsland geborenen und miteingewanderten bzw.<br />

nachgezogenen Kinder gemeint sind.“ 319<br />

Dennoch soll in dieser Untersuchung vom Begriff der ‚Zweiten Generation’ Abstand<br />

genommen werden, folgt er doch „ […] einer <strong>Aus</strong>schließungslogik, da er die Niederlassung<br />

von Migranten und die Mitgliedschaft ihrer Kinder in der deutschen Gesellschaft nicht als<br />

selbstverständlich anerkennt.“ 320 Dies trifft umso mehr zu im Zusammenhang mit dem Begriff<br />

der ‚ehemaligen Vertragsarbeiter’, der selbst stets an die Temporarität als ursprüngliche<br />

Bedingung für die eigene Daseinsberechtigung im <strong>Aus</strong>land erinnert. Es soll hier von der zu<br />

<strong>unter</strong>suchenden Gruppe stattdessen als ‚Kinder’ gesprochen werden, im Sinne der<br />

verwandtschaftlichen Rolle ‚Kind’, die sowohl Kinder als auch Jugendliche zusammenfasst.<br />

Sicherlich stellt sich die Frage, ob in einer Untersuchung, die sich mit der<br />

identifikativen <strong>Aus</strong>einandersetzung von Kindern und Jugendlichen mit den kulturellen<br />

Einflüssen zweier Länder befasst, nicht explizit zwischen in Deutschland geborenen und aus<br />

Vietnam im Rahmen der Familienzusammenführung nachgereisten Kindern differenziert<br />

beziehungsweise verglichen werden sollte. Es liegt nahe anzunehmen, dass die ‚kulturelle<br />

Identitätsentwicklung’ in den beiden Gruppen nicht unbedingt gleich verläuft. Schließlich<br />

haben erst später nach Deutschland gekommene Kinder je nach ihrem Einreisealter einen<br />

substanziellen Teil ihres Lebens in Vietnam verbracht, sprechen in der Regel bei ihrer<br />

Ankunft kein Deutsch und haben es daher anfangs sicher schwerer, sich in der neuen<br />

Umgebung zurechtzufinden als Kinder, die von Geburt an in Deutschland aufwachsen und für<br />

die die deutsche Sprache wahrscheinlich keine Schwierigkeit darstellt. Im Vorfeld der<br />

Recherche war ein Vergleich beider Gruppen als maßgeblicher Teil der Untersuchung auch<br />

319 Stiksrud 1994: 137.<br />

320 Penitsch 2003: 23.<br />

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