Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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<strong>Aus</strong>wirkungen des bikulturellen Einflusses als auffällig herausgestellt werden, scheint ein<br />
durchaus positives Phänomen dem an Auffälligkeit in nichts nachzustehen: die<br />
überdurchschnittlich hohe Leistungsfähigkeit vietnamesisch-stämmiger Kinder und<br />
Jugendlicher in den Schulen und Universitäten der Migrationsländer, und das trotz der –<br />
zumindest anfänglichen - Sprachbarriere:<br />
„ [...] Vietnamese children have come to excel academically not only by the standards expected of a new refugee<br />
group but also by comparison with segments of the established population. [...] They have been doing so well, in<br />
fact, that teachers and educational researchers often see them as bringing new life into deteriorating urban public<br />
schools, and their parents have been proud to see them attain prestigious occupations as doctors, lawyers, college<br />
professors, and engineers.” 339<br />
Die obige Feststellung bezieht sich auf die USA. Auffällig ist, dass das Phänomen der hohen<br />
akademischen Leistungsfähigkeit vietnamesischer Kinder und Jugendlicher besonders<br />
umfassend in der US-amerikanischen Literatur herausgestellt wird. 340 Unter anderem wird es<br />
auf den <strong>unter</strong> Vietnamesen traditionell sehr hohen Wert der Bildung zurückgeführt. Dieser<br />
komme nun um so mehr zum Tragen, da die besseren strukturellen Voraussetzungen des<br />
Migrationslandes nicht mehr wie in Vietnam hauptsächlich jungen Männer privilegierter<br />
Familien die Chance einer guten <strong>Aus</strong>bildung böten, sondern auch jungen Frauen und Kindern<br />
mit ‚ungebildet-ländlichem’ Hintergrund, wie er in der von Bankston und Zhou <strong>unter</strong>suchten<br />
Gemeinde dominant war. 341<br />
Natürlich hat den Schilderungen zufolge auch die ‚Medaille’ der schulischen Leistung zwei<br />
Seiten. Die große erzieherische Bedeutung der Bildung und die sich nun im Migrationsland<br />
umso realistischer bietende Chance eines sozialen Aufstiegs durch dieselbe resultierten häufig<br />
in <strong>einem</strong> enormen Leistungsdruck der Eltern auf ihre Kinder, der zusätzlich zu den bereits<br />
bestehenden hohen elterlichen Erwartungen (Hilfe im Haushalt, Hüten der Geschwister) für<br />
diese eine große Belastung darstellen konnte. 342 Wie auch in anderen die elterliche Autorität<br />
betreffenden Punkten konnte die kindliche Reaktion darauf <strong>unter</strong>schiedlich stark ausf<strong>allen</strong>,<br />
schlimmstenfalls zur Leistungsverweigerung und zu depressiven Zuständen führen. 343 Bei<br />
leistungsschwächeren Schülern resultierte der Druck zumindest in <strong>einem</strong> Missverhältnis<br />
339 Bankston und Zhou 1998: 130.<br />
340 Allerdings nicht nur dort. Siehe hierzu <strong>unter</strong> anderem für die USA Kibria 1993, Caplan et al. 1991, Bankston<br />
und Zhou 1998, für Deutschland Bui Cong Tang 1996, für <strong>Aus</strong>tralien Viviani 1996.<br />
341 Vgl. Bankston und Zhou 1998: 131.<br />
342 Vgl. Bui Cong Tang 1996: 65, Bankston und Zhou 1998: 131, Schneider 1982: 164.<br />
343 Vgl. zum Beispiel Bui Cong Tang 1996: 34, Nguyen Thi Minh Dai 1998: 179.<br />
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